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Karantanisch-Köttlacher Kulturkreis
Emailschmuck auf Bronze,
St. Peter in Holz: Foto und
Zeichnung: F. Glaser, Lan-
desmuseum Kärnten.
1320 in Seckau begrabenen Otakar (Otacher) aus
der Gaal, den Verfasser der steirischen Reimchronik
(→ Minnesänger). Im Tschechischen bedeutet otaká-
rek »Schwalbenschwanz« (eine Schmetterlingsart), was
bei der tschechischen Vorliebe für Vogelnamen als Ruf-
und Familiennamen nicht ungewöhnlich wäre. Wahr-
scheinlicher aber geht Otakar auf die awarisch/slawische
»karantanische« Zeit im oberösterreichischen Traungau
(pagus Druni) um Kremsmünster zurück. Personenna-
men und Ethnonyme dieses Typs (-kar/-gar) finden
sich jedenfalls in östlicheren Sprachen (→ Awaren).
Lit.: ES (B. Grafenauer : Karantanska krajina). – O. Kronsteiner : Sla-
wische Elemente in den Bergnamen der Steiermark. Wien 1964 (Diss.) ;
O. Kronsteiner : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975
(ÖNf Sonderreihe 2), ²1981 ; Handbuch der historischen Stätten. Bd.
2. Alpenländer mit Südtirol. Stuttgart ²1978 (Kröners Taschenaus-
gabe, Bd. 279) ; G. Pferschy (Hg.) : Das Werden der Steiermark. FS
zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum. Graz 1980 ;
H. Pirchegger : Geschichte der Steiermark. Graz 1996 ; M. Trummer :
Slawische Steiermark. In : Ch. Stenner (Hg.) : Slowenische Steiermark.
Wien, Köln, Weimar 1997.
Otto Kronsteiner
Karantanisch-Köttlacher Kulturkreis, slow. Karan-
tansko-ketlaški kulturni krog (KKKK) oder Karantansko-
ketlaška kulturna skupina. Ein Fachbegriff, mit dem die
ältere Generation von Archäologen eine besondere
Gruppe von frühmittelalterlichem Emailschmuck in
den Ostalpen und den angrenzenden Gebieten be-
zeichnete.
Den Begriff führte erstmals der deutsche Alter-
tumsforscher Otto Tischler 1889 ein, der auf
der Grundlage der Bestimmung des besonderen
Köttlacher Stils von emailliertem Schmuck den
Begriff Köttlacher Kultur prägte. Dabei lehnte
er die Bezeichnung an den Namen des ersten
bekannten Fundortes aus dem Jahr 1853 an, bei
dem beim niederösterreichischen Köttlach der-
art geschmückte halbmondförmige Ohrgehänge
und Fibeln in Gräbern zum Vorschein gekommen
waren. Die zunächst noch recht unterschiedliche
Datierung dieser Funde wurde 1899 vom deut-
schen Archäologen Paul Reinecke auf die Zeit
zwischen dem 9. und dem 11. Jh. eingegrenzt. Der
slowenische Archäologe Walter Šmid war der
verfehlten Ansicht, dass sich diese Funde auf das
Siedlungsgebiet der Karantaner → Slawen be-
schränkte (→
Carantani), weshalb er 1911 die Be-
nennung Karantanischer Kulturkreis (slow. karan- tanski kulturni krog) vorschlug (→ Karantanien).
Später setzte sich als Kompromiss die Doppelbe-
zeichnung durch (→ Geschichtsschreibung).
Die Erwartungshaltung der einstigen Archäologen,
dass der Begriff der archäologischen Kultur mit einer
Gruppe von Personen mit gleicher ethnischer Identität
gleichzusetzen sei, erwies sich als haltlos. Heute geht
man davon aus, dass der Begriff der archäologischen
Kultur nur eine sehr beschränkte und von Archäologen
eigenmächtig bestimmte Ansammlung von Merkma-
len der materiellen Kultur umfasst. Diese Merkmale
können unterschiedlich bestimmt sein : chronologisch,
technologisch, wirtschaftlich, sozial und religiös. Da
der Begriff der archäologischen Kultur keinen klar be-
stimmbaren Inhalt erfasst, wird er von modernen Ar-
chäologen zunehmend vermieden. Aus dieser Perspek-
tive sind alle Diskussionen, die in der Vergangenheit
hinsichtlich der Frage, ob die Artefakte der KKKK ma-
terielle Zeugnisse nur der Slawen, nur der Germanen
oder gar nur der alteingesessenen Bevölkerung (→ Al-
penslawisch, → Walchen, → Altladinisch) seien, me-
thodisch verfehlt und überwunden.
Gänzlich unabhängig davon ist die Beobachtung,
dass der geografische Raum, in dem die Artefakte der
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur