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Postsystem stützen konnte. Ähnlich wie die Straßen war auch die Post im 18.
Jahrhundert stetig verbessert und reformiert worden, sodass nun schnellere
und billigere Reisen möglich waren.64 Dennoch blieb das Reisen eine kost-
spielige und mühselige Angelegenheit, zumindest für Normalsterbliche. Sehr
schön bringt das Krünitz’ Enzyklopädie zum Ausdruck: „Wer mit der Post
reiset / muß eines Lastträgers Rücken / und eines Fürsten Beutel haben.“65
Wenigstens die Sorge um die unterwegs zu bezahlenden Gelder wird die
kaiserliche Reisegesellschaft nicht allzu schwer gedrückt haben, war doch
für die zahlreichen Gebühren gesorgt; aber auch der Kaiser reiste nicht gra-
tis. Bemerkenswert ist, dass die Post in der Steiermark billiger war als dieje-
nige in Österreich (gemeint ist das heutige Niederösterreich) und in Krain
(heute ein Teil Sloweniens); die im folgenden Zitat in Klammern gesetzten
Summen geben die Posttarife „In Steyermark“ an, die Summen ohne Klam-
mern die Tarife „In Oesterreich und Krain“:
„Die Postritt-, Wart-, Trink- und Schmiergelder werdn (!) von jedem Wagen
gleich bar bezahlt, und zwar: Rittgeld für ein Pferd und eine einfache Post: 1
fl. (56 kr.). Wartgeld für ein Pferd: 30 kr. (28 kr.). Trinkgeld für jeden Postil-
lon des Leibwagens Nr. 1 Einen Ducaten in Gold. Trinkgeld für jedes Pferd
der übrigen Wägen und eine einfache Station: 30 kr. (28 kr.). Schmiergeld
von jedem Wagen: 30 kr. (30 kr.). Für jene Pferde, welche auf den Post-
Stationen über die pflichtmäßig zu haltende Anzahl der Postpferde beygestel-
let werden müssen, wird an Zurittgeld für ein Pferd und eine einfache Post: 1
fl. (56 kr.), dann Trinkgeld für ein Pferd und eine einfache Post: 15 kr. (14
kr.) gegen zu verfassende, von den ausgestellten k. k. Kreisbeamten zu bestä-
tigende Consignationen, von dem in der Priczka Nr. 11 fahrenden k. k. Hof-
reise-Rechnungsführer, Ritter v. Scharff, bezahlet werden.“66
64 Zur Post in jener Zeit allgemein vgl. das Kapitel „Die Post“ in: Helmedach, Das Ver-
kehrssystem als Modernisierungsfaktor, S. 188-267; zur Post in der uns hier speziell
interessierenden Zeit und Region vgl. v.a. den Abschnitt „Postkurse zur Seeküste“, S.
246-267. Auch was die Verkehrswege und die Einstellung des Habsburgischen Absolu-
tismus zum Verkehrswesen und zu seiner Modernisierung anbelangt, bietet Helmedachs
Werk einen beinahe unabdinglichen grundlegenden Überblick (vgl. Teil II, „Der Struk-
turwandel eines Verkehrssystems“, S. 47-273), ohne die mentalitäts- und sozialge-
schichtlichen Aspekte des Verkehrs- und Reisewesens vor dem Siegeszug der Eisenbahn
zu vernachlässigen.
65 Zit. nach Helmedach, Das Verkehrssystem als Modernisierungsfaktor, S. 237.
66 Mit dieser Aufstellung der Postritt-, Wart-, Trink- und Schmiergelder schließt die vom
k. k. Oberst-Stallmeisteramte erstellte „Postreise-Wagen-Liste“. Das Rittgeld war die
Miete für ein Pferd zwischen zwei Poststationen, das Wartgeld war für die bei den vor-
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Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832