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Deutschnationale Vereine
Spaltungen zum Deutschen Turnerbund 1889 zusam-
menschlossen. Durch die äußerst frühe Implementie-
rung des Arierparagrafen waren Juden und Jüdinnen
sowie »Angehörige nichtdeutscher Völker« (und somit
auch Kärntner Slowenen) sowie organisierte Arbeiter
vom Verein ausgeschlossen. Zudem kam dem Tur-
nerbund eine bedeutende Rolle als mitgliederstärkster
Tarn- und Vorfeldorganisation der in Österreich noch
illegalen NSDAP zu, sodass 1933 über 60 Vereine des
Turnerbunds wegen nationalsozialistischer Betätigung
aufgelöst wurden. Mitglieder des Deutschen Turner-
bunds waren am Juliputsch 1934 beteiligt gewesen und
hatten die Machteinsetzung der Nationalsozialisten in
Österreich maßgeblich vorbereitet. Nach dem → »An-
schluss« 1938 wurde der Deutsche Turnerbund aufge-
löst und in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen
eingegliedert. Nach Kriegsende wurden die Vereine
des ehemaligen Deutschen Turnerbunds verboten und
ihr Vermögen eingezogen. 1951 kam es zur Gründung
der Nachfolgeorganisation Österreichischer Turnerbund
(ÖTB), der sich in seinen Leitsätzen immer noch an
den Grundsätzen des deutschnationalen Vordenkers
und Begründers des Jahn’schen Turnens, Friedrich
Ludwig Jahn, orientiert und folglich einen fragwürdi-
gen Erziehungs- und Bildungsauftrag beansprucht.
Deutscher und Österreichischer Alpenverein
(DuOeAV) : 1862 wurde der Österreichische Alpenver-
ein gegründet und 1873 mit dem Deutschen Alpenver-
ein zum Deutschen und Oesterreichischen Alpenverein
(DuOeAV) zusammengeschlossen, dem bis 1938 über
400 Sektionen angehörten. Auch im Alpenverein wurde
bereits zu Beginn des 20. Jh.s der Arierparagraf umge-
setzt, sodass 1924 98 von 100 österreichischen Vereins-
sektionen diesen eingeführt hatten und nur »Deutsche«
in ihre Reihen aufnahmen. Somit ebnete der Alpen-
verein ebenfalls den Weg für die Machteinsetzung des
Nationalsozialismus in Österreich, da in seinen Reihen
bereits vor dem Anschluss Antisemitismus und Rassis-
mus kultiviert und alles »Undeutsche« ausgeschlossen
wurde. Nach dem Anschluss wurde der Alpenverein in
Deutscher Alpenverein (DAV) umbenannt und in den
Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen
eingegliedert. Nach dem Krieg wurde er als Oesterrei-
chischer Alpenverein (OeAV) wiedergegründet.
Deutscher Schulverein (DSchV) : Am 13. Mai
1880 kam es zur Gründung des Deutschen Schulvereins,
dessen Tätigkeit vor allem in der aktiven Stärkung soge-
nannter Auslands- bzw. Grenztumsdeutscher, beispiels-
weise durch Errichtung, Erhaltung und Unterstützung deutschsprachiger Schulen im Ausland, bestand. We-
gen zu »liberaler« Haltungen Juden und Jüdinnen ge-
genüber kam es zur Abspaltung der deutschnationalen
Kräfte innerhalb des Vereins, die sich in weiterer Folge
im Schulverein für Deutsche organisierten und zeitweise
ebenso stark waren wie die ursprüngliche Organisation.
1925 fusionierte der Deutsche Schulverein mit dem Ver-
ein Südmark zum Deutschen Schulverein Südmark. Wie
alle anderen Vereine wurde auch der DSchV nach
dem Anschluss aufgelöst und in den NS-Apparat bzw.
die passende NS-Organisation, dem Volksbund für das
Deutschtum im Ausland (VDA), integriert. Nach dem
Zweiten Weltkrieg wurde der DSchV nicht wiederge-
gründet, jedoch gilt die Österreichische Landsmannschaft
als Nachfolgeorganisation, die vom Dokumentations-
archiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) als
rechtsextrem eingestuft wird.
Verein Südmark : Am 24. November 1889 kam es
in Graz zur Gründung des Vereins Südmark, in dem laut
Eigenangaben »Männer eines großen deutschen Vol-
kes, die es als ihre Pflicht erachten müssen, den Boden
unseren Nachkommen zu erhalten den gemischtspra-
chigen Gebieten der Region gegenübertreten wollten«.
War anfangs mit Südmark vor allem das »Grenzgebiet«
der Steiermark/Štajerska, Kärntens/Koroška, → Kra-
ins/Kranjska und des Küstenlandes/Primorje gemeint,
dehnte sich ihr Agitationsfeld jedoch nach dem Ersten
Weltkrieg auf das Sudetenland, die slowenische Unter-
steiermark/Spodnja Štajerska, das Kočevje (Gottschee),
das → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina und Süd-
tirol aus. Trotz seines anschaulich rassistischen, anti-
semitischen und völkischen Gedankenguts wurde der
Verein schnell zu einer einflussreichen Vereinigung. Die
Abwehr von »slawischen Einflüssen« in den Grenzregi-
onen zählte zu einem der Hauptziele des Vereins. Als
Folge wurden auch völkische Ehen propagiert, um ins-
besondere Ehen mit slawischen Männern zu diskredi-
tieren. Nach der Fusion mit dem Deutschen Schulverein
zum Deutschen Schulverein Südmark wurde u. a. über die
Errichtung von (deutschsprachigen) Schulen im Grenz-
gebiet versucht, »Assimilierungshilfen« zu schaffen und
die slowenische Sprache zunehmend zu vertreiben
sowie dadurch die »deutsche Kultur« zu »schützen«
(→ Assimilation 1, 2). Anders als der Deutsche Schul-
verein und der Deutsche Schulverein Südmark wurde der
Verein Südmark 1938 nicht gleichgeschaltet, sondern be-
stand während und nach Ende des Krieges fort.
Kärntner Heimatdienst (KHD)/Kärntner Heimat-
bund (KHB) : Der Kärntner Heimatdienst wurde im
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55