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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
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170 malen der Bewohner ganzer Landstriche, ja LĂ€nder, hat in der abendlĂ€ndi- schen Literatur eine lange Tradition. Schon Herodot von Halikarnassos, der vielgerĂŒhmte ‚Vater der Geschichtsschreibung‘, ging davon aus, dass alle Angehörigen eines Volkes etwas gemein hĂ€tten; in Bezug auf sein Volk, die Griechen, spricht er von gleichem Blut, gleicher Sprache, gleichen Heilig- tĂŒmern und Opfern und schließlich von gleichen Sitten (Hdt. VIII 144).223 Danach wĂ€ren gemeinsame Abkunft, Sprache, Religion und Sitten die Krite- rien, die ein Volk zu einem Volk machten. Dass diese Kriterien nur schein- bar objektiver Natur und oft in sich widersprĂŒchlich sind, wurde schon im 19. Jahrhundert, von Ernest Renan etwa, erkannt;224 nichtsdestotrotz finden sich auch heute noch viele solcher kollektiven Zuschreibungen, die zwar manchmal in der Alltagserfahrung ihre BestĂ€tigung zu finden scheinen (jeder kennt laute italienische Touristengruppen), sich bei nĂ€herem Hinsehen aber nicht exakt festmachen lassen (sind die Italiener wirklich lauter als andere Touristen? – die ungemein disziplinierten Japaner mögen bei dieser Frage- stellung einmal außer Betracht bleiben).225 Bisweilen werden solche Zu- schreibungen heute mit (kollektiven) psychischen Störungen und Traumata in Verbindung gebracht.226 Im 18. und im 19. Jahrhundert waren solche kol- lektiven Zuschreibungen ebenso hĂ€ufig wie in anderen Epochen, und man scheute sich nicht, die angeblichen Charakteristika verschiedener Völker auf sogenannten „Völkertafeln“ festzuhalten.227 Eine solche Völkertafel, die um 1730 in der Steiermark entstanden ist, zĂ€hlt die Charaktereigenschaften der „WĂ€lischen“, unter welchem Begriff die Romanen generell und im Speziel- len die Italiener verstanden wurden, auf: 223 Vgl. Herodot, Historien. Griechisch-deutsch. Herausgegeben von Josef Feix, 2 Bde. (MĂŒnchen, ZĂŒrich 51995), Bd. 2, S. 1161. 224 Vgl. Ernest Renan, Was ist eine Nation? und andere politische Schriften. Mit einem einleitenden Essay von Walter Euchner und einem Nachwort von Silvio Lanaro (Wien, Bozen 1995). 225 Wenn außereuropĂ€ische Kulturen ins Spiel kommen, werden die kollektiven Zu- schreibungen oft noch akzentuierter und plakativer, zur gegenseitigen Wahrnehmung von Afrikanern, Japanern und EuropĂ€ern vgl. Frank Böckelmann, Die Gelben, die Schwarzen, die Weißen (Frankfurt/Main 1998). 226 Vgl. Lloyd de Mause, Das emotionale Leben der Nationen (Klagenfurt 2005). 227 Zu den „Völkertafeln“ vgl. Franz K. Stanzel (Hrsg.), EuropĂ€ischer Völkerspiegel. Imagologisch-ethnographische Studien zu den Völkertafeln des frĂŒhen 18. Jahrhunderts (Heidelberg 1999); Franz K. Stanzel, EuropĂ€er. Ein imagologischer Essay (Heidelberg ÂČ1998).
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Title
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Subtitle
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Author
Christian Bachhiesl
Publisher
LIT VERLAG
Location
Wien
Date
2008
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7000-0843-9
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
242
Category
Medizin
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