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Aleksandrinke
Ivan Albreht, Foto Maja
Francé greda [Das junge Beet] 1920). Jakob Šlebinger, 1910–
16 Redakteur der Literaturzeitschrift → Ljubljanski
zvon, wollte A.s Gedichte anfangs nicht veröffentli-
chen. Erst eine Intervention Ivan → Cankars, der
A.s schriftstellerisches Talent erkannt hatte, ebnete ihm
den Weg in dieses elitäre Literaturblatt. Unter seinem
Einfluss entstanden neben moderner Lyrik (Slutnje
[Vorahnungen] 1919, Eros inferi 1938) und naturalis-
tischer, realistischer Prosa (Malenkosti [Kleinigkeiten]
1920) Theaterstücke (Sestrica gre [Das Schwesterchen
geht] 1932), Kinder- und Jugendliteratur (Sirota Jerica
[Die Waise Jerica] 1929). Obwohl A.s Prosawerk noch
romantisch-sentimentalistische Züge erkennen lässt,
beweisen seine Arbeiten, dass er sich vom traditionel-
len Regelkanon bereits befreit hatte und empfänglich
war für modernere Strömungen. Seine Gedichte etwa
gehen ins Expressionistische über. Seine Werke spielen
meist im bäuerlichen Milieu, beschreiben nicht selten
den Krieg und bilden oftmals Ereignisse und Orte aus
seiner Heimatregion ab (Dom na Slemenu [Der Hof
Sleme] 1932).
Nach der Absolvierung des Wehrdiensts heiratete A.
nach Dollich/Doli bei Ferlach/Borovlje, wo er einige
Jahre lebte und wirkte, was sich in seinem Prosawerk
widerspiegelt, in dem sein slowenisches Identitätsbe-
wusstsein stets zum Ausdruck kommt (Zlato srce [Das
goldene Herz], in : Domovina 1926). Besonders gerne
thematisierte er das Rosental/Rož (Paberki iz Roža
[Erlesenes aus dem Rosental] 1920), wobei sein Fokus
auf das nationale soziopolitische Dilemma im postple-
biszitären Kärnten/Koroška gerichtet war. In seinem
Gedichtzyklus Koroška pisma (in : Prisluškovanje [Der
Lauschangriff] 1926) herrscht angesichts der → Volks-
abstimmung und in weiterer Folge des Verlusts des
slowenischen Kulturgebiets ein melancholischer, fast
düsterer Ton vor. Im Gedicht Od Celovca do Beljaka
[Von Klagenfurt bis Villach] bezeichnet er Maria Saal/
Gospa Sveta als Wiege des slowenischen Volkes in
Kärnten/Koroška, das jetzt unter fremder Vorherrschaft
unfrei, schwach und zerstreut sei. Wegen der kulturel-
len Isolation emigrierte letztlich auch A. wie viele an-
dere slowenische Intellektuelle aus Kärnten/Koroška
(→ Vertreibung 1920).
Quellen/Web : NUK, Kulturno turistično društvo Hotedršica, Knji-
žnica Logatec, www.dlib.si.
Werke : Paberki iz Roža. Ljubljana 1920 ; Malda greda. Ljubljana
1920 ; Dom na Slemenu. V Ljubljani 1932 ; Eros inferi. Maribor 1938 ;
Črni žubelj. Ljubljana 1942 ; Sestrica gre : igrokaz v enem dejanju.
Ljubljana 1932. Üb.: Heinrich Mann : Srce : novele. Ljubljana 1920.
Lit.: SBL ; OVSBL. – F. Zadravec : Slovenska Koroška v prozi, pesmi
in drami od 1919 do 1942. In : JiS 15 (1970) 7/8, 201–210 ; J. Vidmar :
Dva spomina. In : Sodobnost 23 (1975) 10, 756–782 ; P. Zablatnik : Li-
teratur der Kärntner Slowenen vom Jahre 1918 bis zur Gegenwart. In :
R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš (Hg.) : Das slowenische
Wort in Kärnten. Wien 1985, 175 ; M. Žebovec : Slovenski književniki,
rojeni od leta 1870–1899. V Ljubljani 2010, 211–212.
Maja Francé
Albuin, hl. (Bischof 977–1006), → Hildegard von
Stein/Liharda Kamenska.
Aleksandrinke [Alexandrinerinnen], temporäre slo-
wenische Arbeitsmigrantinnen in Ägypten. Als A.
werden die zahlreichen slowenischen, literaturüblich
vornehmlich aus dem Görzer Gebiet stammenden
slowenischen Ammen, Kindermädchen, Köchinnen,
Hausmädchen und Gouvernanten bei reichen ägyp-
tischen Familien genannt, wobei die Bezeichnung auf
den wichtigsten Arbeitsort Alexandria Bezug nimmt.
Der wirtschaftlich motivierte Migrationsstrom weib-
licher slowenischer Arbeitskräfte entwickelte sich seit
der Öffnung des Suezkanals 1869, durch die zuneh-
mend ausländische Fachkräfte ins Land kamen.
Diese temporäre Migrationsbewegung hatte als
Ausgangspunkt die Hafenstadt → Trieste/Trst/Triest.
Diese erlebte ihren großen Aufschwung, nachdem sie
von Karl VI. zum Freihafen ernannt worden war. Sie
breitete sich auf das umgebende ethnisch slowenische
Gebiet aus und in der Folge hatte sie in absoluten Zah-
len die größte Anzahl von slowenischen Einwohnern
(56.000 Slowenen). Sie wurde zum Migrationsziel und
Ausgangspunkt der → Emigration zahlreicher Slo-
wenen aus dem weiteren Umland ebenso wie für die
Gailtaler Slowenen. Die Migrationsbewegung nach
Ägypten dauerte bis zum Zweiten Weltkrieg. Die letz-
ten »Aleksandrinerinnen« kamen in den 60er- und
70er-Jahren des 20. Jh.s in ihren Pensionsjahren zurück
in ihre Heimat. Erwähnenswert ist auch der hic loco
von D. Grafenauer beschriebene Lebensweg des Ro-
sentaler Arztes Dr. Karel → Pečnik, der ebenfalls in
Alexandrien wirkte. Die Lebenswege von zwei Schwes-
tern des Franc → Schnabl spiegeln die traditionelle
Bindung der Gailtaler Slowenen an Trieste/Trst/Triest
und dessen Möglichkeiten. Sie waren zeitweise in ih-
ren jüngeren Jahren als Kindermädchen in Alexandria
in Ägypten tätig. Laut Familienquellen war Josefa
Schnabl (* 16. März 1874, † 1932) in Ägypten tätig,
heiratete dort Ferdinand Münch und hatte drei Kin-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55