Seite - 32 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Bild der Seite - 32 -
Text der Seite - 32 -
32
minder geschmack- / voll, doch reinlich, aber wahrscheinlich nicht so auch
zu / anderen Zeiten, als jetzt während der Anwesenheit / Ihrer Majestäten. /
Am 5.t Juny kamen wir von Capo d’Istria nach / einer Fahrt von 2 ½
Stunden bey angenehmer Wit- / terung um 2 Uhr Nachmittags in Triest an,
wel- / ches wir am 25. vor. M. verlassen hatten. Hier besah / ich vor Allem
den Bauplatz, die mir früher schon bekannt / gewordenen Pläne, und ein aus
Pappendeckel recht nett / verfertigtes Modell für das neu zu errichtende
allge- / meine Krankenhaus, dessen Nothwendigkeit in die Au- / gen fällt,
wenn man die dermaligen gemietheten Lo- / kalitäten, in welchen zum
Theile sehr schlecht die Kran- / ken, die Irren, Schwangeren u
Wöchnerinnen, dann die / Findlinge untergebracht u zusammen gedrängt
sind, sowohl / hinsichtlich ihrer Entfernung u sehr hohen, mit sehr erschwer-
//
tem Transporte zu erreichenden Lage, welche auch die / ärztl Versorgung u
Uiberwachung ungemein erschwe- / ret, als auch hinsichtlich der
Vereinzelung u Stückelung / betrachtet, indem nicht nur die genannten
Anstalten in / verschiedenen obgleich benachbarten Häusern auf dem /
Castell-Berge, sondern die chirurgisch zu behandeln- / den u. die
syphilitischen Kranken unter Prof. Kögerl, dann die Augenkran- / ken unter
dem Stadtaugenarzte Fenderl abgeson- /dert und von jenen weit entfernt,
gleichfalls auf / einer Anhöhe des alten Stadttheiles (die Syphilitischen /
großtentheils im Dachgeschoße) untergebracht sind. Ich / nahm ferner das
gemiethete und aus einer Zucker- / Raffinerie mit beträchtlichen Kosten
umgestaltete / Gebäude in Augenschein, welches für Cholera-Kranke / (es
könnten deren 300 aufgenommen werden) ganz ein- / gerichtet ist. Es liegt
nahe an der Schranke der Fiu- /maner Straße, für einen großen Theil der
gegen / das Meer hin gelegenen alten u neuen Stadt wohl / zu weit entfernt,
und leider! nur das einzige für / ganz Triest. Aller Aufmerksamkeit werth ist
das sog. / große Armenhaus. Es erhält, beschäftiget und ernäh- / ret über 300
Personen im eigenen Gebäude jenseits / des ponte rosso, und betheilt 700
Personen täglich au- / ßer demselben täglich mit Speisen. Die Gouverneurs /
Bar. Rosetti und Graf Chotek mit dem Protomed. Gub. Rathe Dr Benniker
haben den Anlaß dazu gegeben, und / es durch freywillige Beträge
gegründet. Subscripti- /onsbeträge und durch die städtische Kasse wird
dieses men- / schenfreundliche Institut nun erhalten. Administrirt / wird es
durch die Bürger, und insbesondere durch einen von / Zeit zu Zeit neu zu
wählenden Ausschuß mit einem jeweiligen Director //
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832