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nen Selbstbildnissen auf goldenem und silbernen
Grund den Künstler als Medusa zu sehen, heißt
sich an die Taktiken des Perseus zu erinnern und
wie Michel de Certeaus Konsument, der mir in
seiner Aneignung und Umwendung der „Prakti-
ken“ und „Mechanismen der Disziplinierung“ ein
später Erbe des Perseus zu sein scheint, Nutzen
aus dem Starken ziehen und die Stärke des Über-
mächtigen gegen ihn selbst wenden.44
Zwar bleibt die Verknüpfung von Warhols
Selbstbildnissen in Fright-Wig mit dem Mythos
der Medusa ein heuristischer Versuch und kann
nicht als vom Künstler intendiert bewiesen wer-
den. Doch leistet sie einen Beitrag zur Inter- pretation dieser Selbstbildnisse, indem sie die
Aufmerksamkeit auf das von Warhol verwendete
Bild-Dispositiv lenkt. Darüber hinaus wirft dies
die Frage auf, inwiefern nicht alle späten Gemäl-
de, die nach Warhols Verabschiedung von der
Malerei 1966 entstanden sind, latent mit ihren
disponierenden Qualitäten spielen und somit
eine neue Rezeptionshaltung einfordern. Und na-
türlich steht man am Ende dieser Interpretation
vor dem Paradox, daß der Platz des Betrachters
vor den Bildern Andy Warhols leer bleibt, wenn
der Ort des Interpreten gewahrt bleiben soll.
44 Michel de Certeau greift in seinem Buch Kunst des Handelns erstaunlicherweise nirgends auf die Listen des Perseus
zurück, obwohl er die in “literarische Zonen“ abgedrängten Wendungen, Finten, Verschiebungen und Ellipsen als
Modelle populärer Gebrauchsweisen und Taktiken beschreibt, auf Mythen und Volkserzählungen als Tradierung
solcher Praktiken verweist und als Kennzeichen strategischen Verhaltens schließlich auf die „panoptische Praktik“
der Mächtigen eingeht. M. De Certeau, Kunst des Handelns, Berlin 1998.
Abbildungsnachweis: Abb. 1, 2, 3, 4, 5: nach Elger, Selbstportraits (zit. Anm. 3), Abb. 15, Abb. 37, Abb. 38, Abb. 41,
Abb. 49. – Abb. 6: nach Francis, Late Work (zit. Anm. 25), S. 100. – Abb. 7: Sprüth Magers Berlin London and
Metro Pictures. 7: Louise Lawler, Statue before
Painting, Perseus with the Head of
Medusa, Canova, 1983
b/w Photographie, 18.4 x 19.1 cm,
Courtesy of the Artist, Sprüth Magers
Berlin London and Metro Pictures.
Aus urheberrechtlichen Gründen darf die
Abbildung an dieser Stelle nicht gezeigt
werden.
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Volume LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
- Volume
- LIX
- Editor
- Bundesdenkmalamt Wien
- Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German, English
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78674-0
- Size
- 19.0 x 26.2 cm
- Pages
- 280
- Keywords
- research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
- Category
- Kunst und Kultur