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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
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Page - 62 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1

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62 Fischer Kunst nach Ordnung, Auswahl und System Nationale Kunstgeschichte Im Sinne einer historischen Perspektive und analog zu den Niederländern im zwei- ten Stock schreitet Mechel auch im gegenüberliegen- den Flügel die Geschichte deutscher Malerei Raum für Raum gleichsam im Parcours ab, und zwar chronologisch vom Ende des 13. Jahrhun- derts bis zum späten 18. Jahr- hundert: „Gemälde der ältes- ten Teutschen Meister“ im ersten Zimmer bis etwa 1580, „Gemälde der alten Teutschen Meister“ im zwei- ten bis etwa 1680, „Gemälde Teutscher Meister“ im dritten bis etwa 1740, „Gemälde der neuern Teutschen Meister“, also Zeitgenossen, im vierten und letzten Zimmer.173 (Abb. 41) Die historische Rekonstruktion der deutschen Malerei in einer chronologischen Per- spektive, wie sie Mechel in der Galerieaufstellung konzipiert hat, konnte sich auf keine Er- fahrung berufen. Auch in keiner Graphiksammlung war eine derartige Zusammenstellung je versucht worden. Die Erkenntnisse der zeitgenössischen Fachliteratur, die theoretische Modelle und gegenstandsspezifische Methoden lieferte, blieben im Fall der deutschen Kunst meist in der historiographischen Tradition der Künstlervita verwurzelt – was im Prin- zip eine chronologische Sichtweise voraussetzt, aber zu keiner Gesamtdarstellung deut- scher Kunst führte, wie sie Mechel bahnbrechend in der Galerie veranschaulicht hat.174 Eine Ausnahme bildete die kurze biographische Studie zu Lucas Cranach d.Ä. des Leip- ziger Universitätsprofessors für Altphilologie und Archäologie Johann Friedrich Christ.175 Diese Biographie war 1726 als Teil eines projektierten Künstlerlexikons publiziert worden, das jedoch in seiner Gesamtheit nicht verwirklicht wurde. Auch für Christ gab das Schul- modell den geeigneten Rahmen vor, die künstlerische Entwicklung des Künstlers in eine allgemeine Kunstgeschichte einzuordnen. Dabei empfahl er nicht nur eine Einteilung nach Malerschulen, sondern forderte dezidiert die Unterscheidung zwischen deutscher und nie- derländischer Malerei, die sich selbst im renommierten Recueil d’estampes noch nicht durchgesetzt hatte. Für die deutsche Schule entwickelte Christ eine Einteilung in aufeinan- derfolgende Epochen. Demnach heißen bei Christ die deutschen Künstler vom ausgehen- den 15. Jahrhundert bis 1580 „die Aeltern“, bis 1680 „die Mittlern“ und von da an „die neuern Teutschen Künstler“. Übereinstimmende Zeitabschnitte finden sich auch bei der von Mechel vorgenommenen Periodisierung der deutschen Schule. Den Vorteil dieser Ein- teilung erklärt Christ damit, dass sie „zu Behuff der Kunst-Critique, so wohl als die fernern Subdistrictiones in die Schulen jeder Nation besonders Licht gibt.“176 Dass die historische Konzeption Christs am Beispiel Cranach Resonanz gefunden hat,177 zeigt sich noch eine Generationen später in Christian Ludwig Hagedorns 1755 erschiene- ner Lettre à un Amateur de la Peinture avec des eclairissemens historiques sur un cabinet et les auteurs des tableaux, qui le composent,180 die zwar mit der Absicht verfasst und publiziert worden war, die eigene Sammlung potentiellen Käufern bekannt zu machen, jedoch in ih- rer inhaltlichen Ausweitung über die üblichen Verkaufskataloge hinausging.181 Methodisch Abb. 39 „Dritte Wand, zur Linken des Eingangs“ im dritten Zimmer („Gemälde Niederländischer Meister“) der niederländischen Schule im zweiten Stock des Oberen Belvedere. Digitale Rekonstruktion nach Mechel 1783 (Rekonstruktion: Autorin)
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
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Title
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Subtitle
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
Volume
1
Author
Gudrun Swoboda
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
312
Category
Kunst und Kultur
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums