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tion mit ihnen möglichst vermieden wird, zusätzlich eine Dynamik för-
dern, die in besonders starker Ausprägung zu weitgehend kritikfreien
Begegnungen führt. Es scheint jedenfalls lohnenswert, diese Art der Be-
ziehungsgestaltung auf unerwünschte Implikationen bzw. Risiken, die
damit u.U. einher gehen können, zu befragen bzw. die akzeptierende
Grundhaltung und ihre faktischen Ausgestaltungen generell regelmäßig
fachlich zu reflektieren (dies passiert in der Praxis auch). Für manche
Jugendlichen könnte möglicherweise eine von grundsätzlicher Wert-
schätzung getragene ‚Reibefläche‘ attraktiv sein und als Interesse an der
Auseinandersetzung mit ihnen erlebt werden. Grundsätzlich mit zu re-
flektieren ist dabei auch, dass es nicht den üblichen gesellschaftlichen
Inklusionsweisen, sondern eher Exklusionsbedingungen entspricht, an
das Gegenüber keine Erwartungen zu adressieren (dies ist als empirische
Beobachtung und keineswegs als normative Feststellung zu betrachten –
vgl. Stichweh 2009, S. 32; Mayrhofer 2014b, S. 7f.). Zu betonen bleibt,
dass über das Ansprechen von Kritik und die Art und Weise, in der dies
eventuell gewinnbringend sein könnte, in der jeweiligen Situation zu ent-
scheiden ist – unter Rücksichtnahme auf eine tragfähige Beziehung und
mit Respekt vor der Eigenverantwortlichkeit der Zielgruppe für ihr Han-
deln.
• Insgesamt konnten über die Forschungen kaum internet- und medienge-
stützte Interventionen mobiler Jugendarbeit, d.h. e-youth work-Ansätze,
in den Einrichtungen wahrgenommen werden, wobei zu ergänzen ist,
dass in einer der vier Einrichtungen nach Abschluss der Datenerhebun-
gen ein e-youth work-Projekt startete. Es bleibt die Beobachtung, dass
von Seiten der meisten JugendarbeiterInnen nur in geringem Umfang mit
und in Neuen bzw. Sozialen Medien gearbeitet wurde und wird. Die Er-
gebnisse der Fragebogenerhebung, in denen die NutzerInnen den Ju-
gendarbeiterInnen nur einen sehr geringen Einfluss auf ihren Umgang
mit (Sozialen) Medien bescheinigen (vgl. Kap. 5.4), stimmen hiermit po-
tenziell überein, auch wenn der Fragebogen keine vertiefenden Erkennt-
nisse über die Ursachen dafür erhob. Angesichts der herausragenden Be-
deutung, die Neue bzw. Soziale Medien in der Lebenswelt der Jugendli-
chen einnehmen, zeigt sich eine intensive fachliche Auseinandersetzung
mit Chancen und Risiken von e-youth work-Ansätzen auch in der mobi-
len Jugendarbeit als Gebot der Stunde. Zu prüfen wäre unter anderem,
inwieweit die geläufige Trennung von ‚realem‘ und ‚virtuellem‘ Raum
noch eine der Lebenswirklichkeit Jugendlicher entsprechende Unter-
scheidung ist. Dabei wird es vermutlich nicht darum gehen, nun von
Streetwork im ‚realen‘ Raum auf solchen im ‚virtuellen‘ Raum zu wech-
seln. Überlegenswert könnte aber sein, inwieweit bzw. in welchem Aus-
maß sich mobile JugendarbeiterInnen in beiden Räumen bewegen und
diese Räume stärker miteinander verknüpfen lernen könnten.
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften