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Gailtaler Tracht
Gailtaler Tracht/ziljska noša,
Archiv Sonja Welsh-Millonig
Gailtaler Tracht/ziljska noša
ein ebenfalls mit Kielen bestickter Gürtel (pas) und
verschiedenfarbige Bänder (žvotǝ), die am Gürtel be-
festigt sind. An der Taille wird ein zum Dreieck ge-
faltetes Brusttuch (canetǝl, facnetǝl, pǝcǝnetǝl) angelegt
und am Rücken geknotet. Die Dreieckspitze mit schö-
nen Fransen wird nach oben angelegt und unter dem
Halsausschnitt mit einer schönen Brosche an der Bluse
befestigt. Der Kopf wurde mit einem pintl bedeckt, der
eine Variation der Haube darstellt. In jüngerer Zeit
wird ein Kopftuch als Kopfbedeckung getragen, das,
zum Dreieck gefaltet, ebenfalls hinten unter dem dar-
überliegenden freien Tuch keck verknotet wird. Diese
Tücher sind bunt, mit Blumenmuster verziert oder ka-
riert (židovc).
Die slowenische Gailtaler Männertracht (moška
ziljska noša) weist weniger Besonderheiten als die Frau-
entracht auf und ist verwandt mit zahlreichen Varian-
ten im gesamten alpenländischen Bekleidungsraum.
Die Tracht setzt sich zusammen aus kniehohen Stiefeln,
einer krachledernen, bis übers Knie reichenden Hose (jirhaste hvače), einem weißen Hemd (srejščǝ) mit brei-
ten Ärmeln, einer hohen geknöpften Weste (pruštah)
und einem Halstuch (židovc), das unter der Weste ge-
knüpft ist. In jüngeren Formen wird das Tuch auch über
der Weste geknüpft. Hinzu kommt eine Zipfelmütze
(cipfla, žlajfica, smrtnica) und darüber ein Hut (kvobǝk).
Auf die Besonderheiten der Gailtaler Tracht macht
ein Patent aus dem Jahr 1755 aufmerksam, das das
Tragen der für damalige Verhältnisse zu kurzen Röcke
zu unterbinden suchte, was jedoch nicht gelang. Wahr-
scheinlich kam es gerade wegen der kaiserlichen Er-
mahnungen dazu, dass die Kürze der Röcke bis heute
eine Besonderheit geblieben ist, mit der man die slowe-
nische Bekleidungstradition der Gailtalerinnen von je-
ner anderer Gebiete in Kärnten/Koroška unterscheiden
kann, wobei diese eine immer weiteren Anklang findet
(→ Inkulturation). Im Jahr 1867 sandte der damalige
Pfarrer von Göriach/Gorje und Vertreter der sloweni-
schen politischen und kulturellen Emanzipationsbewe-
gung Matija → Majar ein Ensemble von zwei Gailta-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55