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Wiener Sport in der Zwischenkriegszeit in Zahlen 69
lich reduziert dar. Die Anzahl der Sportvereine war mit insgesamt 813 im
Vergleichzu1929umeinDrittel geringer.124DiebestehendenVereineprofitier-
tenvonderDezimierungderVereinslandschaftdurchdieNeuzuteilungehema-
ligerPlätzeaufgelösterKlubs.125NichtsdestotrotzzeigtesichdiesportlicheVer-
einslandschaft aber weiterhin sehr vielfältig. Das Statistische Jahrbuch der
StadtWien von 1935 listet allein 31 verschiedene Sportverbände auf, denen je
nach Sportart jeweils eine unterschiedliche Anzahl der 813 ausgewiesenen
Wiener Sportvereine angehörte. Sowaren etwa 284 KlubsMitglied beimWie-
ner Fußballverband (WFV), dem Eishockeyverband gehörten 22 Vereine und
demHandballbund 45 Klubs an. Insgesamt weist die Statistik für 1935 rund
62.854Vereinsmitgliederaus–alsonurnoch59ProzentdesWertesvon1929–,
wobei Frauen zwischen 15 bis 20 Prozent stellten. Frauen waren wie schon
1929nicht in jeder Sportart vertretenbzw.nahmennicht in allenaufgelisteten
Disziplinen anWettkämpfen teil. Sie scheinen etwa beim Boxen, Trab- und
Polosport,Tischtennis, inSchützenvereinenoderEishockey inderStatistikdes
Jahres 1935nichtauf.126Darüberhinaussind imJahr 1935weiterhin fünfTurn-
verbände bzw. Vereinigungen – die Christlich-deutsche Turnerschaft, der (re-
duzierte) Deutsche Turnerbund, der Allgemeine Turn- und Sportverein127, die
Gruppe der fünf Makkabi-Turnvereine und der Verband der Sokol-Turnver-
eine–dokumentiert,denennachdemVerbotderArbeiterturnvereinebzw.den
AuflösungenvonVereinendesDeutschenTurnerbundsnunmehr 108Turnver-
eineangehörten. InsgesamtzähltendieseTurnklubsmit 16.911Mitgliedernum
zweiDrittelwenigerSportlerInnenals 1929.DieHälftevon ihnenwarenFrauen
bzw.Mädchen.Die fünfMakkabi-Turnvereine lagennachdermitgliederstärks-
ten Christlich-deutschen Turnerschaft mit ihren insgesamt 1.030 Mitgliedern
anvierter Stelle.128
DasGeschlechterverhältnis inden jüdischenSportvereinenglichMitteder
1930er-Jahre imÜbrigen (soweit Aussagen auf Basis des nur rudimentär vor-
Marschik, TurnenundSport imAustrofaschismus (1934–1938). In: EmmerichTálos,Wolfgang
Neugebauer (Hg.), Austrofaschismus. Politik – Ökonomie – Kultur 1933–1938 (Münster/Lon-
don/Wien2005)372–389,hier 381, sowieRolandSchmidl,DerdeutscheTurnerbund(1919)und
seineRelevanz inder ErstenRepublikÖsterreich (Diss.UniversitätWien 1978) 234ff.
124 Magistratsabteilung für Statistik, Jahrbuch 1930–1935, 197.
125 Marschik, Austrofaschismus, 379.
126 Magistratsabteilung für Statistik, Jahrbuch 1930–1935, 197. Da die Zahlen zu einigenVer-
bänden nicht zwischen den Geschlechtern differenzieren, können zum Frauenanteil nur
Schätzwerte angegebenwerden.
127 Hierbei handelte es sichumdieFortführungdesDeutsch-österreichischenTurnvereins.
128 Magistratsabteilung für Statistik, Jahrbuch 1930–1935, 201.Dort auchdie Zahlenangaben
für 1930–1934; 1934 erreichte dieMitgliederzahl in Turnvereinen aufgrundder politischen In-
terventionenmit 11.700 ihrenTiefststand.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918