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Hoppe-Harnoncourt Altdeutsche Malereischule
zu haben.13 Erst in Folge dieser Publikation wurden auf allerhöchsten Befehl genauere Un-
tersuchungen vorgenommen, über die der Historienmaler Jan Quirin Jahn später Folgen-
des zu berichten wusste: Unter der Leitung von Ehemant wurde eine vom Gemälderestau-
rator Kastner eigentlich zur Reinigung von Ölgemälden entwickelte gelatineartige Masse
auf die Gemälde aufgetragen. Diese entfernte nach kurzer Zeit den Schmutz, würde aber
auch die wasserlöslichen Farben oder Wachs sofort lösen. Da die Farben intakt blieben,
wurden die Bilder als echte Ölgemälde anerkannt.14 Ehemant korrespondierte direkt mit
Staatskanzler Fürst Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg über die Karlsteiner Gemälde und
schilderte dabei das mechanische Vorgehen bei den Tests noch eindrucksvoller: „Aber
nach vilem Beizen und Frottiren, sogar mit harten Bürsten, spürte man weder den gering-
sten Firnißgeruch, noch wurden die feinsten Lasirungen der Oelmalerei angegriffen.“15 Im
Sommer 1780 erwartete man in der Wiener Galerie bereits die Bilder „von einem gewis-
sen alten Wurmser aus Böhmen; eben daher von einem sichern Mutina und Herr von Me-
chel will daraus erweisen, daß Jan van Eyk nicht der Erfinder der Oelmalerey seyn könne,
weil dieser Meister fünfzig Jahre früher, als er, mit Oel gemalt habe.“16 Im Herbst 1780
wurden die Bilder nach Wien gebracht und komplettierten das Arrangement des ersten
Zimmers der deutschen Malereischule. Sobald die Galerie fertig eingerichtet war, berich-
tete der Theologe Karl Wilhelm Hilchenbach sichtlich bewegt über die neue Einrichtung:
„Ueberdies muß jeder Deutsche noch mehr zu theilnehmenden Empfindungen erweckt
werden, wann er am Eingange hier die Aufschrift: Alte deutsche Schule erblickt. Das erste
nun, was hier beym Eintritt ins Auge fällt, sind zwischen den Fenstern vier grosse Gemäl-
de auf einem vergoldeten Grunde. In keiner Galerie sah man noch diesen Pinsel; in keinen
ältern Kunstnachrichten las man die Nahmen Mutina, Wurmser und Theodoricus; nir-
gends redete man noch in unserm Vaterland entschieden von wirklich vorhandenen Oel-
gemälden aus dem dreyzehnden und vierzehnden Jahrhundert. Hier sind nun die Proben, Abb. 2
Tommaso da Modena, Triptychon Maria
mit Kind, hl. Wenzel und hl. Palmatius,
1355–1359. Schloss Karlstein bei Prag
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Subtitle
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Volume
- 1
- Author
- Gudrun Swoboda
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 312
- Category
- Kunst und Kultur