Page - 426 - in Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
Image of the Page - 426 -
Text of the Page - 426 -
426 | Empirische Analysen
ich habe noch nichts gefunden und ich brauche es noch einen Monat.“ Das gibt es nicht. Nein.
„Die vier Wochen“ – habe ich gesagt – „die sind einzuhalten und es ist Schluss.“'
Bis auf Z. 669, in der die (fiktive oder reale?) Rede der ehemaligen Freundin des
Sohnes ohne Zitatmarker wiedergegeben wird, sind an allen Zitatstellen Verba
dicendi realisiert. Die emotionale Beteiligung der Sprecherin kommt durch die
Nachstellung der Quotativ-konstruktion habe ich gesagt in Z. 661, 666 und 667
zur Geltung – die wiedergegebenen Inhalte eilen sozusagen der Zitatmarkierung
voraus. Die Wiederholung des immer gleichen Quotativmarkers unterstreicht
gleichzeitig den Eindruck des stetigen Auf-den-Sohn-Einredens der Sprecherin.
Diese anhaltend-eindringliche Beratung des Sohnes durch die Mutter findet
ihren Endpunkt in einer abschlieĂźenden Redewiedergabe mit parenthetisch
geäußerter Verbum-dicendi-Konstruktion in Z. 673: Die zitierte Rede beginnt mit
einer Linksherausstellung des Subjekts („Die vier Wochen“), der die Quotativ-
konstruktion (habe ich gesagt) folgt. Mit dem Korrelat („die sind einzuhalten“)
wird das Subjekt anschlieĂźend wieder aufgenommen und die zitierte Rede zu
Ende gefĂĽhrt.
Prinzipiell ist davon auszugehen, dass kompakte Strukturen als Quotativ-
konstruktionen (z.B. ich so + x, ich + x, so + x) eine größere Breite an Einsatz-
möglichkeiten für die (Re)- Kon-struktion realer bzw. fiktiver Rede bietet als dies
mit einer Quotativkonstruktion mit Verbum dicendi der Fall ist. Mit Bezug auf
den englischen Zitatmarker be like weisen darauf auch Ander-
sen/Stenström/Hasund (2002: 116) hin: „While SAY is restricted to reports of
verbally expressed quotations, BE like can take a much wider range of meta-
representational uses in its scope. It may, for instance, correspond loosely to
'this was the thought that struck me at that point'". In den Freundesgesprächen
der Osttiroler Jugendlichen lässt sich dementsprechend feststellen, dass kom-
pakte Strukturen in bestimmten kommunikativen Kontexten gehäuft vorkom-
men, u.a.:
– wenn schnell abfolgende Handlungen kombiniert mit schnellen sprachli-
chen Reaktionen geäußert werden:
Beispiel 369: i (.) mama SCHAU; des is die olte FUNzen do; [JD 14, Z. 303f.]
'Ich: „Mama, schau. Das ist diese alte Hexe da.“'
– wenn es sich bei der zitierten Rede um außersprachliche Schallereignisse
(Onomatopoetika, Bsp. 370) oder nonverbale Vorgänge (Bsp. 371) handelt:
Beispiel 370: jo der [name] hot hetza EH a poa mol bei mir ungerĂĽafen und i so (--) PIE:::P- [JD
8, Z. 1180]
'Ja, der [Name] hat neulich eh ein paar Mal bei mir angerufen und ich so: „Piep!“'
back to the
book Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol"
Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Title
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Subtitle
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Author
- Melanie Lenzhofer
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Size
- 14.8 x 22.0 cm
- Pages
- 502
- Category
- Geographie, Land und Leute