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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
Page - 326 -
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Page - 326 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2

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326 Wolf Museumskulturen Abb. 5 Jacques Sablet, La Sala degli Animali, Tempera, 1786–1792, 52 x 76 cm. Rom, Vatikanische Museen ein Versuch der Wiedergewin- nung des antiken Rom. Darin liegt, wie angedeutet, die Ambivalenz seines Argumentes. Wenn es eine Rückführung der griechischen bzw. vermeintlich griechischen Alter tümer Roms geben solle, dann nach Athen, nicht in ein als neues Athen deklariertes Paris. Mit dem antiken Rom geht Quatremère zwar nicht allzu sehr ins Gericht, lehnt aber doch den Transport aus den eroberten Städten und Provinzen dorthin letztlich ab. Über die Jahrhun- derte sei Rom aber zu jenem Ort geworden, den es für die Kunst und Wissenschaft Europas heute darstelle, und dies auf- grund einer großen Konti- nuität, welche Künstlern er laubt habe, sich an den antiken Monumenten zu schulen. Rom ist zugleich Ort eines langwährenden Friedens wie einer glück lichen Natur. Letztlich verdankt Rom Raffael und Michelangelo, der Kunst der Renaissance und seiner Rolle als universaler Versammlungsort der Völker, dass ihm diese Bedeutung zukommt; unter Rom versteht man unausgesprochen also eben das päpstliche Rom und das Zusammenspiel kurialer Kunst und antiker Skulptur am Ort monumentaler Ruinen und nachantiker Bauten, die sich auf diese beziehen. Quatremère spricht nicht von dem internationalen Kunstmarkt seiner Zeit, der für den Zuwachs der römischen Antikensammlungen sorgt, allerdings nennt er die großen Schätze, die der gegenwärtige Papst (Pius VI.) in den Vatikan bringen ließ und die alles in den Schatten stellten, was in den beiden Jahrhunderten zuvor zutage gekom- men sei.32 Sein Fokus ist dabei auf den Funden und allenfalls auf dem Verkauf von Antiken durch den römischen Adel an den Papst (was einen zentralen Aspekt in der päpstlichen Akquisitionspolitik darstellt). Indirekt lässt sich dies an seinen Äuße rungen zur Situation in England fassen: Dort seien die Kunstschätze auf Schlösser verstreut, es bedürfe gleich- sam eines zentralen Museums, um diese zu versammeln. Was sich angesichts des kontex- tuellen Ansatzes bei Quatremère, der immer wieder die Rolle von Erinnerungen und Lokaltraditionen herausstellt (durchaus im Sinne der lieux de mémoire), nicht findet, sind Überlegungen zur Aufstellung und zu den Ordnungskriterien in einem Museum, auch in späteren Texten nicht.33 Er übergeht damit das Faktum, dass sowohl der Apoll vom Belvedere als auch Laokoon wie andere Statuen im Rahmen des neuen päpst lichen Museums eine Neuaufstellung erfuhren, sich also nicht mehr an ihrem in der Renaissance geschaffenen Platz im Belvederehof befanden, dass also auch in Rom im späten 18. Jahr- hundert selbst ein gewaltiger Umzug von Statuen wie Bildern und eine weit reichende Umgestaltung der Sammlungstopo graphien stattgefunden hat. Das Museo Pio Clementino erwähnt Quatremère schließlich in seinem späten Werk Canova et ses ouvrages und insistiert einmal mehr auf der doppelten Funktion der Sammlungen für die Wissenschaft und die Formation von Künstlern, die er ihnen zubilligt:
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Subtitle
Europäische Museumskultur um 1800
Volume
2
Author
Gudrun Swoboda
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
264
Category
Kunst und Kultur
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