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Eisenkappler Passionsspiel
von ihnen fest. Im April 1943 verurteilte der »Volks-
gerichtshof« in Klagenfurt/Celovec 13 Mitglieder der
Kärntner Volksbefreiungsbewegung zum Tode und den
Großteil der anderen zu langjährigen Haftstrafen. We-
gen der gut organisierten Partisanenbewegung, in der
auch deutschsprachige und Angehörige einiger anderer
europäischer Völker wirkten, planten die Partisanen zu-
sammen mit den Alliierten Kräften im Sommer 1944
die Befreiung des Vellachtals/dolina Bele zusammen
mit E./Ž. K., um so die Nutzung des strategisch be-
deutenden Seebergsattels/Jezerski vrh durch die Wehr-
macht zu verhindern.
Auf dem Gebiet von E./Ž. K. waren während des
Zweiten Weltkrieges auch einige Partisanendrucke-
reien und kleinere Lazarette tätig. In der Partisanen-
bewegung wirkten ca. 250 Einwohner von E./Ž.
K. mit,
von denen 29 im Kampf fielen. Daneben verloren we-
gen der Nazigewalt 66 Zivilpersonen das Leben. Dar-
unter stechen fast alle Mitglieder der Peršman-Familie
mit zahlreichen Kindern heraus, die durch wütende SS-
Einheiten, noch wenige Tage vor Kriegsende, ermordet
wurden. Am Peršmanhof befindet sich nunmehr das
zentrale, privat geführte Museum zum Partisanenwi-
derstand und zu den → Deportationen in Kärnten/
Koroška, vor dem das Denkmal für die Gefallenen der
→
Saualpe/Svinja aus → Völkermarkt/Velikovec seine
Heimstätte gefunden hat.
E./Ž. K. ist auch Schauplatz des ursprünglich slo-
wenischen → Brauches des Kirchleintragens → Ante
pante populore sowie des →
Eisenkappler Passionsspiels.
Lit.: ES. – G. Glauert : Ein Kärntner Grenzmarkt in den Karawanken
im 17. und 18. Jahrhundert (Železna Kapla). In : Süddeutsche Forschun-
gen, Jg. 55 (Dez. 1939), Nr. 3–4, 643–684 ; B. Grafenauer, Narodnostni
razvoj na Koroškem od srede 19. stoletja do danes. In : Koroški zbornik.
Ljubljana 1946, 117–248 ; A. Melik : Slovenski alpski svet. Ljubljana
1954 ; 700 Jahre Markt Eisenkappel. Klagenfurt 1968 ; P. Fister : Arhi-
tektura protiturških taborov. Ljubljana 1975 ; 80 let Slovenskega prosvet-
nega društva Zarja v Železni Kapli. Železna Kapla 1987 ; 100-letnica
Posojilnice-Bank Železna Kapla. Železna Kapla 1998 ; M. Klemenčič
und V. Klemenčič : Die Kärntner Slowenen und die Zweite Republik :
Zwischen Assimilierungsdruck und dem Einsatz für die Umsetzung der
Minderheitenrechte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010.
Web : www.persman.at, www.bad-eisenkappel.info/ (13. 1. 2012).
Matjaž Klemenčič ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Eisenkappler Passionsspiel, slow. kapelški pasijon.
Die Kärntner slowenische Literatur war mangels einer
ökonomischen Grundlage und entsprechender Pflege-
stätten bis zum Beginn des 19. Jh.s fast ausschließlich
auf die mündliche und handschriftliche Überlieferung angewiesen. Auf diese Tradition verweist auch die
Handschrift des Passionsspiels Komödia od Kristusouiga
Terplinja Katiro so nekidei na te ueliki zhetertig inu na te
uelikonozhni Pondelik v Kappli spilali (Komödie vom Lei-
den Christi, die einst am Gründonnerstag und am Oster-
montag in Kappel gespielt wurde), die 1899 vom damali-
gen Kaplan Stefan Singer in → Eisenkappel/Železna
Kapla gefunden wurde (Singer 1938 : 255).
Der erhaltene Teil der Handschrift besteht aus 144
Seiten im Format 36
x
22,2 cm. Auf der Innenseite des
Einbandes befindet sich die Jahreszahl 1816 mit dem
Zusatz 2 fl 45X [=
2 Gulden, 45 Kreuzer], was Kotnik
(1943 : 100) als Datum des Erwebs und als Preis der
Hanschrift deutet. Der Großteil der Handschrift be-
steht aus handgeschöpftem Papier mit dem Wasserzei-
chen »FW« der Papiermühle Franz und Anna Wein-
länder in Viktring/Vetrinj und kann somit zwischen
1771 und 1815 datiert werden.
Das Passionsspiel besteht aus drei Vorstellungen und
einem Nachspiel. Die erste wurde am Vormittag, die
zweite am Abend des Gründonnerstags, die dritte und
das Nachspiel am Ostermontag aufgeführt. Die Auf-
führung fand auf einer Bühne im Unterort, die Kreu-
zigung auf der Berglehne von Maria Dorn/Marija v
Trnju statt (Singer 1938 : 255).
Jede Vorstellung beginnt mit einem Prolog. Der erste
Teil des Donnerstags-Vormittagsspiels zerfällt wiederum
in zwei Teile. Der erste umfasst das Letzte Abend-
mahl, der zweite Teil die Leidensgeschichte von der
Sitzung des Hohen Rates bis zum Urteil des Pilatus.
Signifikant sind dabei folgende Abweichungen und
Ausschmückungen : Nach der Geißelung tritt ein Sol-
dat auf, der Christus befreien will. Die Teufel schlitzen
Judas den Bauch auf und werfen die Eingeweide heraus.
Die Szene zwischen Pilatus und seiner Frau wird als
höfischer Dialog gezeichnet, im Urteil des Pilatus wer-
den die Textsortenkonventionen eines Gerichtsurteils
nachgeahmt. Vom ursprünglichen Epilog ist allerdings
nur mehr ein Bruchstück erhalten.
Die Abendvorstellung schildert die Leidensgeschichte
von der Kerkerszene bis zur Kreuzesabnahme. Drei Ju-
den bewachen Christus vor dem Kerker. Da es ihnen
kalt ist, bitten sie die Magd, ihnen Feuer zu bringen.
Im Streitgespräch mit ihr werden volkstümliche Ste-
reotype über Schwächen und Vorzüge von Männern
und Frauen ausgetauscht. Christus wird im Kerker von
einem Engel getröstet. Das Annageln ans Kreuz und
das Würfeln um die Kleider Christi werden besonders
ausgeschmückt. Longinus, der Christi Seite öffnet,
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55