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Abstimmungszonen
rischen Fürstenwitwe Judith (dux et domina, venera-
bilis domna) und ihres Sohnes (in Vormundschaft), des
bairischen Fürsten/Herzogs Heinrich II. Judith er-
hielt von Otto I. die Saline in Reichenhall geschenkt
und wurde somit die reichste Frau Baierns. Auf Bitten
Judiths schenkte er einem Vasallen/Gefolgsmann des
Bischofs A. namens Negomir 965 einen Besitz in Wirt-
schach/Zvirče in Kärnten/Koroška (bei Klagenfurt/Ce-
lovec). 974 gab es eine Verschwörung gegen Otto II.
Daraufhin erklärte er 976 einen Teil →
Karantaniens
als von Baiern (→ Bagoaria) unabhängiges Fürstentum/
Herzogtum »Kärnten«. Kaiser Otto III. schenkte
993 dem sclavus Sebegoj (Zebegoi) einige mansi in
villis Suarzdorf, Podinauuiz, Duchumuzlidorf, Gumu-
lachi, Donplachi und in pago Croudi und in der Graf-
schaft des Otgeri [Otakar] Grundstücke mit Jagdrecht,
Fischfang, Mühlen, sowie 996 dem Freisinger Bischof
Gottschalk, dem Nachfolger von A. → Ostarrichi
bei Neuhofen (Niederösterreich). Bischof A. dürfte an
den »slowenischsprachigen« Freisinger Besitztümern
in Kärnten/Koroška persönlich großes Interesse gehabt
haben. Darauf ist wohl auch die Aufnahme eines slo-
wenischen Textes in das Missionshandbuch zurückzu-
führen.
Da die Schriftart (literaturüblich : → karolingische
Minuskel) der →
Freisinger Denkmäler mit der im
10. Jh. im Salzburger Raum üblichen auffällig überein-
stimmt, dürfte auch das von A. in Auftrag gegebene
Missionshandbuch mit den als →
Freisinger Denkmä-
ler bekannten Abschriften im 10. Jh. entstanden sein.
Trotz verschiedener Vermutungen bleiben die genaue
Zeit und der genaue Ort der ursprünglichen Salzburger
Erstniederschrift der »Freisinger Denkmäler«, der für
die Missionierung → Karantaniens ab dem 8. Jh. uner-
lässlichen Texte, weiterhin unbekannt.
Die Namen (→ Personennamen) der Salzburger Bi-
schöfe Vitalis und Arn (1. Erzbischof und Einführer
des → Slowenenzehents) und der Freisinger Bischöfe
Corbinian, Arbeo, Atto, Anno sind ladinisch. Die meisten
Namen sind außer ein paar irischer (wie → Virgil/Fer-
geil und Dobdagrecus) germanisch (Hrodbertus/Rupert,
Adalram, Liubram, Adalwin), wenn sich auch hinter ih-
nen Ladiner und Slowenen verbergen können. Nie um-
gekehrt, denn Baiern hatten keine ladinischen oder slo-
wenischen Namen (→
Altladinisch). Biblische Namen
waren ungewöhnlich und weisen eher auf nicht ladini-
sche und nicht bairische Herkunft. Unter den Salzbur-
ger Chorbischöfen (chori episcopi) in Karantanien gibt
es im → Salzburger Verbrüderungsbuch einen Salomon, vermutlich ein Slowene. Auch der Name Abraham ist
ungewöhnlich und könnte daher seiner politischen und
religiösen Bedeutung nach ein Hinweis auf vornehme
slowenische Abstammung und sein besonderes Inter-
esse für die Slowenen in den Freisinger Besitzungen in
Karantanien/Kärnten sein.
Lit.: NDB, BBKL, LThK (vgl. Vollzitate mit weiterführender Lit.),
SBL. – Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Zweiter Band
zweiter Teil, Die Urkunden Otto III., Hg. Gesellschaft für ältere deut-
sche Geschichtskunde (MGH). Hannover 1823, Nr. 133 (zu Sebegoi),
S. 544 ; Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Erster Band, Die
Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I., Hg. Gesellschaft für ältere
deutsche Geschichtskunde (MGH). Hannover 1879–1884, Nr. 279
(zu Negomir), S. 395–396 ; K. Becher : Abraham. In : Neue Deutsche
Biographie 1 (1953), 21 [Onlinefassung] ; F. W. Bautz : Abraham von
Freising. In : Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Band 1. Hamm 1975, Sp. 9–10 ; O. Kronsteiner : Die alpenslawischen
Personennamen. Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 2.
Wien 1975, ²1981 ; Geschichte Salzburgs. Bd. I, I. Teil. Hg. H. Dopsch.
Salzburg 1981 ; B. Bischoff : Paläographie des römischen Altertums und
des abendländischen Mittelalters. Berlin ²1986 ; W. Störmer : Abraham.
In : Lexikon für Kirche und Theologie (LThK), Erster Band, A bis
Barcelona. Freiburg [e. a.] 31993, Spalte 68–69.
Otto Kronsteiner
Abstimmungszonen, die territorialen Abstimmungs-
einheiten bei der → Volksabstimmung 1920 in Kärn-
ten/Koroška.
Der Schlussakt des Ersten Weltkrieges wurde die
Friedenskonferenz von 1919 in Paris. Der Vertrag mit
Österreich wurde am 10. September 1919 in Saint-Ger-
main unterzeichnet (→ Vertrag von Saint-Germain).
Auf Grundlage dieses Vertrags erhielt Österreich in
Kärnten/Koroška das →
Gailtal/Zilja und →
Villach/
Beljak. Italien bekam Südtirol, das → Val Canale/Ka-
nalska dolina/Kanaltal und die Krainer Gemeinde Bela
Peč (dt. Weißenfels, ital. Fusine in Valromana). Dem
Königreich SHS wurde der südliche Teil des Kron-
landes Steiermark/Štajerska (die Spodnja Štajerska, dt.
Untersteiermark) und die → Mežiška dolina (Mießtal)
sowie die Gemeinde Jezersko (Seeland) zugesprochen.
Für → Südkärnten/Južna Koroška verfügte die Frie-
denskonferenz im Widerspruch zur Kongruenz von
Staats- und Sprachgrenzen eine → Volksabstimmung
(slow. plebiscit). Die Grenzforderungen des Königreichs
SHS (→ Jugoslawien) wurden berücksichtigt und
dienten als Grundlage für die Bestimmung des Gebiets,
in welchem die Volksabstimmung abgehalten werden
sollte. Das Abstimmungsgebiet wurde in zwei Zonen
eingeteilt. In die Zone A (1.768 km2) mit → Völker-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55