Page - 712 - in Handwörterbuch der Philosophie
Image of the Page - 712 -
Text of the Page - 712 -
Usiologie — Utilitarismus.
werden. Die U. höherer Lebewesen (wie sie EMPEDOKLES, ARISTOTELES, De
gener. animal. II, 1, die LUCRETIUS CARUS, De rer. natur. II,
843 ff., J. B. VAN HELMONT U. a. annehmen), gibt und gab es
nicht, wohl aber können in einem früheren Zustande der Erde ganz primi-
tive organische Massen, Keime entstanden sein, die sich dann weiter ent-
wickelten.
Eine U. lehren OKEN („Urschleim", Die Zeugung 1805), TREVIRANUS
(Biologie, f.), SCHOPENHAUER (Neue § 185), NAEGELI,
HAECKEL (Generelle Morphologie I, 182; „Moneren"); KUCKUCK, Die Lösung
des Problems der U., 1907 (das Leben auf Jonisationsprozeß zurück-
geführt); LEHMANN, Flüssige Kristalle u. die Theorien des Lebens, 1906,
u. a. VgL TASCHENBERG, Die Lehre von der U., 1882. — Vgl. Leben,
Organismus.
Usiologie: Lehre vom Wesen
Utilitarismus (der Ausdruck „utilitarian" zuerst bei J.
„Utilitarianism" bei J. ST. MILL U. a.; bei FEUERBACH: heißt
allgemein: Nützlichkeitsstandpunkt, Erwägung nach Nützlichkeitsprinzipien,
Streben nach dem Nützlichen (s. d.). Im engeren Sinne ist U. jene
Richtung der Ethik, nach welcher der Zweck des sittlichen Handelns
der Nutzen der Individuen ist, und zwar identifiziert der hedonistische
U. das Nützliche mit subjektiver Glückseligkeit, Lust, während der
objektiv-eudämonistische U. den Nutzen als Wohlfahrt der Einzelnen
und der Gesamtheit (Gemeinwohl) bestimmt (s. Hedonismus, Eudämonis-
Der U. tritt meist nicht in egoistischer Form, sondern als sozialer
U. auf, der das größtmögliche Glück der größtmöglichen Anzahl erstrebt. Der
U. erklärt auch teilweise den Ursprung des Sittlichen (s. d.) aus
erwägungen: es wird erst sittlich gehandelt um des eigenen Nutzens willens,
aus „wohlverstandenem Interesse", dann wird das sittliche Verhalten zur
Gewohnheit, zum Selbstzweck.
Über den älteren U. vgl. Hedonismus, Eudämonismus, Sittlichkeit.
Prinzip der „Maximation des Glückes" („great heapiness-principle") findet sich
schon bei BECCARIA, HUTCHESON, PRIESTLEY, besonders aber bei dem Begründer
des U. als System, JEREMY BENTHAM greatest happiness of the greatest
Die Nützlichkeit Handlung besteht in der der
Glückseligkeit (Lust), in Förderung derselben. Gut ist das Handeln,
welches in diesem nützlich ist. Um richtig zu handeln, bedarf es eines
moralischen Budgets, eines Lustkalküls („hedonic einer Abwägung
der nützlichen schädlichen Folgen der Handlung, wobei die Intensität,
Dauer, Nähe, Folge der Lust und die Menge der Menschen, die ihrer teilhaftig
werden, zu berücksichtigen sind. Der Egoismus zeigt sich hierbei als nicht
vorteilhaft; so scheint man zuerst gut, dann wird man es. Stimulantien dazu
sind die verschiedenen (physischen, sozialen, politischen, moralischen, religiösen)
Indem wir das Wohl der Gemeinschaft fördern, fördern wir
uns selbst (Introduction to the Principles of Morals and Legislation, 1789;
der Zivil- und Kriminalgesetzgebung, deutsch von Beneke, 1836;
1834; deutsch 1835; Works, 1843; vgl. KRAUS, Zur Theorie des
Eine 1902). Anhänger sind BOWRING,
J. AUSTIN U. a. Einen sozialen U. vertritt J. ST. MILL. Nach ihm
back to the
book Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften