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Geisteswissenschaften
Handwörterbuch der Philosophie
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Page - 739 - in Handwörterbuch der Philosophie

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Wahrheit. vom göttlichen Bewußtsein überzeitlich umfaßt werden. „Was wahr ist, ist nur wahr, weil es für alle Zeit und darum auch für die Ewigkeit gilt". „Wirklich ist etwas nur, weil es an diesem Ewigkeitscharakter der Wahrheit teilnimmt" (Grdz. d. Erkenntnistheorie, 1901; Zur Krisis in d. Logik, 1903; Erkenntniskrit. Logik, 1909). Nach M. läßt sich die W. nicht vom Denken abtrennen, ist aber unvergänglich. „Die Tatsache vergeht, ihre Wahr- heit aber besteht." Jedes Urteil ist ein „Ewigkeitserlebnis", alle wahren Urteile sind für die Ewigkeit gefällt, indem der Tatsache im Reiche des Seins eine unverrückbare Stellung zukommt. Alle Erkenntnis (auch die empirische) ist ein „Erfassen des Ewigen Vergänglichen" (Kant u. Bolzano, 1902; Der Streit der Psychologisten u. Formalisten, 1902; Die Logik auf dem Scheide- wege, 1903). — Absolut, überzeitlich ist die W. nach BRADLEY (Appearance and Reality2, 1897, S. 165 ff.), JOACHIM (The Nature of Truth, S. 21, u. a. Denknotwendige, absolute Wahrheiten (Axiome, Kategorien) gibt es nach J. ROYCE, nach welchem die W. insofern „instrumental" ist, als sie ein Mittel zur Erreichung des Willenszieles ist (Bericht über den III. intern. Kongreß f. Philos., 1909; „absoluter" Pragmatismus). Bei aller Berücksichtigung der Relativität empirischer Einzelwahrheiten lehrt der Kritizismus die apriorische absolute Geltung der Grundsätze der Er- kenntnis (s. A priori, Axiom, Kategorien). Es gibt nach KANT Wahrheiten, die nicht von der Erfahrung abhängen, also „auf gar keine Zeitbedingung be- schränkt" sind, d. h. „sie sind a priori als Wahrheiten erkennbar, welches mit dem Satze: sie sind als notwendige Wahrheiten erkennbar, ganz identisch (Über eine Entdeckung . . ., 2. Abschn.; Kleine Schriften 60). Die W. besteht formal nicht in der Übereinstimmung von Urteilen mit an sich be- stehenden Dingen, sondern in der „Übereinstimmung aller Gedanken mit den Gesetzen des Denkens, und also untereinander" (Reflexionen, 927), in der „Übereinstimmung mit den Gesetzen des Verstandes". Dieses formale Kriterium ist die Bedingung aller ein materiales Kriterium kann die Logik nicht geben, da diese formal ist (1. c. S. 81 f., 84). Die objektive W. apriorischer ist insofern „Einstimmung mit dem Objekt", als sie selbst das Objekt der Erfahrung erst möglich macht, indem „sie nichts weiter enthält, als was zur synthetischen Einheit der Erfahrung überhaupt notwendig ist". Die apriorischen Grundsätze sind „a priori wahr" (streng allgemeingültig und notwendig) und zugleich der „Quell aller Wahrheit, d. i. der Übereinstim- mung unserer Erkenntnis mit Objekten, dadurch, daß sie den Grund der Möglichkeit der Erfahrung, als des Inbegriffes aller Erkenntnis, darin uns Objekte gegeben werden mögen, in sich enthalten" (Krit. d. rein. Vern., S. 261 ff.). Materiale W. ist eines Urteils zu den Gesetzen des synthetischen, Erfahrungserkenntnis erzeugenden Denkens (vgl. KRUG, Hand- buch d. Philos. WW. VI, 19). — Als Übereinstimmung zwischen abstrakter und anschaulicher Erkenntnis faßt die W. SCHOPENHAUER auf als Wille u. Vorstellung, IL Bd., K. 9; vgl. Metalogisch). Nach WINDELBAND ist W. „Übereinstimmung der Vorstellungen untereinander, der sekundären mit den primären, der abstrakten mit den konkreten, der hypothetischen mit den sensualen, der mit den 1907, 153 ff.). W. ist „Normalität des Denkens" (S. 160). Anfangs ist der Lebenswert der W. der, daß sie eine Eigenschaft der Vorstellungen ist, die sie zu zweckmäßigen Mitteln für unser Handeln macht; aber später wird das Mittel selbst zum Zweck und 47*
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Handwörterbuch der Philosophie
Title
Handwörterbuch der Philosophie
Author
Rudolf Eisler
Publisher
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Location
Berlin
Date
1913
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
Size
12.7 x 21.4 cm
Pages
807
Keywords
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Category
Geisteswissenschaften
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