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Jepa. Izobraževalno društvo »Jepa«
Bildungsverein Jepa – Büh-
nenspiel Deseti brat,1927,
Žiher-Bühne in Latschach/
Loče, Archiv SKD Jepa-
Baško jezero
→ Aichholzer aus Unteraichwald gründeten den
Izobraževalno društvo »Jepa« [Bildungsverein »Jepa«],
das am 19. September 1922 in das Vereinsregister ein-
getragen wurde. Der Wirkungsbereich umfasste die
Pfarren Latschach/Loče und Petschnitzen/Pečnica.
Der Vereinssitz war anfangs in Petschnitzen/Pečnica,
wurde aber bald nach Latschach/Loče verlegt. Wie
schon der Name besagt, war das Hauptanliegen des
Vereines, seinen Mitgliedern Bildung basierend auf
christlichen Werten zukommen zu lassen und die
Erhaltung sowie Entfaltung der slowenischen Volks-
gruppe. Wichtig war die Sprachbildung im Rahmen
des Slowenischunterrichtes für schulpflichtige Kin-
der und im Rahmen von Aufführungen von Dramen
in slowenischer Sprache (→ Laienspiel, → Theater).
Diese wurden beim Hajnžele in Ledenitzen/Ledince,
auf der Žiher-Bühne in Latschach/Loče und beim
Ročičnik in Ratnitz/Ratenče aufgeführt. Vor allem
auf der Žiher-Bühne gab es zahlreiche Aufführungen,
darunter Deseti brat [Der zehnte Bruder] von Josip
→ Jurčič. Ein Stück mit Tradition, wurde es doch in
Latschach/Loče beim Plož schon vor dem Jahr 1920
gezeigt. Weitere Bühnenstücke waren : Za pravdo in
srce [Für Recht und Herz], Divji lovec [Der wilde
Jäger], Dekle z biseri [Das Mädchen mit den Perlen].
Allen voran das Kärntner-slowenische Stück Miklova
Zala [Die Zala vom Mikl-Hof] von Jakob → Sket,
eine Erzählung über die Türkenzeit, wurde zum Mei-
lenstein in der Geschichte des Bildungsvereines mit
einer großen Zahl an Akteuren. Als Regisseur trat im-
mer wieder der Pfarrer in Latschach/Loče, Dr. Josip
Ogris, auf. Die organisierte Kulturarbeit des sloweni-
schen Bildungsvereines hatte jedoch auch ihre Gegner.
Am 9. August 1925 wurde das Bühnenstück Deseti
brat auf der Žiher-Bühne in Latschach/Loče aufge-
führt und durch Tumulte von »Hakenkreuzlern«, wie
die slowenische Wochenzeitung → Koroški Slovenec
schrieb, mit Heil !-Rufen gestört. Schauspieler und
Publikum ließen sich trotz der Krawalle nicht davon
abhalten, die Kulturveranstaltung wie geplant durch-
zuführen. In die Zeit des aufblühenden Bühnenspiels
fällt auch die Gründung eines Männerchores, der
sich vor allem der Pflege des Kärntner slowenischen
Liedgutes verschrieben hatte. Es gab unter anderem
Konzerte mit Männerchören, die um den Faaker See/
Baško jezero beheimatet waren, wie die Männerchöre
aus Mallestig/Malošče und Fürnitz/Brnca (→
Chor-
wesen, → Volkslied). Jüngere Burschen gründeten im
Jahr 1924 ein Tamburizzaensemble (→ Tamburizza- musik). Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges
verfügte das Ensemble über sieben Tamburizzaspieler,
nur drei von ihnen sollten aus dem Krieg zurückkeh-
ren.
Nach dem → »Anschluss« Österreichs an Nazi-
Deutschland 1938 bestand der slowenische Bildungs-
verein »Jepa« in Latschach/Loče nur noch auf dem
Papier. Jegliche kulturelle Arbeit in slowenischer Spra-
che wurde verboten, der slowenische Verein liquidiert.
Zwar wurde noch ein Bühnenspiel mit dem Titel Vrni-
tev [Die Rückkehr] einstudiert, zu dessen Aufführung
der Ortsgruppenleiter aber keine Genehmigung mehr
erteilte. Szenenbilder der Bühne wurden gestohlen. Ein
Vereinsausschussmitglied nach dem anderen wurde in
die Wehrmacht einberufen. Schwer getroffen hat den
Bildungverein die → Deportation slowenischer Fami-
lien aus seinem Wirkungsbereich um den Faaker See/
Baško jezero im Jahre 1942, die das Fundament des slo-
wenischen Kulturlebens bildeten.
Trotz des grausamen Krieges und der zahlreichen
Opfer, die die slowenische Volksgruppe um den Faa-
ker See/Baško jezero zu beklagen hatte, wurde gleich
nach dem Ende des Weltkrieges der slowenische Bil-
dungsverein »Jepa« reaktiviert. Man ging daran, neue
Kulissen herzustellen und Theaterstücke aufzuführen.
Der Symbolik einer kulturellen Wiedergeburt folgend,
wurde unter anderem das Bühnenstück Miklova Zala,
das schon vor dem Krieg wichtiger Bestandteil der
Vereinsaktivitäten war, erneut einstudiert. Es wurde
1955 beim »Kornar« in Egg/Brdo und beim Pušnik
in Latschach/Loče aufgeführt. Im Zentrum dieser für
die damalige Zeit außerordentlichen Kulturveran-
staltung standen die vereinten Kirchenchöre um den
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur