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II. Zeitliche und geografische Eckpunkte
Freisinger Denkmäler,
Faksimile, Clm 6426, 78r.,
Bayerische Staatsbibliothek
München
Klagenfurter Handschrift/
Celovški rokopis, KLA
Elemente des frühmittelalterlichen Rechtssystems,
die karantanerslowenischen → Rechtsinstitutionen und
der frühen Sozialordnung (→ Duces Carantanorum,
→ Edlinger/kosezi, →
Domitian, → Frühmittelalter-
liche Kirchen in Karantanien, → St. Peter am Bichl/
Šentpeter na Gori) hatten aufgrund des frühmittel-
alterlichen Parallelismus der Rechtsordnungen (dem
sog. → Personalitätsprinzip) langfristige Folgen, wie
etwa die →
Fürsten- bzw. Herzogseinsetzung bis 1414
in slowenischer Sprache und auf Deutsch bis ins 17. Jh.
Hinzu kommen das Siedlungskontinuum und die Top-
onymie (→ Orts- und Siedlungsnamen, → Bergnamen,
→ Gewässernamen etc.), die bis heute relevant sind. Die
frühe Staatlichkeit hatte auch nachhaltige gesellschafts-
politische und rechtliche Auswirkungen (→ Windische
Ideologie des 16. Jh.s, → Edlingergerichtsbarkeit und
→ Edlingerdienste im Gemeindegebiet von Madalens-
berg/Štalenska gora, →
Edlinger-Gemeinschaftswald
am Christofberg/Krištofova gora). Nicht zuletzt gehört
dazu die → Kontinuität in der Sprache (→ Slowenisch
in Kärnten/Koroška). Diese hat bis heute Spuren in der
Toponymik bis hin nach Osttirol oder in den Salzburger
Lungau hinterlassen sowie Sprachreste außerhalb Süd-
kärntens (→
Sprachgrenze ; → Sprachgrenze im 18. Jh.;
→ Kolonisierung, mittelalterliche). Literaturüblich unbestritten ist, dass die → Freisinger
Denkmäler, die ältesten slawischen Schriftdenkmäler
in lateinischer Schrift, bereits dem Slowenischen zuzu-
zählen sind. Sie wurden gegen Ende des karantanischen
Staatswesens Ende des 10., Anfang des 11. Jh.s nieder-
geschrieben (→
Abraham, Bischof von Freising). Sie
dienten pastoralen Zwecken bei der → Christianisie-
rung der Karantaner (→ Carantani), die mit Unterbre-
chungen durch Aufstände (→
Carmula) ab Mitte des 8.
Jh.s einsetzt, und wurden schon vor ihrer Niederschrift
mündlich tradiert (→ Iro-schottische Mission, → Mo-
destus, →
Virgil). Jež datiert die Entstehungszeit
der mündlich tradierten Texte in die Mitte des 9. Jh.s
Da also das frühmittelalterliche Fürstentum Karanta-
nien eng mit der ersten Niederschrift in einer frühen
Form des Slowenischen (→ Altslowenisch, → Karan-
tanerslowenisch) verbunden ist, muss es in einer inter-
disziplinären slowenischen Kulturgeschichte berück-
sichtigt werden. Bereits B. → Grafenauer sprach
deshalb im Slowenischen von der Christianisierung der
Slowenen.
Sind die (geschriebenen) Freisinger Denkmäler dem
Slowenischen zuzuschreiben, dann verwendeten jene,
die diese niedergeschriebene Sprache sprachen, eben
eine frühe Form des Slowenischen (→ Altslowenisch,
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55