Seite - 15 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Einleitung
Dimensionen einer modernen pluridisziplinären, interdisziplinären und interkulturellen
Enzyklopädie zur slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, von den Anfängen bis
1942
= Lemma »Kulturgeschichte, slowenische in Kärnten/
Koroška«
Slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška,
Geschichte und → Geschichtsschreibung kultureller
Manifestationen des Slowenischen im Land. Die slo-
wenische Kulturgeschichte ist ein Teil der allgemeinen
österreichischen, slowenischen, italienischen (→ Val
Canale/Kanaltal/Kanalska dolina) und mitteleuropäi-
schen Geschichte, die durch spezifische Perspektiven-
und Schwerpunktsetzung charakterisiert ist. Dies ergibt
sich auch aus der Tatsache, dass in Kärnten/Koroška
zwei konstitutive, autochthone Sprachgruppen leben
und im Land zwei historische → Landessprachen ge-
sprochen werden (→ Minderheit/Volksgruppe). Sie
umfasst insbesondere das einst weitgehend geschlossene
slowenische Siedlungsgebiet → Südkärntens/Južna
Ko roška, wobei stets Überlegungen zu den vielfältigen
interkulturellen Beziehungen und zu Prozessen der
→
Inkulturation in einer transkulturellen, europäischen
Perspektive in die jeweiligen Betrachtungen einfließen.
Die slowenische Kulturgeschichtsschreibung bereichert
zahlreiche weitere wissenschaftliche Zweige, die wie-
derum neue Perspektiven, Analysen und Erklärungs-
modelle bieten, und hat dabei keinerlei Anspruch auf
Exklusivität. Die gegebenenfalls auftretenden Wider-
sprüche und Inkohärenzen der verschiedenen wissen-
schaftlichen Ansätze und Methoden bilden zusätzliche
Ausgangspunkte für weiterführende interdisziplinäre
Forschungen (vgl. dazu die Begriffspaare → Kroaten-
gau/→ In pago Crouuati, → Slawen/→ karantanerslo-
wenisch, Slawenzehent/ → Slowenenzehent). Jeden-
falls erfordert eine integrativ verstandene slowenische
Kulturgeschichte einen interdisziplinären und prozes-
sorientierten Ansatz.
Vielfach erlaubt erst eine spezifisch »slowenische«
Perspektive oder Fragestellung – immer im Be-
wusstsein, dass es immer noch weitere Aspekte gibt,
die durchaus relevant sein können –, neue, relevante
und zusätzliche Erkenntnisse sowie schließlich ein
umfassendes Verständnis kulturgeschichtlicher Phäno-
mene im Land und darüber hinaus. Und das gilt für alle Bereiche, die Rechts- und Staatsrechtsgeschichte
einschließlich der Verfassungsgeschichte ebenso wie
etwa für die Soziolinguistik, die Mythologie, Ethno-
logie, Religionsgeschichte, die Kulturgeografie oder für
das weite Feld der biografischen Forschungen, um nur
diese zu nennen. Vielfach verbinden sich erst durch
einen derart vertiefenden integrierten pluridiszipli-
nären, interdisziplinären und interkulturellen Zugang
vereinzelte kaum wahrgenommene Erscheinungen
von scheinbar »unlogischen« historischen Zufallser-
scheinungen – wie es vielfach aufgrund von kognitiven
Dissonanzen und sonstigen Prägungen im gegebenen
gesellschaftlichen und auch wissenschaftlichen Kontext
den Anschein haben mag (→ Geschichtsschreibung,
→ Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanzen)
– zu einer vernetzten Struktur, was zu einem tieferen
Verständnis von kulturhistorischen Prozessen und Er-
scheinungen führt.
Dabei erweist sich gerade eine moderne Begrifflich-
keit bzw. → Terminologie für die Erfassung und das
Verständnis mannigfaltiger kulturgeschichtlicher Pro-
zesse von eminenter Bedeutung, weil vielfach erst damit
die ihnen zugrunde liegenden Konzepte zum Ausdruck
gebracht, kommuniziert und verstanden werden. Somit
hat die kulturgeschichtliche Terminologie, wie sie sich
in den einzelnen Lemmata der vorliegenden Enzyklo-
pädie spiegelt, einen konzeptuellen sowie einen norma-
tiven Charakter. Moderne Forschungsergebnisse etwa
aus den Bereichen der Ethnologie, der Soziolinguistik,
der Rechts- und Sprachgeschichte, der Dialektologie,
aber auch der biografischen Forschungen zeigen auf,
wie wichtig eine moderne interdisziplinäre kulturge-
schichtliche Terminologie in beiden Landessprachen
ist, die zudem den Bedürfnissen des besonders in Kärn-
ten/Koroška stets präsenten und notwendigen inter-
kulturellen Dialogs entsprechen muss. Das deutet auch
auf die Bedeutung translationswissenschaftlicher
Überlegungen im Hinblick auf die Terminologie hin.
Zahlreiche in der Folge angeführte Beispiele aus der
slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
unterstreichen dies.
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55