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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
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61 Fischer Kunst nach Ordnung, Auswahl und System Kunst abschloss. Dass Mechel in der historischen Entwicklung der niederländischen und der deutschen Kunst ebenfalls vier Epochen unterschied, die er in jeweils vier Zimmern in den bei- den Flügeln des zweiten Stocks zeigte, mag dem Zufall der übernommenen Raumanzahl des Belvedere zuzuschreiben sein, stellt aber zumindest eine auffallende Parallele dar. Auch die neuzeitliche Male- rei umfasste bei Winckelmann vier Hauptphasen, deren Ge- samtentwicklung trotz Höhen und Tiefen jedoch nicht als Qua- litätsteigerung, sondern – nega- tiv gewendet – als Niedergang beschrieben wird, den auch Künstler wie Raffael nicht aufhalten konnten.165 Selbstredend thematisierte die Inszenie- rung der kaiserlichen Sammlung nicht den Verfall der Malerei. Da Mechel – für den zwei- ten Stock – eine Entwicklung von den primitiven Anfängen zur höchsten Vollendung de- klariert, aber den eigentlichen normativen Höhepunkt den Œuvres von Rubens, Van Dyck und Teniers vorbehält, kann man darin wohl den spiegelverkehrten Winckelmannschen Modus erkennen. Die Anregung zur Auseinandersetzung mit dem Werk Winckelmanns dürfte Mechel sein Lehrer und Mentor Johann Georg Wille gegeben haben. Wille, der nach dem ersten internationalen Erfolg Winckelmanns, den Gedanken über die Nachahmung,166 den Kon- takt zum berühmten Autor gesucht und dessen nachfolgende französische Edition der Geschichte der Kunst des Alterthums substantiell unterstützt hatte, gilt als der eigentliche Vermittler der Ideen Winckelmanns in Frankreich.167 Ihm dürfte Mechel auch den Kon- takt zu Winckelmann verdanken, der 1766 zum Aufenthalt bei diesem in Rom führte. Mechel schloss dort enge Freundschaft mit Winckelmann und korrespondierte bis zu dessen Tod 1768 mit ihm.168 In dem kontinuierlich geführten Briefwechsel erwähnt Win- ckelmann mehrmals die geplante neue und erweiterte Ausgabe der Geschichte der Kunst des Alter thums.169 Winckelmann dachte zunächst aus verlagsrechtlichen Gründen – sein Dresdner Verleger Walther wollte zuerst die erste deutsche Auflage absetzen – an eine französische Ausgabe, weil auch die Übersetzung von 1766 nicht Winckelmanns Ansprü- chen entsprach. Mechel sollte ihm dabei den Drucker vermitteln. Für seine Hilfe dankte er ihm wenig später: er wolle den Druck in Berlin persönlich überwachen.170 Die beschriebene Edi tion kam zu Lebzeiten Winckelmanns nicht mehr zustande, besagtes Manuskript führte Winckelmann auf seiner Rückreise von Wien, wo er – auf Vermittlung des Staatskanzlers Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg – von Kaiserin Maria Theresia empfan- gen worden ist, nach Italien mit sich. Nach Winckelmanns Ermordung 1768 in Triest gelangte eben dieses Material an seinen Erben Kardinal Alessandro Albani in Rom und von diesem an Kaunitz in Wien.171 Kaunitz ließ 1776 durch die Wiener Akademie und unter seinem Protektorat die zweite deutsche Edition der Geschichte der Kunst des Alterthums unter der Herausgabe von Friedrich Justus Riedel publizieren, zu deren Subskribenten Mechel zählte.172 Abb. 38 „Dritte Wand, dem Eingang gegenüber“ im zweiten Zimmer („Gemälde der alten Niederländischen Meister“) der niederlän- dischen Schule im zweiten Stock des Oberen Belvedere. Digitale Rekonstruktion nach Mechel 1783 (Rekonstruktion: Autorin)
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Subtitle
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
Volume
1
Author
Gudrun Swoboda
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
312
Category
Kunst und Kultur
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums