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Graz
Historische Ansichtskarte
von Graz
Némški und Némško-Slovénski róčni besédnik [Slowe-
nisch-deutsches und deutsch-slowenisches Handwör-
terbuch] (1833) sowie seine →
Grammatik (die erste
slowenische Grammatik in der Gajica [→ Schrift])
hatten einen entscheidenden Einfluss auf die Entwick-
lung der slowenischen Schrift- bzw. → Standardspra-
che und halfen gleichzeitig die Danjčica-Schrift zu
überwinden. Stanko Vraz gründete 1838 den slowe-
nischen Leseverein Slovenska čitalnica. 1845 erschien
in G. auch das erste slowenische Geschichtsbuch unter
dem Titel Dogodivščine Štajerske zemle [Begebenheiten
aus der Steiermark], das Anton Krempl vorbereitet
hatte.
Bereits im Vormärz war G. auch ein bedeutendes
wirtschaftliches Zentrum für die Slowenen, da es nach
Trieste/Trst/Triest die einzige Stadt war, über die das
aufkommende slowenische Bürgertum die ersten In-
formationen über die industrielle Revolution in West-
europa bekam. Auch das 1811 von Erzherzog Johann
geschaffene Joanneum, das ursprünglich Museum und
auch Lehranstalt war, sollte die wirtschaftliche Ent-
wicklung der innerösterreichischen Länder fördern.
1864 wurde es in den Rang einer »k. k. Technischen
Hochschule« erhoben, der Vorläuferin der Technischen
Universität Graz. 1837 wurde in G. auf Initiative des
Erzherzogs Johann der Verein zur Beförderung und Unterstützung der Industrie und des Gewerbes in Inne-
rösterreich (Gospodarsko in podporno industrijsko-obrtno
društvo za Notranjo Avstrijo) errichtet, der Zweigstellen
in Krain/Kranjska und in Kärnten/Koroška hatte.
Die slowenische Politik wurde zur Zeit der März-
revolution 1848 (→ Revolutionsjahr 1848) neben
den Wiener vor allem von Grazer Slowenen geführt
(→ Wien). Nur vier Tage vor der Revolution (16. April
1848) gründeten sie den Verein Slovenija, dessen Vor-
sitzender der Theologe und Religionslehrer am Gra-
zer Realgymnasium Jožef → Muršec war. Muršec
wurde zur zentralen Persönlichkeit unter den Grazer
Slowenen, vor allem nach der Veröffentlichung seines
Artikels in der Grazer Zeitung, in dem er sich für die
Achtung des Naturrechtes und die administrative Ver-
einigung des gesamten slowenischen ethnischen Ter-
ritoriums im Rahmen eines unabhängigen Österreich
einsetzte. Die Grazer Slovenija sammelte zudem meh-
rere Tausend Unterschriften für die Mai-Petition der
Wiener Slovenija für ein Vereinigtes Slowenien (→ Ze-
dinjena Slovenija).
Ab Juni 1848 tagte in G. der provisorische steirische
Landtag. Obwohl in ihm die Slowenen verhältnismäßig
gut vertreten waren, hatten sie kein gemeinsames poli-
tisches Programm. So übernahmen sie in der Debatte
über die Zusammensetzung des Kronlandes ohne Wi-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55