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38 2 Arierparagrafen und andere Ausschlussmechanismen
die zweiteGründungsstadt desAssociation Soccer in Cisleithanien, führte der
bürgerlicheGrazerAthletiksport-Klub (GAK)bereits inseinenGründungsstatu-
ten1902einenArierparagrafen.AuchdieSatzungendesSKSturmGrazenthiel-
ten von 1912 bis 1932 diesen Paragrafen.63 Gleichzeitig war mit Hakoah Graz
ein jüdischer Verein in der Zwischenkriegszeit erfolgreichesMitglied des Stei-
rischen Fußballverbands. Und „[a]nlässlich der Feierlichkeiten zu ihrem 25-
jährigenBestehen 1927 verwiesendieAthletiker [=GAK] öffentlich zwar voller
Stolz auf ‚ihren‘ Arierparagraphen, erhielten bei dieser Gelegenheit aber
gleichzeitig ‚Freundschaftsgeschenke‘ vondenHakoah-VereinenausGrazund
Wien“.64DerDeutscheSportvereinLeoben(DSL)nahmhingegennichtnurkei-
ne jüdischenMitglieder auf, sondernweigerte sichauch, 1923/24 inder Steiri-
schenLigagegendieGrazerHakoahzuspielen.Dies führtezueinemsportpoli-
tischen Skandal und zum Ausschluss der Leobener aus dem Verband. Im
Tiroler Fußballverbandwurde bereits 1922 die Einführung einesArierparagra-
fendiskutiert, jedocheinstimmigabgelehnt.65 InSalzburgverfügtederörtliche
Athletiksportklub (SAK) ähnlich wie in Graz bei seiner Gründung 1914 über
einen Arierparagrafen. 1922 wurde diese Regelung erneuert und vorhandene
jüdische Mitglieder und Funktionäre wurden ausgeschlossen.66 In Kärnten
richtete sichderDeutschnationalismus bzw.Arierparagraf nicht zuletzt gegen
dieslowenischeMinderheit,v.a.nachdem„Abwehrkampf“nachEndedesErs-
tenWeltkriegs.DerKlagenfurterAthletiksportklub(KAC)nahm„nurDeutsche“
aufundtrugkeineWettspielegegenslowenischeTeamsaus,67Gleichesgalt für
den Deutschen Sportklub Villach.68 Die den Christlichsozialen nahestehende
AustriaKlagenfurtnahm„erst“ 1930denArierparagrafenanundwardamit in
63WalterM. Iber, ErstderVerein,danndiePartei.Der steirischeFußball imNationalsozialis-
mus.UnterMitarbeit vonHaraldKnoll (Graz 2016) 45f.
64 Iber, Erst derVerein, 46.
65 Vgl. Sport-Tagblatt (24. 1. 1922) 2.
66 Andreas Praher, Politische Radikalisierung im Salzburger Fußballsport in der Zwischen-
kriegszeit. In: SiegfriedGöllner,AlbertLichtblau, ChristianMuckenhumer,AndreasPraher, Ro-
bertSchwarzbauer (Hg.), ZwischenProvinzundMetropole. Fußball inÖsterreich.Beiträge zur
1. Salzburger Fußballtagung (Göttingen 2016) 105–115, hier 112.
67 ThomasZeloth,Nach_Spielzeit. GeschichtedesFußballs inKärnten. In: JohannSteinmetz,
HansWitek, Thomas Zeloth (Hg.), Nach_Spielzeit. Geschichte des Fußballs in Kärnten 1893–
2007. BegleitbandzurAusstellung imKärntner Landesarchiv (Klagenfurt 2008) 5–111, hier 16.
68 ThomasZeloth,VomSchul- zumbürgerlichenBreitensport. DieAnfängedes Fußballspor-
tes indenBundesländernamBeispielKärnten. In:SiegfriedGöllner,AlbertLichtblau,Christian
Muckenhumer, AndreasPraher, Robert Schwarzbauer (Hg.), ZwischenProvinz undMetropole.
Fußball in Österreich. Beiträge zur 1. Salzburger Fußballtagung (Göttingen 2016) 70–78, hier
76.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918