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das Maximilian sich in Innsbruck erbauen ließ.244 Maximilian, der versuchte,
seine durch Heirat erworbenen burgundischen Besitzungen zu wahren, ohne
die habsburgischen Ländern in Mitteleuropa zu vernachlässigen, und der
auch auf die Erfordernisse seiner Italienpolitik und seiner Versuche, das
Heilige Römische Reich zu reformieren, Bedacht nehmen musste, hatte in
Tirol eine in geographischer Hinsicht günstig gelegene und auch materiell
gut ausgestattete Basis seiner Herrschaft gefunden:
„Tirol, im Schnittpunkt aller Längs- und Querstraßen Österreichs, Burgunds,
des Reiches und Italiens, sollte fortan Mittelpunkt aller Unternehmungen des
Königs sein. Innsbruck wurde die Hauptstadt der Regierung und Verwaltung
der Erbländer und des Reiches, vor allem aber Sitz der Rüstungswerkstätten,
Geschützgießereien, Plattnereien und eines Zeughauses; denn der Reichtum
Tirols, die Silber- und Kupfergruben in Schwaz und Taufers sollten dem Kö-
nig das finanzielle Rückgrat bieten. Auch sonst war ihm dieses Land mit sei-
nen Bergen, Jagdgründen und Fischweiden lieb. Maximilian hat Tirol um ein
gutes Viertel vergrößert, ihm das untere Inntal, das Pustertal und die soge-
nannten welschen Konfinien zugewendet; er dachte sogar daran, dem Lande
das Reichshofmeisteramt und damit die Kurwürde zu übertragen.“245
Innsbruck erhielt in der Zeit Maximilians I. sein charakteristisches Gepräge:
„Seine ‚gedechtnis‘ (Erinnerung) lebt in Innsbruck, seiner bevorzugten Resi-
denz, noch heute fort: Die historische Altstadt wurde zwischen 1490 und
1520 mit Steinhäusern und Feuertrennwänden erneuert, das Goldene Dachl
als Prunkerker 1500 vollendet, die Hofburg fertiggestellt, das Zeughaus er-
richtet und das Grabmalprojekt begonnen.“246 Dieses Grabmalprojekt sollte
der Demonstration der von Maximilian angestrebten Vormachtstellung des
Hauses Habsburg in Europa dienen; vierzig überlebensgroße, vergoldete
Bronzefiguren, Vorfahren des Habsburgers ebenso darstellend wie große
Gestalten der Geschichte, sollten bei seinem Sarkophag die Trauerwache
halten und ihm ewigen Nachruhm sichern, denn er ging von der Maxime
aus: „Wer sich im Leben kein gedechtnis macht, der hat auch nach dem tode
244 Zu Maximilian I. vgl. Manfred Hollegger, Maximilian I. (1459-1519). Herrscher und
Mensch einer Zeitenwende (Stuttgart 2005); Karl Kirchlechner, Aus den Tagen Herzog
Sigismunds des Münzreichen und Kaiser Maximilians I. Ein Beitrag zur Cultur-
Geschichte Österreichs mit besonderer Rücksicht auf Tirol in der Übergangsperiode vom
Mittelalter auf die Neuzeit (Linz 1884); Hermann Wiesflecker, Maximilian I. Die Fun-
damente des habsburgischen Weltreiches (Wien 1991).
245 Hermann Wiesflecker, Maximilian I. (1486-1519), in: Helmut Beumann (Hrsg.), Kai-
sergestalten des Mittelalters (München ³1991), S. 332-357, 339f.
246 Monika Frenzel, Innsbruck. Der Stadtführer (Innsbruck 2008), S. 12.
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Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832