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Hribovšek, Ivan
schen evangelischen Literatur entgegenzutreten. Trotz
aller Anstrengungen konnte die slowenische katho-
lische Literatur mit der slowenischen evangelischen
Literatur nicht mithalten ; die literarischen Aktivitäten
verliefen sich bald. H.s Einsatz für die Verwendung
der slowenischen Sprache im kirchlichen Bereich darf
wohl auf seine kindliche evangelische Prägung zurück-
geführt werden (→ Liturgiesprache). Auch H.s Stre-
ben nach Erneuerung der römisch-katholischen Kir-
che mittels einer guten Ausbildung der Geistlichkeit
ist eindeutig protestantisch geprägt. In diesem Sinne
förderte H. die jungen Orden der Jesuiten und Kapu-
ziner. Ökumenisch ausgerichtet war H.s streben nach
Zusammenarbeit mit den (serbisch-)orthodoxen Usko-
ken (Serben, die vor den Osmanen nach Norden, u. a. in
slowenisches Gebiet, geflohen waren) auf dem Gebiet
seiner Diözese. Zwischen 1614 und 1621 war H. Stell-
vertreter des Landesfürsten. Wie Trubar ein Förderer
der (religiösen) Literatur war, war H. ein Förderer der
(kirchlichen) Kunst. Er unterstützte den Wiederaufbau
vieler durch die Osmanen zerstörten Kirchen und ließ
neue Kirchen errichten. Im Zuge der Innenausstattung
der Kirchen wurde H. zum Mäzen der bildenden Kunst.
Gleichermaßen war er Förderer der Kirchenmusik und
achtete sorgsam sowohl auf die musikalische Ausbil-
dung des Priesternachwuchses als auch auf die vokale
und instrumentale Umrahmung des Gottesdienstes.
Zur instrumentalen Umrahmung des Gottesdienstes
ließ er Orgeln installieren. H. veranlasste außerdem die
Anschaffung von umfangreichen Notenwerken der da-
mals populären Komponisten. H.s jugendliche Nähe zu
Italien (geplantes Studium in Padova) findet sich später
in seiner Vorliebe für den italienischen Kunstgeschmack
wieder. In Gornji Grad begründete er das Collegium
Marianum, das seinerseits andere Ausbildungsorte der
Geistlichkeit beeinflusste. H. setzte sich außerdem für
das → Theater ein, in dem er ein Mittel zur Verbreitung
von Glaubensinhalten und Bildung sah.
Quellen : Johann Weichart Valvasor : Die Ehre deß Herzogthums
Crain. 1669, Anhang des sechsten Buchs / welcher eine Anzahl gelehrter
Scribenten begreifft / so aus Crain bürtig gewest, 348–349.
Lit.: SBL ; ES ; OVSBL. – I. Prijatelj : Izbrani eseji I. Ljubljana 1952 ;
A. Slodnjak : Slovensko slovstvo. Ljubljana 1968 ; A. Lavrič : Vloga
ljubljanskega škofa Tomaža Hrena v slovenski likovni umetnosti I.
Ljubljana 1988 ; E. Škulj : Hrenove korne knjige. Ljubljana 2001 ; O.
Luthar (Hg.) : The Land Between – A history of Slovenia. Frankfurt/
Main 2008.
Reinhold Jannach Hribernik, Valentin (Vereinsvorsitzender, Kulturak-
tivist), → Planina, Katoliško prosvetno društvo v Selah
(KPD Planina) [Katholischer Kulturverein Planina in
Zell].
Hribovšek, Ivan (* 19. Juni 1923 Radovljica [Goren-
jska], † Mai oder Juni 1945), Schriftsteller.
H. war einer jener slowenischen Schriftsteller, der zu
früh verstarb, der aber dennoch aufgrund seiner künst-
lerischen Tiefe während der Exponiertheit der Kriegs-
zeit von der Literaturgeschichte zu der slowenischen
Schriftstellerelite seiner Generation gezählt wird.
Er besuchte das klassische Gymnasium in Ljubljana,
wo er im Schuljahr 1940/41 die siebente Klasse absol-
vierte. Die Schulausbildung setzte er kriegsbedingt in
→ Villach/Beljak fort, wo er im Februar 1943 matu-
rierte. Zu jener Zeit war er aktives Mitglied der Wider-
standsbewegung in einer Gruppe christlicher Sozialis-
ten. Im Mai 1943 inskribierte er an der philosophischen
Fakultät der Universität Wien und widmete sich dem
Studium der klassischen Philologie. Zeitweise hielt er
sich auch in Klagenfurt/Celovec auf. Im Herbst 1944
hätte er in die Wehrmacht eingezogen werden sol-
len, schloss sich in der Not jedoch den slowenischen
Domobranzen an, die sich am Ende des Krieges ins
Flüchtlingslager bei Viktring/Vetrinj zurückzogen, von
wo aus sie von der britischen Besatzungsmacht an Ju-
goslawien ausgeliefert wurden. Im Juni 1945 endete
er mit 22 Jahren in einer durch die kommunistischen
Machthaber verübten Massenexekution.
Den Großteil seiner Gedichte schuf H. während
des Krieges. Anfangs beeinflusste ihn die slowenische
Dichtertradition, insbesondere Edvard Kocbek. In
Wien standen ihm Friedrich Hölderlin und Rai-
ner Maria Rilke am nächsten. Im Mittelpunkt seiner
Poesie befand sich die Erde, aber nicht nur in ihrer
unerschöpflichen Vitalität, sondern auch in ihrer ver-
geistigten Dimension. Im Hinblick auf die Verhält-
nisse, in denen er zu leben hatte, entwickelte H. eine
stark existenzielle Motivik und beschrieb entweder
sein persönliches Trauma, das aus seiner Konfrontation
mit dem Tod resultierte, oder suchte die Tragik seiner
geopferten Generation in hymnischen Versen auszu-
drücken. Sein dichterischer Ausdruck war stilistisch
vollendet, apollinisch schlicht, ob in Gedichten oder im
freien Vers bzw. klassischen Versmaß, insbesondere in
der ausgefeilten Form des Sonetts. Hinsichtlich seiner
Ausdruckskraft ist er ohne Weiteres mit dem Dichter
France Balantič gleichzusetzen.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 1: A – I
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 542
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55