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I. Fachbereiche
Fürstenstein, Foto Zalka
Kuchling, Detail furter Feldes kulturhistorisch wenig gebräuchlich und
wird meist mit dem Begriff Klagenfurt-Land oder
Klagenfurt-Umgebung umschrieben, während die au-
tochthone slowenische Entsprechung Celovško polje ei-
nen historischen slowenischen Zentralraum bezeichnet,
dem eine spezifische Benennung der Einwohner, den
Poljanci und den Poljanke entspricht. Andererseits ist
der slowenische ethnologische Begriff → »Rož« [Ro-
sental] eben nicht mit dem allgemeinsprachlichen geo-
grafischen Begriff Rož/Rosental gleichzusetzen und als
ethnologischer Terminus, dem Kontext entsprechend,
mit dem Begriff →
Südkärntner Zentralraum (slow.
Osrednja južna Koroška) zu übersetzen.
Die Kulturgeografie kann andererseits aber auch
einzelne Orte oder Gemeinden in ihrer kulturhis-
torischen Dimension diachron betrachten, so etwa :
→
Agoritschach/Zagoriče, → Arnoldstein/Podklošter,
→
Bleiburg/Pliberk, → Eisenkappel/Železna Kapla,
→
Ferlach/Borovlje, → Hermagor/Šmohor, → Karn-
burg/Krnski Grad, →
Keutschach/Hodiše, → Klagen-
furt/Celovec, →
Maria Saal/Gospa Sveta, → Tainach/
Tinje, →
Viktring/Vetrinj, → Villach/Beljak, → Völ-
kermarkt/Velikovec, → Wernberg/Vernberk u. a. Da-
neben erscheinen bisweilen Schwerpunktsetzungen
und Einschränkungen auf gewisse Epochen durchaus
epistemologisch besonders wertvoll (z. B. → Schwa-
begg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče :
Kulturaktivismus seit 1882).
Die Toponomastik ist ihrerseits angetan, spezifi-
sche historische Aspekte der Kulturgeografie sowie
der politischen Geografie zu beleuchten. Die slowe-
nische →
Namenkunde und das weite Feld der Top-
onomastik, wie sie sich u. a. in den → Ortsrepertorien
und → Ortsverzeichnissen (von 1850, 1854 [2 Reper-
torien], 1860, 1880, 1883, 1918) spiegelt, sind nicht
zuletzt für die territoriale → Identität von Bedeutung.
Diese Ortsverzeichnisse haben überdies eine nicht im-
mer wahrgenommene rechtliche Dimension und sind
Ausdruck des staatlichen im Verfassungsrecht begrün-
deten Selbstverständnisses, zumal in der diachronen
Gesamtschau zu Zeiten der Monarchie auch solche
Orte amtlich zweinamig ausgewiesen wurden, in denen
keine einzige Person oder nur eine sehr geringe Zahl
von Personen mit Slowenisch als → Umgangssprache
im Rahmen der Volks- bzw. → Sprachenzählungen re-
pertoriert sind.
Die slowenische Kulturgeschichte befasst sich natür-
lich mit der Sprache, dem → Slowenischen in Kärnten/
Koroška, mit → Sprachgattungen, der → Standardspra- che, der →
Schrift. Sie befasst sich insbesondere auch
mit den zahlreichen → Dialekten und → Dialektgrup-
pen sowie mit den einzelnen Mundarten. So befasst sie
sich mit dem → Jauntaler Dialekt/podjunščina und den
im heutigen Slowenien gesprochenen → Mießtaler
Dialekt/mežiško narečje und dem →
Remšnik-Dialekt/
remšniško narečje, mit dem westlichsten südslawischen
Dialekt überhaupt, dem → Gailtaler Dialekt/ziljščina,
der auch im italienischen → Val Canale/Kanaltal/Ka-
nalska dolina gesprochen wird, und dem aus diesem
migrationsbedingt hervorgegangenen → resianischen
Dialekt/rezijanščina ; sie befasst sich weiters mit dem
→ Obir-Dialekt/obirsko narečje mitten in den öster-
reichsichen → Karawanken/Karavanke sowie mit dem
literaturüblich als → Rosentaler Dialekt/rožanščina
bekannten Dialekt des → Südkärntner Zentralraumes/
Osrednja južna Koroška bzw. mit dem Zentralsüdkärnt-
ner Dialekt/osrednje južnokoroško narečje.
Diese wurden u. a. von Sprachwissenschaftern und
Dialektologen wie Aleksandr Vasil’evič → Isačenko,
Urban → Jarnik, Vatroslav → Oblak, Fran
→ Ramovš, Johann →
Scheinigg vielfach erforscht
und bieten immer noch Forschungsfelder, wie es die
von Katja Sturm-Schnabl untersuchte slowenische
Mundart des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje be-
weist. Die Benennung der Mundart selbst kann schon
als Forschungsobjekt angesehen werden, zumal Name
bzw. die Benennung und die Identität (→ Name und
Identität) in einer engen Wechselbeziehung stehen
– und zwar sowohl in der Betrachtung von außen als
für die Benannten selbst. Deshalb wurde in jüngster
Zeit diese Mundart im Sinne einer terminologischen
Normierung entsprechend den Benennungen anderer
Dialekte von Bojan-Ilija Schnabl im Deutschen, im
Slowenischen sowie in weiteren europäischen Sprachen
benannt : die slowenische Mundart der Poljanci vom
Klagenfurter Feld/Celovško polje (slow. poljanščina/
poljanski govor Celovškega polja, engl. the slovenian dia-
lect oft the Poljanci oft the plain of Klagenfurt/Celovec, fr.
le dialecte slovène des Poljanci de la plaine de Klagenfurt/
Celovec, it. il dialetto sloveno dei Poljanci della pianura di
Klagenfurt/Celovec, bosn./kroat./serb. slovenački dialekt
Celovačkog polja). Selbst die Benennung und konzeptu-
elle Rezeption des literaturüblich als Rosentaler Dia-
lekt/rožanščina bezeichneten Dialektes zeigt die episte-
mologische und sogar sprachsoziologische Bedeutung
einer modernen, angemessenen Terminologie, die so-
gar in einem scheinbar klar definierten Raum Platz für
Modernisierungen und Innovationen aufweist.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55