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Zur Methodik der sozialräumlichen Fallstudien 175
tragen haben, da als Einzugs- und Beobachtungsfeld ein weit größeres Areal
überblickt werden musste; dies stützte unter Umständen die „periphere“ Rol-
le. An dieser Stelle tritt eine weitere Herausforderung für die BeobachterIn-
nen zu Tage, nämlich die Frage, auf welches Ereignis man sich konzentriert,
ob man stärker bzw. länger auf ein Detailereignis fokussiert, zwischen unter-
schiedlichen Szenarien wechselt oder das große Ganze im Auge behält. Aus
diesem Grund wurden für SR3 zwei BeobachterInnen eingesetzt, die parallel
protokollierten, wobei es gerade bei diesem Fest schwierig war, detailliertere
Interaktionen beobachtend zu erfassen. Die BeobachterInnen waren stets
bemüht, eine Balance zwischen Rahmen und Detail zu halten. Dieses Mul-
titasking wurde nach und nach leichter, Erfahrung und Routine sind für den
Beobachtungsprozess hilfreich.
Positiv könnte sich auf die Erhebungsprozesse ausgewirkt haben, dass die
beiden BeobachterInnen in der Altersstruktur ähnlich wie die MitarbeiterIn-
nen erlebt wurden. Insofern könnte ein Peer-Effekt zwischen den Jugendar-
beiterInnen und den BeobachterInnen den Zugang zum Feld und die Einbli-
cke in die Arbeit erleichtert haben. Interesse am Feld, Sensibilität für schwie-
rige Situationen und Rückzugsnotwendigkeiten sowie der Blick auf das große
Ganze unter gleichzeitiger Konzentration auf Ereignisse, die im Sinne der
Forschungsfrage wichtig sind, ergeben eine gelungene teilnehmende Be-
obachtung. Persönlichkeits- und Sympathieeffekte zwischen Feld und For-
scherInnen sind dabei keinesfalls zu unterschätzen – als Chance wie Heraus-
forderung. Im konkreten Fall war zusätzlich zu bedenken, dass ein Beobach-
ter nicht nur Sozialforscher war, sondern beruflich auch aus dem Bereich der
Offenen Jugendarbeit in Wien kam.
Neben der individuellen Reflexion der BeobachterInnen und dem Aus-
tausch über die Beobachtungen sowie der gemeinsamen Analyse der Materia-
lien im Forschungsteam wurden aus den Beobachtungen im Rahmen der
sozialräumlichen Fallstudien Vignetten erarbeitet, „um die szenische Atmo-
sphäre einfangen zu können“ (Schulz 2010, S. 175). Diese Vignetten wurden
im Anschluss an die Feldphase im Forschungsteam entwickelt. Über derart
konstruierte kleine Erzählungen sollte auf manche Problemstellungen, die das
Forschungsteam in der Analyse beschäftigten, vertiefend und in einem Rück-
bezug mit der Praxis eingegangen werden. Bei halbtägigen Workshops mit
den MitarbeiterInnen der Praxiseinrichtungen wurden sie zur Diskussion und
Bearbeitung vorgelegt, in Kleingruppen reflektiert und besprochen. Die aus
den Workshops resultierenden Ergebnisse wurden in die Darstellung der in
den nächsten Kapiteln folgenden Fallstudien integriert und bildeten in Hin-
blick auf mögliche Wirkeffekte eine weitere Reflexionsfolie für die Praxis.
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften