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Kerstin
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stellung durch den älteren Bruder Ferdinand, der
in der inhaltlichen Modifikation von Graphiken
schon eigene Erfahrungen gesammelt hatte (Abb.
13, 14). Genau ein Jahr später, am 14. Dezember
1810, widmete Franz Karl seiner Stiefmutter wie-
der eine kolorierte englische Graphik, diesmal
zeigt sie einen kleinen Jungen, der als Gespenst
verkleidet zwei Mädchen erschreckt. Das nächste
Geschenk für Ludovika am 25. August 1811, ih-
rem Namenstag, ist eine eigenständige Zeichnung
und zeigt ein Jungengesicht im Profil (Abb. 23).
Auch wenn Franz Karl wahrscheinlich nach einer
Vorlage arbeitete, so ist das Werk mit einer sehr si-
cheren Strichführung für einen Achtjährigen eine
beachtliche Leistung. Mit diesem Bild hat er sich
von dem Kolorieren verabschiedet und verschenk-
te in nächster Zeit bevorzugt Bildnisse auf blauem
Papier, so am 14. Dezember 1811 zum Geburtstag
von Ludovika eine zum Himmel schauende Frau
mit Diadem, und am 4. Oktober 1812 zu ihrem
Namenstag einen Herren in Rüstung und mit
Allonge-Perücke. Auch sein Vater wird nicht ver-
gessen, er erhielt am 12. Februar 1812 die Zeich-
nung eines jungen Mannes zum Geburtstag und
am 25. August 1812 zum Namenstag den schon ge-
nannten behelmten Kopf, mit dem Franz gleich
doppelt beglückt wurde. 1813 trieb Franz Karl
seine Gabenfreude auf die Spitze, indem er am
Geburtstag seines Vaters gleich drei Bildnisse auf
blauem Papier zeichnete, zwei eher in Konturen,
eines jedoch sorgfältig in Kreide ausgearbeitet. Im
selben Jahr erhielt der Kaiser von seinem Sohn
zum Geburtstag am 25. August sicher wenig über-
raschend schon wieder eine Bildnis-Zeichnung
auf blauem Papier. Franz Karl zeigt sich sehr jung
als routinierter Kopist, verläßt aber nicht den
Pfad, den er mal eingeschlagen hat und in dem er
sich seines Könnens sicher war. Auch als Erwach-
sener wird er sich noch sehr für Kunst interessie-
ren, vor allem für das Theater.
22: Franz Karl, Kleiner Junge mit Buch (14. Dezember 1809)
23: Franz Karl, Profilbild eines Jungen (25. August 1811)
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Volume LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
- Volume
- LIX
- Editor
- Bundesdenkmalamt Wien
- Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German, English
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78674-0
- Size
- 19.0 x 26.2 cm
- Pages
- 280
- Keywords
- research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
- Category
- Kunst und Kultur