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Nach 1918
Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
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„Bodenständigkeit“ als Metapher 137 Oesterreich anerkannte Volksstamm, trotzdem fehle ihr die politische, soziale undökonomischeSelbstständigkeit,wiesievielkleinerenVolksstämmenwider- spruchslos zuerkannt ist“.103 Und der Autor Felix Salten forderte 1909 in der Brünner JüdischenVolksstimmenachdrücklichdieAkzeptanzderBodenständig- keit von Judenund Jüdinnen ein: Zumeinen verlangemanals Judeüberall in Europamehralsnur „Gastrecht“ein, zumanderendürfedie jüdischeReaktion auf dessen Verweigerung nicht der Abfall vom Judentum sein. „Wir sind hier bodenständig.Zeigensiemirheute irgendeinVolk inEuropa,das tausendJahre auf seinemPlatze ist.Wir sind inGermanien,Gallien, Britannienusw.mit den Römern eingezogen.Wir habendiese Länder eher bewohnt als alleVölker, die uns von hier wegweisen wollen.“104 Vor allem in deutschnationalen Blättern wurdeJudenundJüdinnenBodenständigkeitdagegenabgesprochen.DasDeut- sche Volksblatt berichtete von den Forderungen auf einer Versammlung der deutscharischenHandelsgehilfen:„Eskannniegenugundniegenugoftausge- sprochenwerden, daß die deutscharische Bevölkerung inWien bodenständig ist und daßwir alle verpflichtet sind, den Boden vonWien deutscharisch zu erhalten.“105 Es sei also nicht weniger als anmaßend, wenn sich Juden, vor allem die „in derWiener City sich bereits bodenständig fühlenden jüdischen Kreise“,106 als autochthoneBevölkerungbezeichneten. „Bodenständigkeit“ als spezifischeMetapherundChiffre derZwischenkriegszeit In der Zwischenkriegszeit wird „bodenständig“ zu einem politischen, gesell- schaftlichen und kulturellen Terminus. Wo Zugehörigkeit umkämpft ist, wo GruppenumIntegrationund Integrität kämpfen,die ihnenvonanderenGrup- pen abgesprochenwerden, paradigmatisch also in der Frage jüdischer Diffe- renz, wurde „bodenständig“ zu einer zentralen Vokabel in der rhetorischen Ausverhandlung von In- undExklusion. Dabei ging es vor allemauchumdie FragevonGroßstadt vs. Land,wie JoachimSchlör anmerkt: „Zudenzentralen Deutungsmustern im Verhältnis zur Großstadt gehört der angebliche Wider- spruch zwischen einer städtischenKultur unddemBegriff der ‚Bodenständig- keit‘.“107DerBegriffwurde–zumal inÖsterreichmitseinemstarkenGegensatz 103 DeutschesVolksblatt (Wien) (7. 1.​ 1907) 5. 104 FelixSalten, DerAbfall vom Judentum. In: JüdischeVolksstimme (10.9.​ 1909) 1. 105 DeutschesVolksblatt (Wien) (17. 3.​ 1911) 10. 106 DeutschesVolksblatt (Wien) (25. 3.​ 1914) 1. 107 JoachimSchlör,Das IchderStadt.Debattenüber JudentumundUrbanität 1822–1938(Göt- tingen 2005) 327.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Title
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Subtitle
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Authors
Bernhard Hachleitner
Matthias Marschik
Georg Spitaler
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-055331-4
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
376
Categories
Geschichte Nach 1918
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