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442 | Fazit
Kommunikation im Allgemeinen oder aus dialektgebundenen Merkmalen zu
resultieren. Die diesbezüglich fokussierten Phänomene aus den Großbereichen
Parataxe-Hypotaxe, Serialisierung und Kompaktheit wurden unter Einbezug
theoretischer und methodischer Grundlagen der rezenten Gesprochene-
Sprache-Forschung unter formalen und funktionalen Gesichtspunkten be-
schrieben. Besonders mit Blick auf die definitorischen Grundlagen der Untersu-
chung (v.a. bei der Segmentierung und Annotation der Freundesgespräche)
wurde dabei auf theoretische Ăśberlegungen der Konstruktionsgrammatik, der
Funktionalen Pragmatik und der Interaktionalen Linguistik aufgebaut.
Basierend auf der formalen Beschreibung des zu untersuchenden Phäno-
mens (z.B. von weil-Konstruktionen, der externen Intensivierung der Nomin-
alphrase oder der Ausgestaltung von Zitatmarkern in animierter Rede) wurden
Frequenzanalysen durchgeführt, um gruppenübergreifende alterspräferentielle
Marker identifizieren zu können. Dieses quantifizierende Vorgehen führt dazu,
ĂĽber intuitive Behauptungen hinaus empirisch fundierte Aussagen ĂĽber Unter-
schiede zwischen den untersuchten Altersgruppen anstellen zu können. Ein
Nachteil dieser vorgelagerten quantitativen Analysen – gerade mit Blick auf
syntaktische Phänomenbereiche – liegt jedoch im hohen Aufwand, der hier
betrieben werden muss, um die fokussierten Phänomene isolieren und quanti-
tativ untersuchen zu können. Mit der Aufnahme, Transkription und Annotation
des viele Stunden umfassenden Korpus der Freundesgespräche aus Osttirol
gehen intensive und umfängliche Arbeitsschritte den eigentlichen Frequenz-
und Form-Funktions-Analysen voraus. Zu beachten ist dabei auch, dass einzel-
ne sprachstrukturelle Gegebenheiten „herausgepickt“ und die zugrundeliegen-
den Gespräche diesbezüglich „gescannt“ werden – über ihre Rolle als Ressource
im wechselseitigen Gesprächsverlauf und in der Bewältigung kommunikativer
Aufgaben ist damit zunächst nichts ausgesagt. Neben den Frequenzanalysen
die sprachstrukturellen Begebenheiten in ihrem Interaktionskontext im Detail
zu beschreiben und den wechselseitigen Zusammenhang zwischen den Sprach-
strukturen und dem sequentiellen Kontext der Sprache-in-Interaktion zu be-
leuchten, konnte aber aufgrund der arbeitsintensiven Datengewinnung und -
verarbeitung hier nur in Ansätzen geleistet werden und wäre in weiterführen-
den Arbeiten zu vertiefen. DafĂĽr mĂĽsste auf einzelne interaktionale Aufgaben
bzw. sequentielle Muster – z.B. die Zitatmarkierung – fokussiert, ihre sprachli-
che Ausgestaltung im Kontext der Sprache-in-Interaktion analysiert und so die
syntaktischen mit interaktional-linguistischen vertiefenden Analysen verknĂĽpft
werden. Anhand weiterführender quantitativer Analysen könnten anschließend
möglicherweise bestehende Zusammenhänge zwischen dem jeweiligen Struk-
turtyp (also z.B. dem Zitatmarker ich so) und der zu bewältigenden Aufgabe im
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Title
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Subtitle
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Author
- Melanie Lenzhofer
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Size
- 14.8 x 22.0 cm
- Pages
- 502
- Category
- Geographie, Land und Leute