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I. Fachbereiche
weis, Anton →
Korošec, Janez Evangelist → Krek,
Vladimir → Ravnihar, Valentin → Rožič, Franc
→
Smodej, Lovro → Toman, Josip → Vošnjak, Va-
lentin →
Zarnik). Ivan →
Žolger sollte als einziger
Slowene in einer habsburgischen Regierung noch kurz
vor dem Zusammenbruch der Monarchie als Minister
ohne Portefeuille eine neue, die nationale Frage lö-
sende Verfassung schreiben, doch verlor auch er jeg-
liche Hoffnung auf eine Reformfähigkeit des Staates,
und das weitere Schicksal der Kärntner Slowenen, die
einem systematischen Assimilations- und Germanisie-
rungsdruck ausgesetzt waren, sollte ihm recht geben.
Die Statistiken der → Sprachenzählungen sprechen für
sich.
Zahlreich sind auch jene Politiker kärntnerslowe-
nischer Herkunft, die dem gesellschaftlichen Druck
nicht standhielten und sich im Laufe ihres politischen
Lebens aufgrund der soziolinguistischen und politi-
schen Verhältnisse solchen Lagern anschlossen, die
in der extremsten Form die Existenzberechtigung des
Slowenischen im Land negierten (M. → Abuja, J.
→
Lutschounig, J. → Seebacher, V. →
Schumy).
Sie bestätigen, dass es aufgrund eines allgegenwär-
tigen → Assimilationszwanges jener Zeit keinerlei
Möglichkeiten des gesellschaftlichen Aufstiegs und
der politischen Partizipation auf Landesebene gab bzw.
dass slowenisches →
Identitätsbewusstsein und gesell-
schaftliche Mitgestaltung auf Landesebene einander
ausschlossen.
Jakob → Scheliessnigg und Matthias → Rulitz
ihrerseits stehen noch außerhalb des ethnopolitischen
Konfliktes, der erst nach ihrer Zeit das Land überrollen
sollte.
Schließlich seien die zahlreichen akademischen
Künstler ab der zweiten Hälfte des 19. Jh.s genannt,
die ihrerseits das künstlerische Antlitz des Landes mit-
prägten, wenn dieses auch schon lange nur mehr am
Rande mit den europäischen zeitgenössischen Strö-
mungen mithalten konnte. Der akademische Maler
Peter → Markovič (1866–1929) schwankt zwischen
einer allgemein verständlichen, fast folkloristisch an-
mutenden warmen Bildsprache und einer im Altar-
bild von Dolina/Dolina durchscheinenden Stimmung,
die bereits von der gesellschaftlichen Kälte des begin-
nenden 20. Jh.s geprägt ist. Der slowenische Krainer
Bildhauer Alojzij → Progar (1857–1918) und An-
drej → Cesar (1824–1885) stehen für die Ausstrah-
lung des krainisch-slowenischen Raumes und für die
Wechselbeziehungen zwischen den deutschsprachigen und slowenischsprachigen Ländern. Der klassische
friulanische Maler neonazarenischer Ausrichtung Ja-
cobo → Brollo (1834–1918), der vornehmlich im
slowenischsprachigen Raum wirkte, integrierte sich
gänzlich im noch slowenischsprachigen Land bzw.
Landesteil, wie es seine slowenischen → Inschriften
und Kyrill-und- Method-Darstellungen in Sakral-
bauten im → Klagenfurter Feld/Celovško polje bewei-
sen. Wie weit die Ethnizität für die Maler slowenischer
Herkunft im Rahmen des Viktringer Künstlerkreises
(Vetrinjska šola umetnikov oder Vetrinjski krog) um die
Textilindustriellen-Familie, beginnend mit Eduard
von Moro (1790–1846), ein Teil des Selbstverständ-
nisses oder ein positiv besetztes Thema war, wird in
der Literatur nicht einmal thematisiert – am ehesten
noch beim Landschaftsmaler Markus → Pernhart
(1824–1871), kaum oder gar nicht bei dessen Künst-
lerkollegen Josef → Possod/Posod (1802–1830) und
dem Ferlacher Anton → Gregoritsch (1868–1923),
der in der Folge in München wirkte. Bezeichnend für
die Rezeption in der Kunstgeschichte ist, dass das ge-
samtgesellschaftlich zentrale Thema der Identität und
Sprache – auch des → Sprachwechsels und der Assi-
milation bzw. des → Assimilationszwangs – als Vor-
aussetzung für den gesellschaftlichen Aufstieg kaum
thematisiert wird. So auch nicht bei den Künstlern des
Nötscher Kreises (Čajnska šola umetnikov oder Čajnski
krog) Franz → Wiegele (1887–1944) und Sebastian
Isepp (1884–1954), die gebürtige Nötscher waren und
die in einer Zeit geboren waren, in der der Ort und die
Pfarre Nötsch/Čajna im → Gailtal/Zilja noch weitge-
hend slowenischsprachig waren. Für Franz Wiegele
ist belegt, dass er im Alltag slowenisch im Gailtaler
slowenischen Dialekt sprach, d. h. dass er Slowene war.
(Dass damals die Modernität der k. u. k. Reichs- und
Residenzhauptstadt Wien und anderer Metropolen
des Expressionismus eine besondere Attraktivität aus-
strahlten, scheint evident, ebenso wie die Tatsache, dass
die expressionistische Malerei, die eben nicht mit den
Mitteln der Sprache wirkt und diese sogar obsolet er-
scheinen lässt, u. a. auch Ausdruck des Zeitgeistes ist.)
Jedenfalls lassen sich in den wenigen Künstlerbiografien
auch Hinweise auf die gesellschaftlichen Verhältnisse
und Wandlungsprozesse ausmachen, die wiederum
das künstlerische Wirken und die Kunst beeinflussten.
Das künstlerische Werk des Malerpriesters Auguštin
→ Čebuls harrt noch der kunsthistorischen Analyse.
Insgesamt von Bedeutung für die slowenische
Kulturgeschichte im Land ist der weite Bereich der
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55