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Maulbeerbäumen gesunden und hohen Wuch- / ses, welche häufig zu
Anhaltspunkten der ge- / dachten Guirlanden dienen, bey Palmanova / sogar
Alleen vom Tropetenbaume an den Fahr- / straßen; wenige aber fette an
hellfarbigen Blu- / men reiche Wiesen; diese und jene durchschnitten / von
vortrefflichen Straßen und Landwegen, ge- / schützt durch lebendige Zäune
gewährten mir eine / genußvolle Augenweide, und müßen wohl jedes /
fühlende Herz unwillkürlich zum allgütigen Ge- / ber dankend empor heben.
Diese entzückende Aus- / sicht wird von der Straße wird in der Ferne gegen /
Norden und zum Theile gegen Osten von Glät- / schern Tyrols und
Kärnthens geschlossen. – Die / heute im Durchreisen gesehenen Städtchen
sind ein- / fach in der Bauart, jedoch frey und gefällig, / besonders gilt dies
von dem größten unter ihnen, / der Festung Palmanova, deren mäßig erhöhte
La- / ge unter die anmuthigsten gehört, die ich kenne.
Am 19. – gieng die Reise über Pordenone, Sa- / cile, dann nächst
Conegliano, welches nur 3 Posten von / Venedig entfernt liegt, über (Campo
formio,) Ceneda, Serravale, Santa Croce bis Belluno, wo Se. Maj. //
um 3 Uhr Nachmittags angekommen sind. Vor Por- / denone führt über den
Tagliamento, welcher ein / sehr breites, sandiges und steiniges Flußbett
schlän- / gelnd durchläuft, eine 100 Joch lange, schöne, mit / dunkelgrüner
Oehlfarbe angestrichene Brücke. / Das durch einen dort geschlossenen
Frieden be- / kannte Campo formio, vor Ceneda, besteht nur aus / einem im
Venetianischen Style gebauten Schlo- / ße, wenigen Häusern und einer
Kirche. Bey / Sacile sah ich schon ein Stoppelfeld, und Menschen / mit
Rockenschneiden hie und da beschäftigt. Die / gestern gesehene herrliche
Ebene setzt sich auch / von Codroipo noch bis Ceneda ununterbrochen, mit /
gleicher Schönheit der Natur und der Kultur wirk- / lich überraschend,
ununterbrochen fort. Ceneda u / beynahe damit zusammenhängend Serravale
sind nied- / liche Städchen, deren Aeußeres mit jenem der / Bewohner auf
Wohlstand schließen lassen; in er- / sterem sah ich ein einige hundert
Schritte langes, / aus farbigen Marmorsteinen, die in einfachen / Figuren
gelegt waren, neu verfertigtes Trottoir, / das in seiner Art äußerst gefällig
aussieht, u / ohne weiters als Fußboden einesn Pallastsales zie- / ren würde.
Hinter Serravale gelangt man / sogleich zwischen hohe, kahle, steinige Ber- /
ge, die einen um so traurigeren Anblick gewäh- / ren, je greller sie von der
früher erwähnten rei- / zenden fruchtbaren Ebene abstechen; man fährt zwi- /
schen ihnen, dann bey Lago morto vorbey über ei- / nen derselben nach Sta
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832