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Wien bis Triest
Am 7. Mai 1832 brach, ganz so wie es der Reiseplan der „Postreise-Wagen-
Liste“ vorsah, die kaiserliche Reisegesellschaft gen Süden auf. Raimann, der
seinen Reisebericht mit der Bemerkung begann, dass „die allerh[öchsten]
Majestäten“ sozusagen bei Kaiserwetter in Krieglach eintrafen, fiel auf, dass
am Semmering die Vegetation deutlich hinter der in Wien zurücklag (nun,
die geringere Seehöhe begünstigt eben das frühere Blühen der Obstbäume
ungemein), ansonsten aber scheint er, abgesehen vom am nächsten Tage
schwüler werdenden Wetter, nichts Berichtenswertes beobachtet zu haben.
Am 8. Mai kam man in Graz an, um 14.00 Uhr schon – bis dahin lag man im
vorgegebenen Zeitplan. Dann aber verschlechterte sich das Wetter, es wurde
kühl und regnerisch, und dieses schlechte Wetter mag auch der Grund dafür
gewesen sein, dass der Aufenthalt in Graz wesentlich länger dauerte, als
ursprünglich vorgesehen, denn anstatt am 10. reiste man erst am 17. Mai von
Graz wieder ab. Die Steiermark und ihre Hauptstadt Graz, damals noch
Grätz genannt, scheinen den kaiserlichen Leibarzt nicht sonderlich beein-
druckt zu haben, denn außer der Bemerkung „schlechte Wege“ erfahren wir
nichts über den Aufenthalt in der grünen Mark. Vielleicht war Graz der Stadt
Wien allzu ähnlich und damit Raimann zu vertraut, als dass sie beschrieben
zu werden verdiente.
Am 17. Mai aber ging es dann, mit einer Woche Verspätung, weiter. Man
passierte Straß und die damals noch nicht existente Südgrenze der heutigen
Steiermark zu Slowenien und schlug das Nachtlager in Gonowitz, einer zwi-
schen Marburg/Maribor und Cilli/Celje liegenden, heute Slovenske Konjice
genannten Ortschaft, auf. Das mit Wind und Strichregen aufwartende Wetter
war in der Untersteiermark ähnlich unerfreulich wie in Graz. Allerdings
wusste Raimann über Gonowitz schon mehr zu berichten, wenn auch leider
nur Negatives: Er rügte die „sehr enge und schlechte Unterkunft in einem
Gasthause“, die seines Glaubens schuld an einem „binnen 2 Tagen wieder
beseitigten“ Husten war, den sich der Kaiser dort zugezogen hatte. Am Tag
darauf reiste man weiter, überquerte die Grenze des Herzogtums Steiermark
zum Herzogtum Krain und geriet bei St. Oswald/Šentožbolt in ein Gewitter,
das Raimann beeindruckt zu haben scheint, berichtet er doch von Regen,
Schnee und Hagelschloßen „von der Größe einer Erbse“. Und wieder musste
eine Erkrankung des Kaisers, dem das Reisen bei der schlechten Witterung
sichtlich nicht gut tat, vermeldet werden: „Katarrhalische Röthe und Bren-
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832