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2 | Einleitung
auffälliger und der linguistischen Beschreibung zugänglicher, andererseits
stellt auch die schwierige Abgrenzung potentiell alterspräferentieller syntakti-
scher Besonderheiten in mĂĽndlicher Kommunikation gegenĂĽber allgemeinen
strukturellen Merkmalen informeller gesprochener Sprache eine gewisse me-
thodische Hürde dar.1 Der in der öffentlichen Meinung häufig dargelegten Be-
fürchtung der „sprachlichen Verarmung“ und der „mangelnden Grammatik“ im
Sprachgebrauch Jugendlicher steht also die linguistische Auseinandersetzung
mit der Frage gegenĂĽber, ob denn ĂĽberhaupt grammatische Besonderheiten in
Jugendkommunikation festgehalten werden können – dies auch unter dem
Aspekt, dass der Sprachgebrauch Jugendlicher von verschiedenen Einflussfak-
toren sprachlicher Variation geprägt sein kann. Die Teilhabe an (multi-) ethni-
schen Gruppen von Sprecher/-innen mit Migrationshintergrund, Medienkon-
sum, präferierte Freizeitaktivitäten oder auch die regionale Herkunft können
etwa zu diesen den Sprachgebrauch beeinflussenden Faktoren gezählt werden.
Letzteres, die regionale Herkunft, ist in Bezug auf die hier vorliegenden diskur-
siven Daten besonders hervorzuheben. Untersucht werden nämlich Freizeitge-
spräche unter befreundeten Personen aus Osttirol, das dem südbairischen Dia-
lektraum angehört. Die Gespräche in direkter Face-to-Face-Kommunikation
wurden im Zeitraum zwischen April 2009 und April 2010 aufgezeichnet. Die
Aufnahmen fanden dabei in einem informellen Setting in einer fĂĽr die Spre-
chergruppe ĂĽblichen Konstellation und an einem vertrauten Ort statt.2 Die auf-
gezeichneten Gespräche sind geprägt durch freie Themenentwicklung, keinerlei
von außen gesteuerte Rederechtsvergabe, Spontaneität und Interaktion. Auf-
grund der Situationsparameter Vertrautheit der Gesprächspartner/-innen, Ver-
trautheit der Gesprächssituation und freie Themenwahl können die in Osttirol
erhobenen Gespräche nach Lenz (2003) auch als „Freundesgespräche“ bezeich-
net werden.
Ein kurzer Gesprächsausschnitt3 soll einen ersten Einblick in den Bereich
mĂĽndlicher Kommunikation geben, der Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist:
||
1 Um Besonderheiten der Jugendkommunikation von jener der Erwachsenen in Osttirol ab-
grenzen zu können, wurde für die vorliegende Untersuchung neben den Gesprächsaufnahmen
mit den Jugendlichen auch ein Kontrollkorpus mit Freizeitkommunikation unter Osttiroler
Erwachsenen erstellt. Die dialektal geprägten Gespräche werden zudem mit standardnahen
Gesprächen des Korpus „Gespräche im Fernsehen“ des Instituts für deutsche Sprache (IDS)
verglichen. Nähere Informationen zu den Teilkorpora finden sich in Kapitel 2.2.
2 FĂĽr detaillierte Informationen zur methodischen Vorgehensweise bei der Datenerhebung
und zu den Metadaten der erhobenen Gespräche vgl. Kapitel 2.
3 Die den Osttiroler Freundesgesprächen entnommenen Beispiele wurden in Anlehnung an
die Transkriptionskonventionen nach GAT 2 (Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Title
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Subtitle
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Author
- Melanie Lenzhofer
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Size
- 14.8 x 22.0 cm
- Pages
- 502
- Category
- Geographie, Land und Leute