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Nach 1918
Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
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Raum und jüdische Differenz im Wiener Fußball 133 Juden“ und dem „jüdisch“ interpretierten Kaffeehaus in Verbindung ge- bracht.89 Die Zuschreibung als „jüdisch“ oder „nichtjüdisch“war ein Aspekt inner- halbkomplexerräumlicherZuschreibungen.DiesewarenfreilichErgebniseiner performativenAushandlung, die – zumindest für eine gewisse Zeit –Verbind- lichkeitbeanspruchenkonnte:90 InnerhalbdieserRäumeagiertennichtjüdische und jüdischePersonen,wennauch indifferentenKonstellationenundmit un- terschiedlicherDefinitionsmachtausgestattet.MitHenri Lefebvre lässt sich for- mulieren,dassdieseRäumegemeinschaftlichdefiniert underfülltwurdenund ebenso Ergebnis wie Voraussetzung der Vereinbarung waren.91 Die Verhinde- rungdesHakoah-Platzes inFloridsdorf hatte einevordergründigeUrsache, die in der Bevorzugungdes sozialdemokratischenSportverbandes in einemArbei- terbezirk zu finden ist. Dahinter steht derKonflikt zwischenArbeiter- undbür- gerlichemSport, der das Sportleben inWienab 1918nachhaltig prägte. Indie- semSinnwurdederPlatz freilichnichtder jüdischen,sondernderbürgerlichen Hakoahverweigert, schließlichwaren Judenauf beidenSeitenmaßgeblich im Sportgeschehen involviert. Nicht imWiderspruch dazu steht das Argument, dassdieFloridsdorferSozialdemokratInnen (egalob jüdischodernicht) fürch- teten, ihr Bezirk könnte durch den Zuzug der Hakoah als jüdischer Ort, der Sportplatz derHakoahals jüdischer „meetingplace“markiertwerden.92 Dazu kommtdieentscheidendeFormulierungmangelnderBodenständigkeitderHa- koah.Daskannantisemitischgelesenwerden,war aber auchdemWissenda- rüber geschuldet, dass die überwiegendeMehrzahl der Aktiven, Funktionäre undAnhängerInnenderHakoahebennichtausdemBezirkstammte.DenKon- trahenten als „jüdisch“ zumarkieren impliziert, dass die eigenePosition eine „nichtjüdische“ ist: In ihrerOpposition zurHakoahwurdenSiegfriedDeutsch und Leo Klagsbrunn als „bodenständige“ Floridsdorfer wahrgenommen und versuchtensichvermutlichauchselbstsozupositionieren.Oder,alseinealter- nativeLeseweise:Siewolltenihr Jüdischseinals integralenundselbstverständ- lichen Teil ihrer Zugehörigkeit zuWien bzw. Floridsdorf verstandenwissen – und nicht als entscheidende Differenz. Ungeachtet ihrer jüdischen Herkunft undihrerPartizipationinder jüdischenGemeindefühltensiesichalsTeileiner 89 Marschik, „Muskel-Juden“, 274. 90 KlausHödl,Performanz inder jüdischenHistoriographie.ZudenVor-undNachteileneines methodischenKonzeptes. In: KlausHödl (Hg.), Kulturelle Grenzräume im jüdischenKontext. (Innsbruck/Wien/Bozen 2008) 175–189, hier 177; KlausHödl,Wiener Juden– jüdischeWiener. Identität, Gedächtnis undPerformanz im19. Jahrhundert (Innsbruck 2006) 71u. 99f. 91 HenriLefebvre, TheProductionof Space (Oxford 1991) 42. 92 DoreenMassey, Space, Place andGender (Minneapolis 1994) 154.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Title
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Subtitle
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Authors
Bernhard Hachleitner
Matthias Marschik
Georg Spitaler
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-055331-4
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
376
Categories
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