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22 | Forschungsgrundlage
tungen oder Schulen39) ohne Beisein von Erwachsenen und bis auf wenige Auf-
nahmen ohne Beisein der Untersuchungsleiterin40 aufgezeichnet. Vor der Auf-
nahme wurden die soziodemographischen Daten der Teilnehmer/-innen (Alter,
Geschlecht, Geburts- und Wohnort, Bildungsstand (der Eltern), Beruf (der El-
tern)) erhoben. Die Teilnehmer/-innen sind in Osttirol (Lienz, Matrei, Virgen,
Sillian und St. Jakob) aufgewachsen und/oder haben â falls der Geburts- nicht
dem Wohnort entspricht â den ĂŒberwiegenden Teil ihres Lebens in Osttirol
verbracht. Alle Proband/-innen weisen als Erstsprache Deutsch auf. Jeweils
zwei bis fĂŒnf untereinander befreundete Jugendliche fanden sich in Gruppen
zur Aufnahme in der jeweiligen Jugendeinrichtung bzw. schulischen Einrich-
tung zusammen. Als erster Sprechimpuls wurden den Teilnehmer/-innen The-
menkarten (z.B. Musik, Filme, Urlaub) gegeben, daraus entwickelte sich nach
fĂŒnf bis zehn Minuten jeweils ein GesprĂ€ch mit freier Themenwahl. Als einzige
Anweisung bezĂŒglich ihres Sprachverhaltens wurden die Proband/-innen zu
Beginn der Aufnahme dazu angehalten, möglichst den Sprachduktus zu wÀh-
len, den sie ĂŒblicherweise bei ihren Treffen pflegten â also nicht aufgrund des
AufnahmegerĂ€tes plötzlich in eine andere VarietĂ€t wie etwa einen âintendierten
Standardâ41 zu wechseln.
Um feststellen zu können, ob und inwiefern sich GesprÀche unter jugendli-
chen Osttiroler/-innen von denen erwachsener Dialektsprecher/-innen42 dersel-
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39 In jenen FĂ€llen, in denen die Aufnahmen in einer Schule durchgefĂŒhrt wurden, wurde
nach Möglichkeit versucht, die Aufnahmen nicht in den Klassenzimmern sondern in Pausen-
rĂ€umen durchzufĂŒhren, um ein Freizeit-Setting zu erhalten.
40 Bei einigen wenigen Aufnahmen lieĂen es die rĂ€umlichen Gegebenheiten nicht zu, dass die
aufzuzeichnende Gruppe einen eigenen Raum fĂŒr sich hatte â in jedem Fall war die Untersu-
chungsleiterin aber auĂer Hörweite der Teilnehmer/-innen, so dass sich diese nicht durch die
Anwesenheit der auĂenstehenden Person gestört fĂŒhlten.
41 Mit dem Zusatz âintendiertâ soll mit Glauninger (2009) angedeutet werden, dass die Stan-
dardvarietĂ€t bzw. der Dialekt âzwar âanvisiertâ, jedoch in der jeweils konkreten Realisierung
nicht einwand- bzw. âfehlerfreiâ [âŠ] âerreichtâ werden (können) und deshalb als âintendiertâ zu
qualifizieren sindâ (Glauninger 2009: 95).
42 Nach Steinegger (1998: 201202) ist in Tirol von einer sehr hohen Dialektkompetenz (88,6 %)
und der Bevorzugung des Dialekts â v.a. in familiĂ€ren und informellen GesprĂ€chssituationen â
auszugehen. Aus den erhobenen Sozialdaten zu Geburts- und Wohnort, Ausbildungsstand und
Beruf der Proband/-innen, bzw. im Falle der Jugendlichen der Eltern der Proband/-innen, lÀsst
sich ableiten, dass alle Teilnehmer/-innen in Osttirol geboren sind und Zeit ihres Lebens ihren
Wohnort beibehalten haben sowie, dass der ĂŒberwiegende GroĂteil der Proband/-innen (bzw.
deren Eltern) in handwerklichen Berufen ohne Weisungsbefugnis (z.B. Landwirt, Installateur,
Holzarbeiter) tĂ€tig ist. Es kann fĂŒr die Osttiroler Teilnehmer/-innen also von einer Dominanz
dialektalen Sprachgebrauchs im Alltag sowohl der jungen als auch der Àlteren Proband/-innen
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Title
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Subtitle
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Author
- Melanie Lenzhofer
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Size
- 14.8 x 22.0 cm
- Pages
- 502
- Category
- Geographie, Land und Leute