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Ethnonym Slovenci im Slowenischen
wendet. In Ortsnamen wurde früher unterschieden
zwischen Windisch und Bairisch. Diese Differenzierung
wurde aber mehr und mehr weggelassen. In Oberös-
terreich Windischgarsten und Bairischgarsten (heute nur
Garsten), Bairisch Graz (heute nur Graz [slow. Gradec],
die Hauptstadt der Steiermark/Štajerska) und Win-
dischgraz (heute Slovenj Gradec in Slowenien).
Das deutschsprachige Begriff Slowene beginnt seit
Anfang des 19. Jh.s mit den Ideen der »Wiederge-
burt« (→ preporod), mit den wissenschaftlichen Publi-
kationen über die Frühzeit und den Fragen nach der
ethnischen Identität der Slowenen populär zu werden,
in der Sprachwissenschaft endgültig seit →
Kopitar
(→ Ethnonym Slowene im Deutschen). Die alte Un-
terscheidung in windisch/Windische und krainisch/Krai-
ner wird gezielt verdrängt.
Die Nationalphilologien versuchen, für ihr E. aus der
eigenen Sprache eine Erklärung zu finden (→ Ostarri-
chi/Österreich < volksetymologisch Ostreich ; → Bagoa-
ria/Baivaria < (gelehrte Volksetymologie) germanisch
*Bajawarjoz »Männer aus Boiohaemum/Böhmen«). Ge-
meinsam mit National-Historikern entstehen oft lin-
guistisch wunderliche semantische Erklärungen, um
kunstreiche → Ethnogenesen zu bestätigen.
In den meisten europäischen Sprachen entstehen E.
aus → Gewässernamen (»die Leute am Fluss N). Man
vergleiche die vielen keltischen E. mit dem Wort ambe
»Fluss«, was die Römer als Ambidravii (am Fluss Dra-
vus, die Drautaler) übernommen haben. Sonst entste-
hen im Lateinischen einfach nach dem Flussnamen mit
ius/ii (die am Fluss N) wie die Iberer/Ibarii am Fluss
Ibarus, oder mit pagus »Gau« die Baiern/Pagivarii, die
im pagus des Ivarus (der alte Name der Salzach, → Ba-
goarii) »die Salzachgauer«. Ebenso finden sich in der
Nestorchronik die Bužane (die am Bug), die Wišljane
(die an der Weichsel), die Moravjane/Moravljane (die
an der Morava), bei den vielen Morava-Flüssen ein
häufiges, nicht immer leicht zu lokalisierendes E. Das
ist das, historisch gesehen, beliebteste Modell von E.
Aus → Orts- oder →
Gegendnamen nach einem
wichtigen Ort benannt : Latium > Latini, die → Caran-
tani/Karantaner (nach →
Karnburg/Caranta oder der
Region mit den vielen karn-Namen), Tiroler (nach dem
Ort/Schloss Tirol, Österreicher (nach der Gegend Ostra
gora > Ostriki »die am steilen Berg« → Ostarrichi).
Seltener aus → Personennamen (Abstammungsna-
men). Diese wurden meist für Ortsnamen (Besitzer-
namen : lat. Ursus > villa ursina/bairisch Irsching, Oto >
villa Otina/bairisch Ötting) verwendet. Bezeichnungen wie Goten, Franken/Franzosen, Alemannen, Marko-
mannen oder Germanen werden literaturüblich auf
germanische »Ahnherren« zurückgeführt. Dabei steht
der subjektiven Deutung jede Möglichkeit offen. Hier
beginnt die etymologische Grauzone.
Bevor es ein ethnos als geografische oder genetische
Gruppe gibt, werden die Menschen meist nach einer
Gegend benannt. Wird daraus später ein Volk mit eige-
ner Identität (→ Ethnogenese), so entsteht, sofern der
Name sich durchsetzt, ein E. Oft bezeichnet dasselbe
E. sprachlich und kulturell verschiedene Völker in ver-
schiedenen Regionen, zu verschiedenen Zeiten (Veneti
→ Windische, Volcae → Walchen), ohne dass »Völker-
wanderungen« stattgefunden haben oder gemeint sind.
Lit.: O. Kronsteiner : Sind die slovjane »die Redenden« und die nemci
»die Stummen« ? Zwei neue Etymologien zum Namen der Slawen und
der Deutschen. FS für W. Steinhauser (Sprache und Name in Öster-
reich). Wien 1980, 339–361 ; T. Domej : Die Slowenen in Kärnten und
ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740
bis 1848. Wien 1986 (Diss.) ; O. Kronsteiner : Zur Etymologie der Be-
zeichnung Nemici/Nemci »die Deutschen«. In : Onomastica jugoslavica
9 (1982) 237–341 ; O. Back : Glottonymie und Ethnonymie. In : Die
Slawischen Sprachen 14 (1988) 5–9.
Otto Kronsteiner
Ethnonym Slovenci im Slowenischen. Die ältesten
dem Slowenischen bzw. der slowenischen Sprache zu-
geschriebenen Schriftdenkmäler sind die → Freisinger
Denkmäler, niedergeschrieben ab der Mitte des 10. bis
zum Beginn des 11. Jh.s, entstanden für liturgische
Zwecke im Rahmen der → Christianisierung der Ka-
rantaner (→ Altslovenisch, → Altslowenisch, → Ca-
rantani, →
Karantanerslowenisch, → Liturgiesprache).
In der Folge bestätigen Berichte zur →
Fürsteneinset-
zung etwa von → Johann von Viktring und Sprach-
denkmäler wie das → »Buge waz primi«, literaturüblich
aus 1227, und die →
Klagenfurter Handschrift die
→
Kontinuität der Sprache. Die erste erhaltene Ver-
wendung des Ethnonyms Slovenci im Slowenischen
findet sich beim Reformator Primož →
Trubar zur
Zeit des → Protestantismus. Im Katechismus von 1550
heißt es in der einleitenden Anrede : Vsem Slovenzom
gnado, mir, milhost inu pravu spoznane božje skuzi Jesusa
Christusa prossim [Allen Slowenen Gnade, Friede, Er-
barmung und die wahre göttliche Erkenntnis durch
Jesus Christus erbitte ich]. In seinem Evangelium des
hl. Matthäus (Ta evangeli svetiga Matevža, 1555) be-
ginnt seine slowenische Einleitung mit Lubi Slovenci
[Liebe Slowenen]. Im Geleitwort zur Übersetzung des
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55