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Kinder- und Jugendliteratur
Bucvice (1794), SŠM
Kinder- und Jugendliteratur,
www.slolit.at [Übersetzung O. Kronsteiner] wünscht Method
sich als Nachfolger seinen Schüler Gorazd, weil die-
ser von »Eurem Land« und »in lateinischen Schriften
gut bewandert« ist (učenu že dobrě vu latiniskyja kunigy).
Wahrscheinlich hat ein Latein und die lateinische
Schrift beherrschender Schüler Methods ein in latei-
nischer Schrift vorliegendes slowenisches Messordina-
rium in die Glagolica transliteriert ; also kein »Original-
text«, sondern eine Transliteration einer altslowenischen
Vorlage. Allein das Wort visoNd der K. B. und der Me-
thodvita für »Kommunion« (< altbairisch wisat, heute
noch bairisch weisat »Taufgeschenk«, weisaten »das
Neugeborene besichtigen und Geschenke mitbringen«
von lateinisch/altladinisch visare/visandum) ist Beweis
genug für die Existenz auch eines karantanersloweni-
schen Messtextes/Missale in der Salzburger Kirchen-
provinz. Es handelt sich eindeutig um ein ladinisches/
altbairisches Wort das Alpenraums, das sonst in dieser
Semantik unbekannt ist. Trotz eigener Verdienste haben
Kyrill/Method in castro Chezilonis »am Hof Kozels«
die schon 100 Jahre bestehende slowenische christliche
Literatur und deren Texte benützt, um sie in ihr Werk
zu integrieren (→
Kontinuität).
Lit.: V. Oblak : Zur Provenienz der Kijewer und Prager Fragmente.
In : Archiv für slavische Philologie 18, 1896, 106–112 ; J. Hamm : Das
glagolitische Missale von Kiew. Wien 1979 ; H. Birnbaum : Wie alt ist
das altertümlichste slavische Sprachdenkmal ? Weitere Erwägungen zur
Herkunft der Kiewer Blätter und zu ihrem Platz in der Literatur des slavischen Mittelalters. In : Die Welt der Slaven 26/2, 1981, 225–258 ;
F.W. Mareš : An Anthology of Church Slavonic Texts of Western (Czech)
Origin. München 1986 ; J. Schaeken : Die Kiever Blätter. Amsterdam
1987 ; O. Kronsteiner : Das Leben des hl. Method des Erzbischofs von
Sirmium. Žitie blaženaago Methodia arhiepiskupa moraviskaago/vyšnęję
Moravy (Übersetzung aus dem Altbulgarischen mit Kommentar).
Salzburg 1989 (Die Slawischen Sprachen, Bd. 18) ; V. V. Nimčuk :
Kyjivs’ki hlaholyčni lystky. (Faksimile). Kiew 1993.
Web : http://kodeks.uni-bamberg.de/AKSL/Quellen/AKSL.Kiev-
List.htm (21. 1. 2013).
Otto Kronsteiner
Kinder- und Jugendliteratur – Mit dem Begriff Kinder-
und Jugendliteratur bezeichnen wir literarische Werke,
die a) den Jugendlichen von Erwachsenen zugedacht ist
(Autoren, Herausgeber, Lehrer, Bibliothekare, Eltern)
und b) solche, die sich Kinder und Jugendliche selber
als Lesestoff auswählen (Eckhardt 1987 ; Maier
1993). Dafür haben sich auch die Begriffe »Intentionale
Kinder- und Jugendliteratur« (a) und »Kinder- und Ju-
gendlektüre« (b) eingebürgert (Ewers 2000).
Die Anfänge der Jugendliteratur reichen in Kärnten/
Koroška bereits ins 16. Jh. zurück ; Leonhard → Pa-
chernecker, Zisterziensermönch in Viktring/Vetrinj,
soll 1574 den Kurzen katholischen Katechismus für die
Jugend des Jesuiten Petrus Canisius übersetzt und in
Graz herausgegeben haben (heute verschollen). Erst
viel später kann Urban → Jarnik mit Sicherheit als
erster Jugendbuchautor in Kärnten/Koroška angesehen
werden, sein Buch Zber lepih ukov za slovensko mladino
[Sammlung schöner Lehren für die slowenische Ju-
gend] war 1814 erschienen.
Breitere Entfaltung erfuhr die Kinder- und Jugend-
literatur in Kärnten/Koroška im Rahmen der Tätigkeit
der → Mohorjeva in Klagenfurt/Celovec. Bald nach
ihrer Gründung hatte sie begonnen, Bücher für die
Jugend in ihr Verlagsprogramm aufzunehmen. Gegen
Ende des 19. und zu Beginn des 20 Jh.s scheinen in
ihrem Buchprogramm Jugendbücher auf, u. a. von Josip
→ Stritar (Pod lipo 1895, Jagode 1899, Zimski večeri
1902, Lešniki 1906), Josip Brinar (Lisica Zvitorepka
1904) und Fran Ksaver →
Meško (Mladim srcem I und
II 1911, 1914). Von Beginn an gab die Mohorjeva bel-
letristische Literatur heraus, die später ins Repertoire
der slowenischen Kinder- und Jugendliteratur ein-
ging : u. a. Jurij Kozjak von Josip → Jurčič, Miklova
Zala von Jakob → Sket, Ptički brez gnezda von Fran
Milčinski. Neben der Belletristik hatte die Mohor-
jeva auch → Schulbücher in ihrem Verlagsprogramm
(die Slovenske čitanke von Jakob Sket). Andere Werke
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur