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Kolonisierung, mittelalterliche
Kolomonov žegen, KOK
Ravne na Koroškem
Kolomonov žegen reits die deutsche Ausgabe der »Geistlichen Schild-
wacht« (→ Duhovna bramba) verlegt worden war. Um
1800 und 1830 erfuhr der K.
ž. jeweils einen Nachdruck,
letzteren wahrscheinlich bei Kienreich in Graz. Über-
liefert ist u. a. auch der jüngere, in Manuskriptform er-
haltene und 1893 im steirischen Solčava aufgefundene
K. ž. Sa use brambe [Für alle Arten von Schutz], der
nicht mehr theologisch ausgeschmückt, sondern rein
praktisch angelegt war.
Gemäß der Tendenz der Volkspoeten zur Dia-
lektalisierung von Abschriften kann der K. ž. aus der
Mitte des 16. Jh.s eindeutig dem → Rosentaler Dialekt
(rožansko narečje) zugeordnet werden. Ein protestan-
tisches Gebets- und Liederbuch, das im → Gailtaler
Dialekt (ziljsko narečje) verfasst und als Manuskript
erhalten ist, enthielt ein apokryphes Gebet aus dem
K. ž. Der Vergleich beider Texte ergab, dass der Schrei-
ber aus einer dritten, älteren Vorlage geschöpft haben
muss, schließlich beinhalteten sie neben der jeweili-
gen dialektalen Färbung auch sakrale Termini aus der
protestantischen Literatursprache (→ Protestantismus,
→
Liturgiesprache), die der slowenischen Schriftspra-
che entsprach (deren Fundament Primus → Trubar
geschaffen hatte). Die Funde konnten daher nur auf
eine ältere schriftsprachliche, der protestantischen Li-
teraturtradition entwachsene Versifikation zurückge-
hen bzw. auf mehrere einzelne Handschriften. Quellen : NUK ; Wiener slawistisches Institut ; Koroška osrednja
knjižnica Dr Franca Sušnika, zapuščina Franca Kotnika (auch digita-
lisiert) ; Študijska knjižnica na Ravnah na Koroškem ; To je tapravi inu
tazieli Colemone-Shegen : kateri je biv vkeleranje naprvevo bart vdrvkan
vtam lete : 1321 noi v latinshzhei shprachi vnkei dan : potam pa nanems-
hko sedei pa ta prvvo bart nasovenjo nonovo kvhan inu frishno pazhan.
S.l., s.n., um 1740, 1800 und 1830.
Lit.: ES. – I. Grafenauer : »Duhovna bramba« in »Kolomonov žegen«.
In : ČZN 4 (1907), 1–70 ; F. Kotnik : Kdaj je bil natisnjen Kolomonov
žegen. In : ČZN 34 (1934), 106 ; I. Grafenauer : »Duhovna bramba«
in »Kolomonov žegen«. Nove najdbe in izsledki. In : Razprave SAZU
I, Filozofsko-filološko-historični razred 4. Ljubljana 1943, 203–337 ;
R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuč : Das slowenische Wort
in Kärnten/Slovenska beseda na Koroškem. Wien 1985 ; H. Paulitsch :
Das Phänomen »Bukovništvo« in der Kärntner-slowenischen Kultur-
und Literaturgeschichte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1992, 96 ; A. Žalta :
Protestantizem in bukovništvo med koroškimi slovenci. In : Anthropos 36
(2004) 1/4, 59–72 ; M. Krapež, T. Simetinger : Kolomonov žegen – vera
posebne vrste. In : Slovstvena folkloristika : glasilo Sekcije za zbiranje in
raziskovanje slovenske slovstvene folklore 3 (2004) 2, 60–61.
Maja Francé
Kolonisierung im 20 Jh., → Deutschnationale Vereine
(Südmark) ; → Germanisierung.
Kolonisierung, mittelalterliche (die mittelalterliche
Fern- und Binnenkolonisation von Kärnten/Koroška),
mittelalterlicher Landesausbau. Zur Zeit ihrer größten
territorialen Ausdehnung in den beiden ersten Jahrhun-
derten nach der Landnahme im Ostalpenraum reichte
die slawische Besiedlung im Westen bis zu den Gebie-
ten der Oberläufe der Traun, Enns (Aniža), Mur (Mura)
und Drau/Drava. Die Grenze zum Siedlungsgebiet der
germanischen Bajuwaren (→
Bagoaria) bildeten in die-
ser Frühzeit auch das Tote Gebirge, der Dachstein, die
Radstätter, Hohen und Niederen Tauern. Für den Nor-
den wird die Donau (Donava), allerdings weitgehend
hypothetisch, als Grenze angegeben. Im Süden, zu den
Romanen und zu Beginn auch zu den Langobarden,
hielt sich die Grenze vom Oberlauf der Drau/Drava
zunächst an die Karnischen Alpen/Karnijske Alpe, vom
9. Jh. an wurde das Fellatal/dolina Bele von Slawen ko-
lonisiert. Innerhalb dieses Gebietes blieben Reste der
romanisierten Altsiedler und Splitter anderer ethni-
scher Gruppen, die sich im Zuge der Völkerwanderung
hier niederließen oder Zuflucht fanden, jedoch bald ihre
Sprache und kulturelle Identität einbüßten.
Hauptquelle für die mittelalterlichen ethnischen
Verhältnisse und ihre Entwicklung sind → Orts-,
→ Flur-, → Berg- und → Gewässernamen. Zur Erfor-
schung der Siedlungsgeschichte im Mittelalter haben
E. → Kranzmayer und M. → Kos die wichtigsten
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur