Page - 146 - in Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Image of the Page - 146 -
Text of the Page - 146 -
146 6 Raum
angemietet werden. Als Dank für die finanzielle Zuwendung übernahm der
neugegründeteVereinmitBlau-Gelbdie FarbendesHausesRothschild.
WiedieGründungshistoriederViennazeigt,wardie jüdischePartizipation
einwichtiges Element in derVereinsgeschichte, denn sie legte das finanzielle
wie infrastrukturelle Fundament desVereins. ImweiterenVerlaufwaren viele
Entscheidungsträger des Klubs jüdischer Herkunft bzw. jüdische Konvertiten:
1899 folgte der jüdische Konvertit undWeingroßhändler Hermann Schönaug
aufGründungsobmannFuchs.AlsersterGeschäftsführerderaltenSportanlage
auf derHohenWarte fungierte der jüdischeGeschäftsmann Julius Sinek, der,
umdenVerein zu finanzieren,VorformeneineskommerzialisiertenFußballge-
schehens zuetablieren suchte.138
Nachdem1919derVereinseine inzwischendritteSpielstätteverlorenhatte,
setzte der Kaufmann und hochdekorierte Weltkriegsveteran Hans Martin
Mauthner als Präsidentmit demBau einer nahegelegenenneuen Sportanlage
aufderHohenWarte–derheutenochbestehendePlatz inderKlabundgasse–
einensporttopografischenMarker:DievonEduardSchöneckerkonzipierteAn-
lage, deren Bau der jüdische Baumeister und langjährige Vienna-Funktionär
Carl Fleischer leitete, botbei ihrerFertigstellung1921anfangs37.000Zuschau-
ern139 Platz, ein Jahr später schon50.000.140Am15.April beimRekordbesuch
der Anlage kamen 80–85.000 BesucherInnen141 zum Länderspiel Österreich–
Italien.DamitwardieAnlagedasgrößteFußballstadionaufdemeuropäischen
Festland.142 Sie eröffnete demVereinneueEinnahmequellenundwarbis zum
BaudesWienerPraterstadionsauchHeimstättederösterreichischenNational-
mannschaft.
Zugleich initiierteMauthnermit demneuenAreal einenwichtigen Schritt
in der Vereinsentwicklung hin zu einemAllroundsportverein, der neben den
heute noch existierenden Abteilungen Fußball und Tennis zwischenzeitlich
auch Sektionen für Boxen, Leichtathletik, Handball, (Eis- und Feld-)Hockey
sowieSchwimmen, TischtennisundWasserball unterhielt.
138 MatthiasMarschik, VomHerrenspiel zumMännersport: Modernismus –Meisterschaft –
Massenspektakel.Die erstendreißig JahreFußball inWien (Wien 1997) 103.
139WStLA, 1.3.2. 471 A4, M.Abt. 52, 1692, 21: Kollaudierung der Sportplatzanlage des First
ViennaFootball-Club, 19;HoheWarte (15.6. 1921).
140WStLA, 1.3.2. 471A4,M.Abt. 52, 2530, 22:Aufnahmeschrift vom14.Oktober 1922.
141 IllustrierteKronenZeitung(16.4. 1923)6;DerMontag(16.4. 1923)11;KleineVolks-Zeitung
(16.4. 1923) 4; Neues Wiener Journal (16.4. 1923) 3; Neue Freie Presse (16.4. 1923) 7; Sport-
Tagblatt (16.4. 1923) 1;Wiener Zeitung (16.4. 1923) 7.
142 AliceKaufmann, AusdemTagebuchderHohenWarte. In:HelmutLang (Red.), first vien-
na football club.ÖsterreichsFussballpionier (Wien 1969) 13–101.
back to the
book Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938"
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918