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Nach 1918
Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
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74 4 Die jüdische Sportbewegung im Wien der Zwischenkriegszeit Schnell wurde der Allroundsportverein zumSammelbecken jüdische Sportler undSportlerinnen inder steirischenLandeshauptstadt14 und zumgrößten jü- dischenVerein außerhalbWiens. Fürdie jüdischeSportbewegung inÖsterreich,wie invielenandereneuro- päischen Ländern auch, lieferte der Zionist Max Nordaumit seinemKonzept vom„Muskeljudentum“,daser zumerstenMal ineinerRedeaufdemZweiten Zionistenkongress 1898 in Basel entwarf, ein theoretisches Fundament, das konträr zudenassimilatorischenVorstellungenvonOttoHerschmannstand.15 DemverbreitetenantisemitischenVorurteil des „körperlich schwachen Juden“ begegneteder zionistischeVordenkermit demArchetypusdes „neuenstarken jüdischenMenschen“: „Wir haben vonNatur die unerläßlichen geistigenVor- bedingungen außergewöhnlicher athletischer, turnerischer Leistungen. Die körperlichenVoraussetzungen, eingewissesMaßanMuskelstärke, sinddurch Übung zu erlangen. Wir haben also alles, was nötig ist, um uns als Turner ebensoglänzendzubewährenwie als Pfleger allerGeistesdisziplinen.“16 Denmodernen Sport lehnte Nordau hingegen, aufgrund seines Strebens nach Preisen und Rekorden, als egoistisch undmaterialistisch ab. Nur dem TurnenspracherdieQualität zu, eine „harmonischeAusbildung“desKörpers sicherzustellen, die sowohl dem Einzelnen wie auch dem Kollektiv zugute kommensollte.17NebenderArbeitamKörperselbst forderteeraucheineSicht- barmachung der jüdischen Sportaktivitäten.Mit demDavidstern auf demTri- kot oder den Initialen ihrer jüdischen Vereine sollten jüdische Sportler und Sportlerinnen selbstbewusst in der Öffentlichkeit auftreten.18 Indem Nordau seineAusführungen auf demFünften Zionistenkongress inWien im Jahr 1901 wiederholte, beeinflusste er auch die Entwicklung inWien nachhaltig. In der Folgegründetensichweitere jüdischeTurnvereine inWien, sodass 1913 schon sechs jüdischeTurnvereinebestanden.19 1910entstandderSportklub jüdischer Studenten.20 Der Verein, der die IdeenNordaus inWien auf den allgemeinen Sportbe- reich ausweitete, war der 1909 gegründete Sportclub Hakoah. Selbstbewusst 14 Halbrainer, Sportbewegung, 178. 15 DanielWildmann, Muskeljuden, turnende Juden undmoralische Juden. In:Dachs (Hg.), JüdischerAlmanach, 103–122, hier 103. 16 Zionistisches Aktionskomitee (Hg.), Max Nordau‘s zionistische Schriften (Köln/Leipzig 1909) 387. 17Wildmann,Muskeljuden, 111. 18Wildmann,Muskeljuden, 108. 19 JohnBunzl (Hg.), Hoppauf Hakoah. Jüdischer Sport in Österreich. Von denAnfängen bis indieGegenwart (Wien 1987) 16. 20 AllgemeineSport-Zeitung (1. 1.​ 1910) 20.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Title
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Subtitle
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Authors
Bernhard Hachleitner
Matthias Marschik
Georg Spitaler
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-055331-4
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
376
Categories
Geschichte Nach 1918
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