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Kraut, Jurij
Kraut, Jurij (Krauth, Kravt, Georg, vulgo Kraut, * um
1830 Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku, † 8.
November 1880 [ ?], ebd. [ ?]), Landwirt, Bergbauun-
ternehmer, Bürgermeister von Feistritz ob Bleiburg/
Bistrica pri Pliberku.
Mit seinen Brüdern Gregor und Franc, die des
Schreibens und Lesens nur wenig kundig waren und
kaum Deutschkenntnisse hatten, erhielt er nach einem
Zufallsfund am 30. Mai 1851 die Abbaugenehmigung
und eröffnete eine kleinere Bleigrube auf der Petzen/
Peca, die er danach einige Jahrzehnte erfolgreich be-
wirtschaftete. K. wurde → Bürgermeister von Feistritz
ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku. Er war der Erste ei-
ner Liste von 52 Kärntner Besitzern, Bürgermeistern
und Gemeinderäten, die am 22. September 1868 in
der Zeitschrift Slovenski narod einen Aufruf zur Teil-
nahme an der dritten großen gesamtslowenischen und
ersten Kärntner → Tabor-Veranstaltung unterschrie-
ben hatten, die am 22. September auf seinem Anwe-
sen stattfinden hätte sollen. Die Behörden untersagten
jedoch die Versammlung unter freiem Himmel mit der
Begründung, dass gleichzeitig in Klagenfurt/Celovec
der Landtag tagt. K. war Redner auf der Gründungs-
versammlung des politischen Vereins → Trdnjava
[Festung] der → mladoslovenci [Jungslowenen] am 27.
Dezember 1869 in Klagenfurt/Celovec. Auf seinem
Anwesen sprach er am 18. April 1870 zu 200 Teilneh-
mern der »Versammlung der Kärntner slowenischen
Patrioten«. Danach fand bei ihm am 31. Juli 1870 die
erste Kärntner slowenische Tabor-Versammlung statt.
An dieser nahmen zur allgemeinen Überraschung auf
Initiative der Trdnjava fast 8.000 Teilnehmer teil, die
sich für die sprachliche und allgemeine Gleichberechti-
gung der Kärntner Slowenen aussprachen (→
Dezem-
berverfassung 1867). K. forderte als junger Kapitalist
in seiner Ansprache die Vertreibung der Vagabunden,
eine Regulierung des Bettlertums sowie eine größere
Sparsamkeit bei der Abhaltung von Militärübungen
und bei Haftstrafen. Als großer Fürsprecher eines Ver-
einten Slowenien (→ Zedinjena Slovenija) und Gegner
der Grenzen der historischen Kronländer sprach er
auch auf den zwei anderen großen Tabor-Versamm-
lungen in Kärnten/Koroška : in Selpritsch/Žoprače bei
Velden/Vrba am 18. September 1870, bei der nach slo-
wenischen →
Quellen fast 10.000 Teilnehmer zugegen
waren, und am letzten Tabor vor dessen behördlichem
Verbot in Oberwuchel/Zgornje Buhlje am → Kla-
genfurter Feld/Celovško polje am 6. August 1871 mit
6.000 Teilnehmern, wo er der erste Redner war. Seine Familie trat in der Folge zum deutsch-liberalen Lager
über (→ Deutschtümler, → Assimilant, → Assimilati-
onszwang) und stellte bei den Landtagswahlen am 8.
August 1884 im Wahlkreis der Völkermarkter Land-
gemeinden einen, wenn auch erfolglosen Gegenkandi-
daten zu Franc →
Muri und Andrej → Einspieler.
Lit.: J. Felaher : Košatov rod, (kulturno-zgodovinsko gradivo). In : KSK
1952, 92–104, Zit. 93, 94, 96–101 ; V. Melik : Tabori na Koroškem.
In : Vestnik koroških partizanov 3 (1970) Nr. 1–2, S. 20–25 (auch in :
Koroška in koroški Slovenci. Maribor 1971, 159–167) ; T. Zorn : An-
drej Einspieler in slovensko politično gibanje na Koroškem v 60. letih 19.
stoletja. In : Zgodovinski časopis 23 (1969) Nr. 1–2, S. 31–51, Zit. S.
44, 47 ; St. Singer : Kultur- und Kirchengeschichte des Dekanates Blei-
burg. Klagenfurt/Celovec 1983, 205–207 ; F. Gestrin, V. Melik : Zgo-
dovinska čitanka 7. Ljubljana 1986, 50 ; J. Pleterski : Slowenisch oder
deutsch ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–1914].
Klagenfurt/Celovec 1996, 165, 204–205, 212, 252 (slowenische Erst-
ausgabe : Ljubljana 1965, 148, 185, 192, 230) ; V. Melik : Wahlen im
alten Österreich, Am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger
Bevölkerung. Wien/Köln/Weimar 1997, 429 (slowenische Erstaus-
gabe : Ljubljana 1965 ; 402).
Janez Stergar ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Krautzer, Simon (Kirchenliedsammler um 1830 aus
der Umgebung von St. Jakob im Rosental/Šentjakob v
Rožu), → Liedersammlung, handschriftliche.
Kravanja, Ferdo (Widerstandskämpfer), → Wider-
standsbewegung, →
Knez, Alojz.
Kravina, Luka (Ps. L. Višarski, * 18. Oktober 1891
Camporosso/Saifnitz/Žabnice, † 1. Juni 1978 Lju-
bljana), Jurist, Verfasser gesellschaftspolitisch relevanter
juridischer Abhandlungen, Mitglied und stellvertreten-
der Vorsitzender des Klubs der Kärntner Slowenen in
Ljubljana.
Nachdem K. die Volksschule in seinem Heimat-
ort Camporosso/Saifnitz/Žabnice im →
Val Canale/
Kanaltal/Kanalska dolina und mit 13. Juli 1913 das
Gymnasium in Klagenfurt/Celovec absolviert hatte,
studierte er in Graz, Zagreb und → Ljubljana Rechts-
wissenschaften, wo er am 26. November 1919 promo-
vierte. Während des Ersten Weltkriegs (ab 15. Novem-
ber 1915) war er Soldat in der k. u. k. Armee. Zwischen
dem 4. November 1918 und dem 17. April 1919 diente
er der jugoslawischen Armee. Im November 1918
wurde er Befehlshaber einer soldatischen Teileinheit
und half die weitere Besetzung slowenischen Territo-
riums in Richtung Ljubljana und Vrhnika durch itali-
enische Truppen zu unterbinden. Am 20. Jänner 1920
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 2 : J – Pl
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 502
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur