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Kunst und Kultur
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
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490 Gaehtgens Auf dem Weg zur Kunstgeschichte VII. Wer war der Autor des Textes? Es wird allgemein angenommen, dass die Redaktion des Katalogteils in den Händen von Nicolas de Pigage lag, der mit seinem Namen die Einleitung zeichnete. Das ist aber ganz unwahrscheinlich, denn eine so genaue Kenntnis der Malerei und Bearbeitung der einzel- nen Werke kann von einem vielbeschäftigten Architekten kaum erwartet werden. Dass er den Textteil selbst redigierte, wie seine Signatur nahelegt, möchte man bezweifeln. Es gibt zwar keinen dokumentarischen Beleg, aber ausreichende Hinweise, dass ein anderer Autor den Inhalt erarbeitet hat. Man kann mit guten Gründen den wahren Autor des Textes, Jean-Charles Laveaux (1749–1827), identifizieren (Abb. 18). Dass man den Hinweisen in der älteren Literatur, die ihn bereits nennen, nicht weiter nachging, ist verwunderlich. Die früheste Bestätigung für ihn als Autor findet sich bei Jo- hann Christian Meusel, der in seinem Werk: Das Gelehrte Deutschland oder Lexikon der jetzt lebenden Teutschen Schriftsteller, 1797, berichtet, dass Laveaux „starken Antheil an der Gal- lerie de Dusseldorf hat“.19 Laveaux, der in seinem späteren Leben als bedeutender Sprachforscher hervortreten sollte und eine grundlegende Grammatik der französischen Sprache verfasste, verbrachte ein ungewöhnlich bewegtes Leben im letzten Drittel des 18. und den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Aus Troyes stammend, zog er als Lehrer des Französischen 1776 nach Basel, wo er offenbar mit Mechel bekannt wurde, der ihn mit der Mitwirkung am Ka- talog betraute. Nach Vollendung dieser Arbeit siedelte er nach Stuttgart an die Hohe Carlsschule um, die er jedoch nach kurzer Zeit wieder verließ. Offenbar spielten hier auch politische Gründe eine Rolle. Trotz seiner republikanischen Überzeugungen fand er eine Anstellung in Berlin und half Friedrich II. bei der Redaktion seiner historischen Studien. Ein umfangreiches Werk von Laveaux über das Leben des Königs sollte später in mehreren Sprachen weite Verbreitung finden. In den Jahren der Französischen Revolution übersie- delte er nach Straßburg, dann nach Paris, und engagierte sich an der Seite von Mirabeau, den er vermutlich in Berlin kennenlernte. Als Mitglied der Girondisten hatte er nach der Terrorherrschaft Robespierres längere Zeit im Gefängnis zu verbringen. In den folgenden Jahren wandte er sich seinen wissenschaftlichen Studien insbesondere der Geschichte der französischen Grammatik zu. Wir wissen nicht, auf welche Weise Laveaux an dem Katalog mitwirkte. Schrieb er die Texte allein oder hat er deutsche Vorlagen ins Französische übertragen? War er nur für die sprachliche Fassung oder auch für den Inhalt verantwortlich? Diese Fragen können ohne weitere Quellen nicht genau beantwortet werden. Eine ausführliche Betrachtung der Bildkommentare führt zu dem Ergebnis, dass sie eine deutliche Einheitlichkeit in der Methode der Analyse der Werke spüren lassen. Die Ver- mutung, dass mehrere Autoren daran beteiligt waren, erscheint daher ganz unwahr- scheinlich. Ja, man kann wohl auch davon ausgehen, dass Pigages Vorwort, in dem die Leitlinien des Kommentars beschrieben werden, auch vom Autor des Kataloges stammt. Pigage und Mechel haben sicherlich die Grundlagen der Herstellung des Textes mit dem Autor abgesprochen. Ein wesentliches Ziel des Verfassers war, dem Leser die kleinfigurigen Stiche zu erläu- tern. Auf den zum Teil nur daumengroßen Reproduktionen sind, gerade bei figurenrei- chen Szenen, oft nicht einmal die Themen zu erkennen. Die Katalogtexte konzentrieren sich daher auf ausführliche Beschreibungen der Sujets. Nur gelegentlich sind Erklärungen über die künstlerische Besonderheit angefügt, die sich oft auf allgemeine Bemerkungen beschränken. Abb. 18 Joseph Ducreux, Porträt des Jean-Charles Laveaux, ca. 1793, Pastellzeichnung. Paris, Musée du Louvre
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Volume 2
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Title
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Subtitle
Europäische Museumskultur um 1800
Volume
2
Author
Gudrun Swoboda
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Size
24.0 x 28.0 cm
Pages
264
Category
Kunst und Kultur
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums