Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Page - 142 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 142 - in Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938

Image of the Page - 142 -

Image of the Page - 142 - in Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938

Text of the Page - 142 -

142 6 Raum Umalsbodenständig zugelten,warder längerfristigeBetrieb eines Sport- platzes in einemBezirk eine notwendige, aber nicht unbedingt hinreichende Begründung. „Die altenCricketerwurden [inderBrigittenau] nie als recht bo- denständiggesehen, obwohl ihrPlatz im20.Bezirk gelegenwar“, denndieser „seinerzeit so vornehmeVerein bezog vielmehr seine Spieler aus allen Bezir- ken“.128Hierpasstedie soziologischeZusammensetzungdesVereinsnichtmit jener der Umgebung seiner Sportstätte zusammen. Der Klub blieb ein Fremd- köper. Auch der Austria (bis 1926 „Amateure“) wurde die Bodenständigkeit wie erwähnt aberkannt. Schon 1921, als dieAmateure ihreneigenenPlatz inOber- St. Veit ausbauten,wurdenicht nur beklagt, dass der Klub seine bedeutende- renSpiele auchweiterhin auf fremdenPlätzen austrug, sonderndass derVer- ein auch sonst nichts tat, um bodenständig zuwerden. Es sei „bezeichnend, wie wenig sie in ihrem Bezirke Wurzeln schlagen konnten“. Daher gebe es auch kaum eigene Nachwuchskräfte bei den Amateuren. „Was ihrer Mann- schaft neues Leben zuführte, kam von außen. Nichts war bodenständig.“129 DiePolemikgegendiemangelndeBodenständigkeitderAustriawarauchanti- semitisch konnotiert, wurde der Klub doch als Verein des „assimilierten“ Ju- dentums vonWien gesehen. Und die Frage jüdischer Differenz spielte in der VerwendungdesBegriffes „bodenständig“ daher immerwieder eine entschei- dendeRolle. EswarenspezielldiedeutschnationalenVereinederTurn-wiederSportbe- wegung, die sich gern als bodenständig und daher antijüdisch präsentierten, allenvorandiedeutschnationalenTurnvereineoderauchderdenNationalsozi- alisten nahestehende Schwimmverein EWASC: „Die Nachkriegszeit brachte es mitsich,daßsichimSchwimmsportWienszweiHauptrichtungenentwickelten. Einerseits der EWASC, in dessen Lager sich die bodenständigenElemente fan- den, andererseits die aufstrebende jüdischnationaleHakoah, andie sich aber auch jeneVereineanschlossen,dienach ihrerZusammensetzungmehrmitdie- semVereinübereinstimmten.“130Zumindest indiesemKontext istdieantisemi- tische Aufladung evident: Den Juden und Jüdinnen sollte signalisiert werden, sie seien inWien (und inÖsterreich) fremdundnicht bodenständig. Diese Botschaft blieb allerdings nicht unwidersprochen. Als der EWASC- PräsidentAlexanderKubaibeieinem„Amerikaner-Meeting“desVereins imDia- 128 Sport-Tagblatt (27.8.​ 1921) 4. 129 Sport-Tagblatt (21. 5.​ 1921) 9. 130 EWASC,50JahreErsterWienerAmateur-Schwimm-Club1887–1937.Festschriftzum50jäh- rigenBestanddesEWASC.Gründungstag: 30.Dezember 1887 (Wien 1937) 9, 14.
back to the  book Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938"
Sportfunktionäre und jüdische Differenz Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Title
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Subtitle
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Authors
Bernhard Hachleitner
Matthias Marschik
Georg Spitaler
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-055331-4
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
376
Categories
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Sportfunktionäre und jüdische Differenz