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bäume, dagegen Pistazien, Lorbeerbäume u Sträu- / che, Ginster, Cytisus,
eine Rarität von Wachol- / der etc sehr häufig im Freyen, besonders an den /
Hügeln vor der Arena. Aber auch an Ungeziefer / ist kein Mangel,
insbesondere an Skorpionen, wie / schon gesagt, Vipern, Schlangen. In Pola
war das Ci- / sternenwasser nicht nur, wie überall in Istrien, matt und / fade,
sondern auch von allerley mit freyem Auge sichtba- / ren Thieren
verunreinigt; deßwegen lies ich es durch dop- / pelte Leinwand mit dem
größten Erfolg durchseihen. / Der dortige Wein ist roth, dem Melmiker u
Ofner im Geschma- / cke ähnlich, ziemlich geistig. Man hat daselbst kein
Schmalz, / keine Butter, kein Kalbfleisch, wenig Geflügel, wenige Ey- / er. –
Pola selbst, von kaum 1000 Seelen bewohnt, hat / zwar eine freundlich
aussehende Domkirche, und einige / dem Aeußeren nach ziemlich gute aus
Steinen erbaute / Häuser, sieht aber im Ganzen einem Dorfe mehr als / einer
Stadt ähnlich. (Ich wohnte sehr eingeengt beym Post- / Expeditor im 2t St.
üb. eine hölzerne Stiege zu gehen.) / Zu welchen ernsten Betrachtungen führt
diese dermalige / Nichtigkeit, wenn man an jene Größe denkt, bey welcher /
die Stadt auf 7 Hügeln – wie Rom – ausgedehnt nach den / Ruinen des
Theaters, welches bey 20,000 Menschen gefaßt hat, / zu schließen,
wenigstens 100,000 Einwohner gehabt haben mag, / und an jenen Glanz vor
2000 Jahren, dessen Spuren noch / heute in den zuvor genannten Werken aus
der goldenen / Zeit der Römer erkannt werden. – Das Klima ist sehr mild, /
warm, mehr weniger gleichmäßig, ohne Schnee, mit seltenen / Regen, aber
öfterem abspannenden, unangenehm verstim- / menden Sirocco. Mit u nach
einem Regen pflegt es eine / kurze Zeit kühl zu seyn.
Am 3.t Juny – gieng die Rückreise über Dignano, Portole u. St. Vincenti
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Montona, welche beyde auf sehr hohen Bergen erbaut sind, / u bey welchem
letzteren Orte ein dem Aerario gehöriger / (sogenannter) Eichenwald, der
dem Schiffbaue dient, sich befin- / det, bis nach Pisino, der Kreisstadt
Istriens, wo wir unter Be- / gleitung eines kühlen Regens um 1 ½ ankamen.
Zwischen / Montona u Portole ist ein sehr hoher Berg, über welchen die /
Straße in mehreren sanft steigenden Windungen eine / Stunde aufwärts geht.
Pisino liegt am Abhange eines / hohen, steilen, durch eine Felsenschlucht
getheilten Ber- / ges. In diese Schlucht fällt der Bach Foiba, welcher durch /
ein tiefes Thal hieher sich windet; wo er wieder hervor- / breche und sich
ohne Zweifel ins Meer ergieße, hat man / noch nicht ausgemittelt. Er
schwillt bey Regengüßen manch- / mal vor der engen Felsenöffnung
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832