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minder geschmack- / voll, doch reinlich, aber wahrscheinlich nicht so auch
zu / anderen Zeiten, als jetzt wÀhrend der Anwesenheit / Ihrer MajestÀten. /
Am 5.t Juny kamen wir von Capo dâIstria nach / einer Fahrt von 2 œ
Stunden bey angenehmer Wit- / terung um 2 Uhr Nachmittags in Triest an,
wel- / ches wir am 25. vor. M. verlassen hatten. Hier besah / ich vor Allem
den Bauplatz, die mir frĂŒher schon bekannt / gewordenen PlĂ€ne, und ein aus
Pappendeckel recht nett / verfertigtes Modell fĂŒr das neu zu errichtende
allge- / meine Krankenhaus, dessen Nothwendigkeit in die Au- / gen fÀllt,
wenn man die dermaligen gemietheten Lo- / kalitÀten, in welchen zum
Theile sehr schlecht die Kran- / ken, die Irren, Schwangeren u
Wöchnerinnen, dann die / Findlinge untergebracht u zusammen gedrÀngt
sind, sowohl / hinsichtlich ihrer Entfernung u sehr hohen, mit sehr erschwer-
//
tem Transporte zu erreichenden Lage, welche auch die / Àrztl Versorgung u
Uiberwachung ungemein erschwe- / ret, als auch hinsichtlich der
Vereinzelung u StĂŒckelung / betrachtet, indem nicht nur die genannten
Anstalten in / verschiedenen obgleich benachbarten HĂ€usern auf dem /
Castell-Berge, sondern die chirurgisch zu behandeln- / den u. die
syphilitischen Kranken unter Prof. Kögerl, dann die Augenkran- / ken unter
dem Stadtaugenarzte Fenderl abgeson- /dert und von jenen weit entfernt,
gleichfalls auf / einer Anhöhe des alten Stadttheiles (die Syphilitischen /
groĂtentheils im DachgeschoĂe) untergebracht sind. Ich / nahm ferner das
gemiethete und aus einer Zucker- / Raffinerie mit betrÀchtlichen Kosten
umgestaltete / GebĂ€ude in Augenschein, welches fĂŒr Cholera-Kranke / (es
könnten deren 300 aufgenommen werden) ganz ein- / gerichtet ist. Es liegt
nahe an der Schranke der Fiu- /maner StraĂe, fĂŒr einen groĂen Theil der
gegen / das Meer hin gelegenen alten u neuen Stadt wohl / zu weit entfernt,
und leider! nur das einzige fĂŒr / ganz Triest. Aller Aufmerksamkeit werth ist
das sog. / groĂe Armenhaus. Es erhĂ€lt, beschĂ€ftiget und ernĂ€h- / ret ĂŒber 300
Personen im eigenen GebÀude jenseits / des ponte rosso, und betheilt 700
Personen tĂ€glich au- / Ăer demselben tĂ€glich mit Speisen. Die Gouverneurs /
Bar. Rosetti und Graf Chotek mit dem Protomed. Gub. Rathe Dr Benniker
haben den Anlaà dazu gegeben, und / es durch freywillige BetrÀge
gegrĂŒndet. Subscripti- /onsbetrĂ€ge und durch die stĂ€dtische Kasse wird
dieses men- / schenfreundliche Institut nun erhalten. Administrirt / wird es
durch die BĂŒrger, und insbesondere durch einen von / Zeit zu Zeit neu zu
wÀhlenden Ausschuà mit einem jeweiligen Director //
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832