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Grenzfrage, österreichisch-jugoslawische in Kärnten/Koroška (1918–1920)
Buchcover, Beograd
1950maligen
Herzogtums und jene →
gemischtsprachigen
Siedlungsgebiete, die sich aufgrund des Selbstbestim-
mungsrechtes ihrer Bewohner Deutschösterreich ver-
fassungsmäßig anschlossen, gebildet. Die Existenz
eines geschlossenen slowenischen Siedlungsgebietes
in Kärnten/Koroška wurde verneint (→ Südkärnten/
Južna Koroška).
Um die umstrittenen Gebiete wurde in den Jahren
1918 und 1919 mit wechselnden Erfolgen und unter
Mitwirkung verschiedener regulärer und Freiwilligen-
verbände gekämpft. Seit Anfang November 1918 be-
setzten südslawische Einheiten – auch in Verbindung
mit dem Grenzkonflikt in der Steiermark/Štajerska
– die → Mežiška dolina (Mießtal), das → Jauntal/Po-
djuna und das →
Rosental/Rož bis → Ferlach/Bo-
rovlje, Rosenbach/Podrožca und Rosegg/Rožek. Fe-
derführend waren Freiwilligenverbände unter Alfred
Lavrič, Franjo → Malgaj und Rudolf →
Maister.
Die Kärntner Landesregierung protestierte, reagierte
jedoch nicht militärisch gegen die sich als Entente-
truppen bezeichnenden südslawischen Einheiten. Nach
ergebnislosen Verhandlungen über Demarkationslinien
rückten südslawische Einheiten Ende November und
Anfang Dezember im Raum → Bleiburg/Pliberk und
→ Völkermarkt/Velikovec weiter vor. Am 5. Dezember
1918 beschloss die Kärntner Landesversammlung, süd-
slawischen Truppen – sofern sie nicht Ententetruppen
waren – bewaffnet entgegenzutreten. Die Wiener Re-
gierung stand dem aus außenpolitischen Überlegun-
gen reserviert gegenüber. Unter dem Oberkommando
von Ludwig Hülgerth gingen seit Mitte Dezember
Volkswehr- und Freiwilligeneinheiten militärisch gegen
die Südslawen vor. Nach schweren Kämpfen im Jän-
ner 1919 zogen sich die Südslawen aus dem → Gailtal/
Ziljska dolina und aus dem Rosental/Rož zurück.
Bei den folgenden Waffenstillstandsverhandlungen
in Graz bot Sherman Miles, Mitglied der Studien-
kommission der amerikanischen Delegation auf der Pa-
riser Friedenskonferenz, seine Vermittlung an. Vom 28.
Jänner bis 6. Februar 1919 bereiste die Miles-Mission,
in Begleitung eines österreichischen und südslawischen
Vertreters (Franz →
Smodej, ab 29. Jänner Lambert
→ Ehrlich), die umstrittenen Gebiete, um nach Er-
hebungen vor Ort eine Demarkationslinie vorzuschla-
gen. Da das Klagenfurter Becken/Celovška kotlina als
wirtschaftlich-geografische Einheit mit überwiegend
proösterreichischer Bevölkerung angesehen wurde,
sprach sie sich mehrheitlich für die Karawankenlinie
aus ; eine abweichende Meinung vertrat die Draulinie. Ihre Empfehlungen wurden schließlich nicht für eine
Demarkationslinie angewandt, beeinflussten aber die
amerikanische Haltung in der Grenzfrage.
Der Mitte Jänner 1919 geschlossene Waffenstill-
stand hielt bis Ende April. Nach einem erfolglosen
südslawischen Vorstoß am 29. April 1919 gingen ös-
terreichische Truppen unter der Führung von Hans
Steinacher offensiv vor. Sie drängten die südslawi-
schen Truppen über die ehemalige Landesgrenze zu-
rück. Nach ergebnislosen Verhandlungen erfolgte vom
28. Mai bis 6. Juni 1919 die Gegenoffensive südslawi-
scher Einheiten, die → Südkärnten/Južna Koroška und
den Kärntner Zentralraum mit → Klagenfurt/Celovec
besetzten.
Die bewaffneten Kämpfe um die Kärntner Grenze
forderten insgesamt über 400 Tote. Die Zivilbevölke-
rung beteiligte sich zum Teil am bewaffneten Konflikt,
vor allem aber war sie dessen Opfer. Auf beiden Seiten
kam es zu Übergriffen und Gewalttaten, viele Personen
flüchteten. Die militärischen Auseinandersetzungen
präjudizierten jedoch nicht die Lösung der Grenzfrage.
Denn auf der Pariser Friedenskonferenz setzte sich
im Mai 1919 aus verschiedenen Lösungsvorschlägen
die Idee einer → Volksabstimmung im Klagenfur-
ter Becken/Celovška kotlina durch. Der SHS-Staat
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55