Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geographie, Land und Leute
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Seite - 329 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 329 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I

Bild der Seite - 329 -

Bild der Seite - 329 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I

Text der Seite - 329 -

329 Ethnonym Slovenci im Slowenischen wendet. In Ortsnamen wurde früher unterschieden zwischen Windisch und Bairisch. Diese Differenzierung wurde aber mehr und mehr weggelassen. In Oberös- terreich Windischgarsten und Bairischgarsten (heute nur Garsten), Bairisch Graz (heute nur Graz [slow. Gradec], die Hauptstadt der Steiermark/Štajerska) und Win- dischgraz (heute Slovenj Gradec in Slowenien). Das deutschsprachige Begriff Slowene beginnt seit Anfang des 19. Jh.s mit den Ideen der »Wiederge- burt« (→  preporod), mit den wissenschaftlichen Publi- kationen über die Frühzeit und den Fragen nach der ethnischen Identität der Slowenen populär zu werden, in der Sprachwissenschaft endgültig seit →  Kopitar (→  Ethnonym Slowene im Deutschen). Die alte Un- terscheidung in windisch/Windische und krainisch/Krai- ner wird gezielt verdrängt. Die Nationalphilologien versuchen, für ihr E. aus der eigenen Sprache eine Erklärung zu finden (→  Ostarri- chi/Österreich < volksetymologisch Ostreich ; →  Bagoa- ria/Baivaria < (gelehrte Volksetymologie) germanisch *Bajawarjoz »Männer aus Boiohaemum/Böhmen«). Ge- meinsam mit National-Historikern entstehen oft lin- guistisch wunderliche semantische Erklärungen, um kunstreiche →  Ethnogenesen zu bestätigen. In den meisten europäischen Sprachen entstehen E. aus →  Gewässernamen (»die Leute am Fluss N). Man vergleiche die vielen keltischen E. mit dem Wort ambe »Fluss«, was die Römer als Ambidravii (am Fluss Dra- vus, die Drautaler) übernommen haben. Sonst entste- hen im Lateinischen einfach nach dem Flussnamen mit ius/ii (die am Fluss N) wie die Iberer/Ibarii am Fluss Ibarus, oder mit pagus »Gau« die Baiern/Pagivarii, die im pagus des Ivarus (der alte Name der Salzach, →  Ba- goarii) »die Salzachgauer«. Ebenso finden sich in der Nestorchronik die Bužane (die am Bug), die Wišljane (die an der Weichsel), die Moravjane/Moravljane (die an der Morava), bei den vielen Morava-Flüssen ein häufiges, nicht immer leicht zu lokalisierendes E. Das ist das, historisch gesehen, beliebteste Modell von E. Aus →  Orts- oder →  Gegendnamen nach einem wichtigen Ort benannt : Latium > Latini, die →  Caran- tani/Karantaner (nach →  Karnburg/Caranta oder der Region mit den vielen karn-Namen), Tiroler (nach dem Ort/Schloss Tirol, Österreicher (nach der Gegend Ostra gora > Ostriki »die am steilen Berg« →  Ostarrichi). Seltener aus →  Personennamen (Abstammungsna- men). Diese wurden meist für Ortsnamen (Besitzer- namen : lat. Ursus > villa ursina/bairisch Irsching, Oto > villa Otina/bairisch Ötting) verwendet. Bezeichnungen wie Goten, Franken/Franzosen, Alemannen, Marko- mannen oder Germanen werden literaturüblich auf germanische »Ahnherren« zurückgeführt. Dabei steht der subjektiven Deutung jede Möglichkeit offen. Hier beginnt die etymologische Grauzone. Bevor es ein ethnos als geografische oder genetische Gruppe gibt, werden die Menschen meist nach einer Gegend benannt. Wird daraus später ein Volk mit eige- ner Identität (→  Ethnogenese), so entsteht, sofern der Name sich durchsetzt, ein E. Oft bezeichnet dasselbe E. sprachlich und kulturell verschiedene Völker in ver- schiedenen Regionen, zu verschiedenen Zeiten (Veneti →  Windische, Volcae →  Walchen), ohne dass »Völker- wanderungen« stattgefunden haben oder gemeint sind. Lit.: O. Kronsteiner : Sind die slovjane »die Redenden« und die nemci »die Stummen« ? Zwei neue Etymologien zum Namen der Slawen und der Deutschen. FS für W. Steinhauser (Sprache und Name in Öster- reich). Wien 1980, 339–361 ; T. Domej : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848. Wien 1986 (Diss.) ; O. Kronsteiner : Zur Etymologie der Be- zeichnung Nemici/Nemci »die Deutschen«. In : Onomastica jugoslavica 9 (1982) 237–341 ; O. Back : Glottonymie und Ethnonymie. In : Die Slawischen Sprachen 14 (1988) 5–9. Otto Kronsteiner Ethnonym Slovenci im Slowenischen. Die ältesten dem Slowenischen bzw. der slowenischen Sprache zu- geschriebenen Schriftdenkmäler sind die →  Freisinger Denkmäler, niedergeschrieben ab der Mitte des 10. bis zum Beginn des 11. Jh.s, entstanden für liturgische Zwecke im Rahmen der →  Christianisierung der Ka- rantaner (→  Altslovenisch, →  Altslowenisch, →  Ca- rantani, →  Karantanerslowenisch, →  Liturgiesprache). In der Folge bestätigen Berichte zur →  Fürsteneinset- zung etwa von →  Johann von Viktring und Sprach- denkmäler wie das →  »Buge waz primi«, literaturüblich aus 1227, und die →  Klagenfurter Handschrift die →  Kontinuität der Sprache. Die erste erhaltene Ver- wendung des Ethnonyms Slovenci im Slowenischen findet sich beim Reformator Primož →  Trubar zur Zeit des →  Protestantismus. Im Katechismus von 1550 heißt es in der einleitenden Anrede : Vsem Slovenzom gnado, mir, milhost inu pravu spoznane božje skuzi Jesusa Christusa prossim [Allen Slowenen Gnade, Friede, Er- barmung und die wahre göttliche Erkenntnis durch Jesus Christus erbitte ich]. In seinem Evangelium des hl. Matthäus (Ta evangeli svetiga Matevža, 1555) be- ginnt seine slowenische Einleitung mit Lubi Slovenci [Liebe Slowenen]. Im Geleitwort zur Übersetzung des
zurück zum  Buch Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I"
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
1: A – I
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
542
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška