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Wahrnehmung.
„Wenn das Vermögen, sich bewußt zu werden, das, was im Gemüte liegt, auf-
suchen (apprehendieren) soll, so muß es dasselbe affizieren und kann allein
solche Art eine Anschauung seiner selbst hervorbringen . . ., da es denn sich
anschauet, nicht wie es sich unmittelbar selbsttätig vorstellen würde,
nach der Art, wie es von innen affiziert wird, folglich wie es erscheint,
nicht wie es ist" (Krit. d. rein. Vern., S. 50 ff., 72 f., 120; vgl. Apperzeption,.
Selbstbewußtsein; vgl. REINHOLD, Theorie der Vorstell., 1789, S. 369; FRIES,.
Psych. Anthropol., § 25; Neue Kritik I, 111, u. a.). — Während
meint, Kant verstehe unter dem Material des inneren Sinnes die seelischen.
Tätigkeiten selbst (Kant-Kommentar II, 482), hält REININGER die letzteren
das Affizierende, von dem wir Bilder in der Zeit bekommen (Kants
Lehre innern Sinn, 19C0, S. 23 ff.). Die Lehre vom i. S. ist so zu
daß das Ich selbst in seinem Selbstbewußtsein an dieselben allgemeinen Er-
fahrungsbedingungen geknüpft ist wie die Tatsachen der äußern Erfahrung..
Nicht vom empirischen Ich aber, welches nur empirische Realität (s. d.) hat, ist das
Objektive abhängig; so wird dem subjektiven der Boden entzogen..
Außen- und Innenwelt sind Korrelate, zwei Seiten einer Gesamtwirklichkeit,.
Die Außenwelt ist nicht in einem Ich, wohl aber nie ohne ein Ich (ibid.;
Philos. des Erkennens, 1911; Wissensch. Beilage der Philos. Gesellsch. in
1912); vgl. FRISCHEISEN-KÖHLER, Wissenschaft u. Wirklichkeit, 1912; ähnlich
z. T. der transzendental-logische Idealismus (s. d.; COHEN, NATORP, LANZ U.
vgl. Subjekt, Bewußtsein, Transzendent). — Daß die innere W. durch Erkennt-
nisfunktionen vermittelt ist, betonen E. v. HARTMANN, DEEWS (S. Ich) u.
KÜLPE, A. MESSER in die Erkenntnistheorie, 1909, S. 76 f.),
SERL (Log. Untersuch. I, 1900, 122) u. a. Vgl. (Keine besondere
innere W., sondern nur Besinnung", Reflexion, Urteil über die Be-
wußtseinsmodifikationen; Die Logik auf dem Scheidewege, 1905, S. 105, 240)..
Gegen die Theorie des „inneren Sinnes" verficht die Unmittelbarkeit,
nicht durch eine Vorstellung Erkenntnis der
G. E. SCHULZE (Psych. Anthropol., S. 114 ff.), FICHTE (S. Anschauung, intellek-
tuelle), SCHLEIERMACHER (Dialektik, S. 53 ff.), H. RITTER, BENEKE, nach
welchem bei der innern W. das Sein unmittelbar, ohne Zusatz, mit voller oder
absoluter Wahrheit vorgestellt wird (Lehrb. d. § 129; System d. Meta-
phys., 1840, S. 68 ff.), HERBART („Apperzeption" durch Vorstellungsmassen;,
Lehrb. d. Psychol.8, 1807, S. 43, 55 f.; Psychol. II, 1824/23, § 125), UEBER-
WEG (Logik5, 1882, § 36; u. Lebensansch., S. 29 ff.), v. KIRCHMANN,.
BRENTANO (Evidenz der W., Psychol. I, S. 119), HÖFLER, MEI-
NONG (Die Erfahrungsgrundlagen unseres Wissens, 1906, S. ff.: es gibt innere
Totalerlebnisse, innere Akte, ideale KREIBIG, nach welchem die-
innere W. ein Urteil enthält und die Erkenntnis der Innenwelt eine
evidente ist Wahrnehmung, 1911, S. 37; Die intellektuellen
1909, S. 14, 288 ff.); vgl. HUSSERL, Log. Untersuch. I, 122), J. BERG-
MANN (Vorles. über Metaphys., 1886, S. 190 ff.), LIPPS (Leitfaden d. Psychol.2,.
S. 14), E.H. SCHMITT (Krit, d.Philos., 1908, S. DILTHEY, BERGSON U. a. Auch
nach WUNDT hat der Gegenstand der innern W. unmittelbare Realität.
inneren Erlebnisse sind unmittelbar gegeben und werden so von der Psycho-
logie (s. d.) untersucht, deren Erkenntnis eine „unmittelbare oder
ist. „Äußere" und „innere" Erfahrung sind nur verschiedene
der Auffassung und Bearbeitung der Daten der Gesamterfahrung (vgl.
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften